R.I.P. CAC Zürich

Nach seinem 24. Altersjahr ist er nun endlich gestorben, der Computer Anwender Club Zürich. Ich war bei der Gründung dabei, als er in einem Restaurant mitten Zürich in sehr kleinem Rahmen entstand. Ich glaube, es waren grad mal so 6-10 Leute, die sich da bewaffnet mit Listen von Programmen zusammenfanden, nachdem sie irgendwo einen Flyer vom charismatischen Initiator gelesen hatten.

Die Programme waren natürlich fast ausschliesslich Raubkopien. Das war damals halt so und - die Geschichte weiss es - ohne sie hätten gewisse Computermodelle niemals solche Absatzzahlen erreichen können wie sie es taten. Es ist klar, dass ich vom Commodore C64 rede, der legendären Kiste, die sowas wie Hardware-unterstützte Sprites hatte, einen dreikanaligen Soundchip und eine Grafik von 320x200 Pixeln. Keiner wusste damals, was Sprites seien. Und natürlich 64 KByte RAM, von welchen 39 KByte für Basic oder Assembler-Programme zur Verfügung stand. Wahnsinn.

Damals war Information knapp gesät, der Club das Zentrum des Austausches über Anwendungen, Programmiertricks, Selbstdarstellungen, Kontakte knüpfen und Karriere starten. Jahre danach geschieht es mir, dass ich irgendwo in eine IT-Firma trete und mich da einer erkennt und sagt "Du warst doch auch im CAC". Manchmal ist das förderlich, manchmal auch nicht, denn damals war ich bekannt als Crack, der aber auch recht mühsam im Umgang war.

In der Zeit des Aufstiegs des Personal Computers war der Club bis zu 850 Mitglieder gross. Koryphäen entwickelten sich, Showmen und sitzfreudige Stammstischbrüder, denn nach den Clubtreffs ging's ins Restaurant essen und trinken.

Vor ca. 10 Jahren begann auch der Niedergang, denn bald hatten die Mitglieder die potenteren Maschinen zuhause als wir im Club. Die Treffen wurden nur noch zum Anstoss des Abendprogrammes. Es kamen immer weniger. Den Informationsaustausch übernahmen Fachzeitschriften als unidirektionale Quellen.

Vor 10 Jahren ebenfalls habe ich angeregt, den Club aufzulösen, weil er nicht mehr seine Absicht erfüllen konnte. Die Clubleitung oder die Mitgliedermehrheit war nicht meiner Ansicht. Fortan war ich immer seltener bis gar nicht mehr an den Clubtreffen.

Heute allerdings konnten sich auch die ergrauten Chefs den Tatsachen nicht widersetzen: Der Club war schon lange klinisch tot und hing nur noch der Lebenserhaltungsmaschine, so lange wie das Clubvermögen noch ausreichte.

Nun ist er tot, der Club. Ich verdanke dieser Zeit viele spannende Erlebnisse, viele tolle Kollegschaften, teilweise auch einige Freundschaften, viel Spass und Lachen, auch Früste, aber wenige. Meine journalistische Karriere begann in der Zeit, denn erste Artikel von mir erhielten in Fachzeitschriften und dann während dreier Jahre auch in der Clubzeitung ein Publikum. Dies war eine gute Schule für mich.

Was nun nach 24 Jahren übrig bleibt, ist eine museumsreife Ansammlung fast aller Computer vom PET 2001 bis zum Pentium 4. Alle natürlich lauffähig.

Wer die will, kann sich bei mir melden.

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