Musicstar und Dieter Meier

Im Zischtigsclub von heute sprach mir Dieter Meier, Frontman von Yello, aus dem Herzen. Dass die Veranstaltung eine Materialschlacht im Sinne vom Menschenmaterial-Ausmarchuung darstellt, ist wohl schon klar. Sie läuft unter dem Titel der Förderung, doch sie nützt wohl dem TV am meisten.

Dieter Meier hat sich daran gestossen, dass als allgemeine Belustigungssequenzen die "Leider nein"-Snippets gezeigt werden, wo für diesen Zweck ungeeignete Leute der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Dieter Meier sagte, dass der Fokus ja eigentlich auf "auf diesen Zweck hin dressierte Leute" gerichtet ist, dass das nur nicht bewusst wird. Es passen nur die Menschen, die gut singen können. Denn schliesslich sind die abgewiesenen Leute nun ebenfalls im Fokus der breiten Masse und von der eventuell als Mensch abgeschrieben, nicht nur als angehender Sänger. Natürlich ist es nicht klar, ob diese Leute so oder so einfach mal ins TV wollten, egal wie stark sie sich erniedrigen wollen. Dennoch. Es bleibt ja was hängen in der Masse. Gedanken und Vorstellungen über einen Menschen.

Ich finde wie Dieter Meier und Francine Jordi auch, diese Sequenzen bräuchte es nicht. Denn diese entlarven die Show erst recht als Geldmaschine für die TV-Anstalt. Dieter Meier war sehr drastisch in seinen Schilderungen diesbezüglich "ich habe zum Teil Mitleid mit diesen Leuten (Teilnehmer)". Carmen Fenk widersprach dem, sie kann ja als Gewinnerin der 1. Staffel in der Schweiz eine Glaubwürdigkeit ausstrahlen. Sie meinte, es ist ja ein Wollen der Teilnehmer, egal wie's rauskommt.

Mir gefällt am Musicstar die Emotion, die Freude an einem toll gesungenen Song. Das Hoffen der Familienmitglieder, dass ihr Schützling weiterkommt. Was mir nicht gefällt, sind die erwähnten "Leider Neins", die Homestories.

Da aber auch jeder, der da hingeht, selbst entscheiden muss, ob er das will, habe ich wie Carmen Fenk weder Erbarmen noch finde ich sie toll. Es ist offenbar ein Weg, für eine gewisse Zeit im flüchtigen Bewusstsein der Masse präsent zu sein, Anerkennung und Ablehnung zu erhalten. Ob die Leute das dann ertragen und damit umgehen können, ist ungewiss, denn dieses Mass an Aufmerksamkeit sind die jungen Menschen nicht gewohnt.

Dieter Meier sagte "das sind Novizen, die man in die Arena lässt". Er verteidigt die Menschenwürde. Vielleicht, weil er ohne diese Massenveranstaltungen zum bekannten Künstler wurde, weil er weiss, dass es andere Wege zum Ruhm gibt, der ohnehin kommt, wenn man etwas macht, woran man glaubt und was anderen Leuten gefällt. Weil man sich dann auch nicht bis auf die Unterhosen präsentieren und - wenn's dumm geht - blamieren muss.

Aber dieser Weg ist halt eventuell etwas langsamer, nicht von 0 auf 100 in ein paar TV-Tagen und ohne ein Millionenpublikum. Wohl für die meisten etwas verträglicher, denn ein eventueller Niedergang ist dann auch nicht von 100 auf 0 in wenigen post-TV und einsamen Tagen. So kann sich wie üblich jeder selbst entscheiden. Hoffentlich kann er mit den Konsequenzen umgehen, ohne sie emotional zu fixieren.

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