Leschs Kosmos - 20 Minuten TV-Bildung

Ich mag den Lesch ja schon lange, weil ich seine Astronomie-Sendungen in BR schön fand, wie auch seine anderen Themen, die er gut rüberbringt, sei es von Philosophie bis Theologie.

Wie es ihn offenbar schockierte, tut es nun mich auch, wie er das im TV nun weitergibt. Es ging diesmal um die Betonproduktion. So erzeuge die Produktion einer Tonne Zement fast soviel, nämlich 870kg CO2. Wenn man bedenkt, wieviel Beton da regelmässig verbaut wird, egal wo, aber auch in den sich jeweils als unschuldig ummäntelnden aufstrebenden Dritt-Welt-Staaten, so ist das erschreckend.

Die CO2-Erzeugung einer Jahresproduktion Betons sei etwa das dreieinhalbfache des gesamten Flugbetriebs der Welt.

Also ich habe mir das nie überlegt, dass Beton auch diesen Nebeneffekt hat. Ich betrachtete den bisher nur als unschön, versiegelnd etc. Offenbar werden heute pro Tag immer noch 70ha Boden versiegelt auf der ganzen Welt.

Dass aber bei jeden Hausbau, jeder Strassenbrücke etc. fast soviel CO2 erzeugt wird wie das Gewicht der Betonbauten, das wusste ich nicht. Da hat Lesch dann schon recht, wenn er sagt, dass es der Atmosphäre egal ist, woher, aus welchem LAnd, mit welcher Ausrede CO2 erzeugt wird. Seit 1850 haben wir offenbar den CO2-Gehalt der Atmosphäre von 280ppm auf 380ppm gesteigert. Da diese bekanntlich keine politischen Grenzen kennt, spielt es eigentlich keine Rolle, ob die boomenden Chinesen oder die energieverschwenderischen "Zivilisierten" das CO2 erzeugen. Wenn halt mehr Wärme in der Atmosphäre drin bleibt, hat es auch mehr Wasserdampf, der selbst ein Treibhausgas ist.

Nun ja, wir denken uns ja manchmal, wieso gibt es die "Hochkulturen" der Sumerer, Ägypter, Atlanten etc. nicht mehr. Tja, vielleicht haben sie auch so einen Scheiss gemacht und sich nicht um die Auswirkungen gekümmert. Damit meine ich jetzt nicht die physikalischen Problemfälle, sondern halt Ignoranz in anderen Lebensbereichen an den Tag gelegt, so dass sie zugrunde gingen.

In 5000 Jahren wird es vielleicht auch eine Kultur geben, die angesichts Ausgrabungen aus ver Vorzeit, ca. 2000 nach diesem überlieferten Christus, denken, wieso sind die nur so schnell ausgestorben ... die Betonbauten finden wir ja noch ...?

Tja, also, Häuslebauer ... auf Beton verzichten. Andere Baustoffe evaluieren. Sollte ich je ein Haus bauen dürfen, werde ich mich an Leschs Vortrag erinnern.

Da freut es mich schon, dass Urban Farming und Urban Gardening immer mehr Fans finden. Denn ich schrieb ja auch schon mal vor Jahren, dass doch eigentlich alle Dächer begrünt werden sollten. Immer diese Flachdächer, diese roten Ziegel - und dann muss man das Haus noch kühlen und heizen ... wie wäre es, wenn die Dächer immer bewachsen wären?

In den Megacities kommen Urban Farming offenbar immer mehr in Mode, weil immer mehr Leute in den Städten wohnen wollen und diese die Infrastruktur zur Bewältigung der täglichen Nahrungsmittelbeschaffung auf die Dauer nicht mehr meistern können. Wieso soll denn auch im Umland Agrarprodukte erzeugt werden, die dann mit Energieaufwand in die Städte transportiert werden müssen, wenn es auch direkt auf dem eigenen Dach ginge ... Städte sind ein Problem, wenn sie gross sind. Wenn sich ihre Bewohner jedoch beginnen, sich wieder um ihre Bedürfnisse zu kümmern, dann sind die Städte vielleicht auch ein Brutkasten für neue Ideen. Kann sich ein ganzer Block von selbst erzeugter Nahrung sättigen, so muss diese Menge von Nahrung nicht mehr herangekarrt werden, wird nicht bei Nichtgebrauch fortgeschmissen etc. etc. etc.

Man muss halt schon einiges wissen über die "moderne" Lebensart, um zu erkennen, wie gut die naturgegebenen Abläufe schon waren: Da wir ja unseren Dung nicht mehr aufs Feld ausbringen, geht dem Boden Phosphor verloren. Den schütten wir dann halt mit Düngern nach. Dass aber auch schon Phosphor ein knappes Gut würde, das hörte ich auch erst letzthin zum ersten Mal.

In diesem Sinne bin ich immer dankbar, mehr über Abläufe lernen zu dürfen. Die Wissenschaft zeigt, dass sie Wissen schafft. Aber wenn diese Erkenntnisse nachher nicht umgesetzt werden, dann macht mich das manchmal schon traurig bis hässig. Wohlwissend, dass ich auch Ursache und Nutzniesser aller dieser Dinge bin. So bescheide ich mich halt darin, in meinem Umfeld das für mich Sinnvollste aus diesen Informationen zu machen. Und anderen - wie LEsch - davon zu erzählen, wie Dinge funktionieren - so sie es denn erfahren wollen. Denn wir wissen ja schon auch seit langem: Aufzwingen kann man Verhaltensweisen nicht. Damit sie nebeneffektfrei bleiben, müssen sie aus Einsicht entwickelt werden.

Nun ja. Ich hoffe, wir folgen auf der ganzen Welt den Erkenntnissen der Wissenschaft - sei man nun Amerikaner oder Kambodschaner. Wie gesagt, der Erde ist die Bezeichnung egal.

Ceterum censeo: Think globally, act locally.

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