Wofür also die BlockChain ...

So, nun habe ich mal alle meine Fragen zu BlockChain (BC) ausreichend beantwortet gefunden. Ein einziges Buch half dabei, das nicht mal technisch war. Aber genau das wollte ich. Es ist von Daniel Drescher und lautet "Blockchain Basics" und ist in englisch.

Denn als Kryptografie-Experte war mir das Technische eh klar. Allerdings hatte ich genau deswegen meine knackigen Fragen, die mir zufällige Gesprächspartner nicht beantworten konnten. Weil mir allerdings ein Projekt fehlte, blieben meine Fragen ungeklärt.

Nun, nach Lektüre dieses Buchs, ist das nun nicht mehr so. Es beschreibt in 25 Schritten wirklich ohne eine einzige Zeile Code, geschweige denn Mathematik, worum es sich bei der BC handelt und wieso diese Begriff derzeit so ein Hype ist. Und üblicherweise deswegen, weil die meisten wohl nur vage davon was verstehen. Jeder der 25 Schritte beginnt mit einer Metapher aus der realen, uns allen bekannten sozialen Welt. Danach folgt die daran angelehnte Konzeption in der BC.

Die Kryptografie, die Technik also, ist einfach bzw. wir benutzen sie unter der Haube bei jedem (verschlüsselten) Internetzugriff sowieso schon. Das also kann den Hype nicht ausmachen.

Die BC macht es aus, dass sie konzeptionell viele Punkte adressiert, die eine Datenbank - und mehr ist es nicht - je nach Anwendungsbereich immer adressieren muss. In Merkworten:

  1. Kein Single Point of Failure
    die BC ist eine verteilte Datenbank, die bei jedem Teilnehmer vollständig vorhanden sein muss. Damit ist sie automatisch dupliziert und redundant. Ist sie einmal in Betrieb mit mehr Teilnehmern als ein Aggressor auf einen Schlag lahmlegen kann, ist sie nicht zu zerstören.
  2. Jeder kann an der BC mitmachen
    die BC ist ein Computeralgorithmus, so dass jeder netzwerkfähige Computer mitmachen und jede in ihr gepeicherte Transaktion nachkontrollieren kann. Dadurch ist sie in höchsten Masse transparent und bietet keinerlei Privatsphäre zur Geschichte einer Transaktion. Eine Anonymität ist nur dann gegeben, wenn die in der BC zu speichernden Transaktion aus anonymen Daten besteht. Es gibt einen quasi demokratischen Entscheidungsprozess, eine Konsensfindung, die dafür sorgt, dass der Versuch einer Einspeisen von gefälschten Transaktionen umgehend entdeckt wird.
  3. Niemand kann die BC in seinem Sinne manipulieren
    zumindest fast niemand, Geheimdienste, Google etc. könnten es wohl, denn die BC wird nur sicher, wenn sie eine gewisse Grösse erreicht hat. Die Grösse ist nämlich die Herausforderung, die ein möglicher Manipulator zu meistern hat, wenn er Einträge fälschen möchte. Er muss neben dem zu fälschenden Block alle nachfolgenden Blöcke nachrechnen und er muss das sogar noch schneller tun, als die anderen Teilnehmer, die ja auch an der BC arbeiten und sie legitim verlängern. Ein genug potenter Manipulator kann das aber, erst recht, wenn die BC legitimerweise spärlich genutzt wird. Die Manipulationssicherheit entsteht durch pro Block durchzuführende, resourcenhungrige Berechnung des Hash-Puzzles (dazu später).
  4. Jeder kann an der BC etwas "verdienen"
    da die BC physische Resourcen braucht, diese nicht gratis sind, ist in der BC ein Mechanismus zur Belohnung für Mitwirkende drin. Eine automatische Bestrafung ist ebenfalls eingebaut, denn es kann passieren, dass erledigte Arbeit eben nicht belohnt wird. Die Belohnung selbst kann wohl aber nur in der "Währung" erfolgen, mit der die BC "handelt", denn der Teilnehmer wird nur an der BC mitmachen, die ihn thematisch interessiert und der er sicher nicht schaden will und seine Belohnung riskieren würde.
  5. die BC kann irgendeine digitale Resource speichern
    die BC ist ein Programm. So kann sie grundsätzlich auch Programmcode speichern, der revisionssicher und nachvollziehbar ist. Aufgrund der abwesenden Privatsphäre gibt es allerdings keinen Schutz vor unbefugten Einsichten.

Das sind so die Eckdaten. Wieso die Banker etwas Schiss vor der BC haben, ist die Tatsache, dass sie als dezentrales System die Sicherheit von Transaktionen gewährleisten kann für alle irgendwo mitwirkenden Computer. Wenn wir heute zur Bank gehen, damit die für uns einen Betrag von hier nach da überweisen, dann tun wir das, weil es sich nicht lohnt, selbst hinzufahren, weil es unsicher ist etc. etc.

Da Geographie und Distanzen in Computernetzwerken aber keine grossen Sachen mehr sind, fallen die Bank-Services ja weg. Es fallen im Prinzip überall dort die Mittelleute weg, wo es um reine digitale Daten geht - und das ist heute viel: Geldäquivalente, Videos, Musik, Zertifikate, Urkunden, Pläne, Patente, Berechtigungen etc.

Doch die BC hat eben auch eklatante Schwächen: Das Belohnungssystem nützt nur der Teilnehmergruppe. Das kann dazu führen, dass nur wenige Teilnehmer an einer BC mitmachen, was wiederum dazu führt, dass eine Manipulation eines genug potenten Teilnehmers möglich ist, wenn er mit seinen Resourcen die Konsensfindung zu seinen Gunsten beeinflussen kann.

Die BC basiert derzeit auf einem mathematischen Problem, der Einwegfunktion. In der IT heissen diese Digests oder Hashes. Die wohl bekanntesten Hashes sind MD5 und alle Varianten von SHA. Sie berechnen aus einer beliebig grossen Datenmenge einen 128 - 512 Bit langen Wert, eine Zahl also.

Es ist wohl klar, dass man aus nur 512 Bit niemals herausfinden kann, welche 10, 1000, 100000 Megabytes genau einen bestimmten Wert erzeugt haben. Es ist allerdings von der Qualität des Hash-Algorithmus abhängig, wieviele der möglichen Eingangsvarianten man überhaupt durchprobieren muss, bis man einen Hash-Wert findet, der identisch ist zu dem Wert einer anderen Eingangsvariante. Für den bekannte SHA-1 Algorithmus ist das Erzeugen einer sog. Kollision schon gelungen, so dass man dem Spruch "es gibt keine gleichen Ausgangswerte für unterschiedliche Eingangswerte" nicht einfach für bare Münze nehmen kann. Trotz der Kollision ist ein SHA-1 natürlich immer noch gut, denn man kann immer noch nicht in nützlicher Frist eine Eingangsvariante so verändern, dass ein bestimmter Hash-Wert erzeugt wird. Wäre dies möglich, müsste man SHA-1 per sofort also geächtet betrachten.

Google und andere haben aber trotzdem schon begonnen, die Verwendung von SHA-1 in den Web-Protokollen anzumahnen. Man solle mindestens SHA-256 oder den neuen SHA-3 nutzen.

Diese Hashes sind das Fundament der BC. Denn logischerweise kann man auch "Hashes über Hashes bilden" wie der ITler sagt. Das bedeutet, man kann Ketten (Chains) bilden, in der Blöcke zusammengehängt werden, wo jeder Block einen Hash über eine Transaktion beinhaltet. Kann man nachträglich jederzeit die Transaktionsangaben hashen, so kann man den selbst berechneten Hash-Wert auch mit dem im Block gespeicherten Hash vergleichen. Kommt man nicht auf denselben Wert, wurde irgendwas verändert, die Transaktionsangaben oder/und der Hash-Wert sind also - neutral gesagt - ungültig. Ein Block kann aber nur an den vorherigen angehängt werden, wenn der neue Block den Vorgänger verifiziert hat und in sich selbst den Hash der Verifikation speichert. Mit dieser Regel kann die BC nur wachsen, wenn beim Einspeisen einer neuen Transaktion die BC verifizierbar unverändert geblieben ist. Um das nachzuprüfen, müssen BC-Teilnehmer, die eine neue Transaktion in die BC einspeisen möchten, die ganze Kette bis zur ersten Transaktion rückwärts rechnen.

Diese Fakten bedingen die eingangs erwähnte Transparenz und Unveränderlichkeit aller gespeicherten Transaktionen, also die Integrität.

So einen einzigen Block einer Transaktion zu fälschen, ist natürlich Peanuts. Wenn an eine Transaktion nun eine weitere anhängt, weil beispielsweise eine Geldüberweisung von A nach B von diesem B aufgeteilt an C, D und E weitergeleitet wird, so ist die Kette auch noch nicht schwierig zu berechnen, denn man hat ja alle Eingangsdaten: Die ursprüngliche Transaktion, die einen ersten Block ergab - Die Überweisung von A nach B. Sollen nun Blöcke angehängt werden für die Transaktionen B⇒C, B⇒D, B⇒E, so wird bei jedem Anhängen der zuvor letzte Block (Kopf der BC) versiegelt. Eine Manipulation der Ausgangstransaktion wird also nicht nur die Berechnung dieses Blocks auslösen, sondern auch diejenige aller nachfolgenden Blöcke. Der Manipulator rennt also dem Kopf der BC hintennach und muss erst noch die anderen Teilnehmer von seinen Berechnungen überzeugen.

Die Hash-Funktion hat nun als Eigenschaft, dass sie sehr schnell berechnet werden kann. Im Wesentlichen ist die Berechnungszeit nur von der Grösse der Eingangsdaten abhängig. Ein SHA-256 kann auf einem handelsüblichen PC heute durchaus schon knapp 10 MByte pro Sekunde durchrechnen, oder andersrum: Wenn die Eingangsmenge etwa 100 Bytes sind, sind das etwa 100'000 Hashes pro Sekunde. Die genauen Daten sind da gar nicht so wichtig, es geht nur um die Veranschaulichung der Grössenordnungen.

Die Fälschung der Überweisung von A nach B wäre also wohl in wenigen Mikrosekunden gemacht - wenn da nicht noch etwas wäre: Das Hash-Puzzle. Das ist das Geniale an der BC: Für einen gültigen Block muss noch ein Wert gefunden werden, der von der Transaktion gar nicht betroffen ist. Das ist die Lösung des oben erwähnten Hash-Puzzles. Da jede Hash-Funktion eben die Eigenschaft hat, dass man nicht von ihrem Resultat auf den Eingabewert schliessen kann, gilt natürlich auch das andere: Man kann nicht wissen, was man der Hashfunktion füttern muss, um einen bestimmten Wert herauszubekommen. Wollte man das, muss man halt fast unendlich viele Varianten als Eingaben durchprobieren und jedesmal das Resultat auf die gewünschte Wert-Kategorie prüfen.

Unendlich ist ja schon viel. Kleine rechnerische Betrachtung: Selbst wenn also Spezialhardware zum Mining benutzt wird, die pro Sekunde (derzeit) 100 Billionen Hashes (1014) rechnen kann, so ist das immer noch wenig, denn ein SHA-256 Wert ist irgendeine Zahl zwischen 0 und 1077 ... das Jahr hat 31'536'000 Sekunden, das Universum ist ca. 500 Billiarden Sekunden alt, aufgerundet also nicht mal 1018. Mal die 1014 Hashes pro Sekunde, gibt also schlappe 1032 Hashes für das Alter des Universums bei aktueller Hardware. Da ist 1077 immer noch 1045 mal mehr. Beim "unsicheren" SHA-1 wären es immer noch 10 Universumsalter.

Gemäss einer Info haben die Chinesen derzeit etwa 15 Exahash (15 x 1018) pro Sekunde zur Verfügung. Das macht den Braten immer noch nicht feiss, denn bei SHA-256 ist es dann halt nur noch 1041 mal so viel die das gegenwärtige Universumsalter ... Wie auch immer, man kann also getrost sagen, dass man niemals für einen bestimmten Hash-Wert durch reines Variieren der Eingangsdaten diese herausfinden kann. Man kann also nur Variieren und das Resultat begutachten. Herauskommen tut immer nur eine simple Zahl. Könnte sogar mal 42 sein ...

Das Hash-Puzzle verlangt nun, dass der Hash-Wert ein bestimmtes Kriterium erfüllt. Es sagt: "Zu den Eingangsdaten für die Hash-Funktion nimm noch eine davon unabhängige Zahl (Nonce = number used once) hinzu, und hashe das. Der Hash-Wert muss dabei einfach kleiner als 1 Quadrillion sein. Wenn du eine Nonce gefunden hast, die gehashed mit dem Block einen Hash-Wert unter 1 Quadrillion ergibt, dann darfst Du diesen Block an die BC anhängen.".

Man kann das Puzzle sogar in der Schwierigkeit variieren, indem man diese Regel einfach weiter oder enger schnürt. Das passiert bei der BC alle ca. 14 Tage und nennt sich Difficulty Adjustment So sorgt die BC dafür, dass es keine Inflation von Blöcken gibt, nur weil die Hash-Rate aus irgendwelchen Gründen steigt oder sinkt.

Die BC hat also diese Regeln. Wieso soll sich diese Rechnerei überhaupt ein Teilnehmer antun, wenn es doch wohl absolut zufällig ist, ob er jemals einen Block anhängen darf? Das ist eben unter anderem abhängig vom Belohnungssystem. Und eben, die Regel kann ja so gestaltet werden, dass es immer etwa dieselben Chancen pro Zeit gibt.

Diese ganze Rechnerei ist das, was man Mining nennt, was also sehr, seeehr, seeeeeehr resourcenintensiv ist. Rechnen kostet ja auch Strom und anderes. Mining ist also weder gratis, noch einfach noch von jedermann erfolgreich zu betreiben. Da spielt es auch keine Rolle, wenn sich mehrere Miner zu Gruppen zusammenschliessen.

Man sieht, die Einspeisung von Transaktionen in eine BC ist beileibe nicht schnell. High-Speed Trading wie es die Banken vorantreiben, ist so m.E. kein Thema für die BC. Es ist daher unwahrscheinlich, dass eine BC vorhersehbar in der Lage ist, ein aktuelles Buchungssystem zu ersetzen.

Die Hashing-Power ist als jederzeit in der Lage, alle 10 Minuten einen neuen Block zu finden. Der Block beinhaltet natürlich nicht nur eine Transaktion, sondern mehrere, etwa 3-4000. Derzeit sei die Blockgrösse in der BTC 1 MByte. Das macht die BC natürlich langsam, zu langsam für die Menge an Transaktionen, die ein leistungsfähiges Transaktionssystem bearbeiten können muss in der heutige Zeit.

Die Vergrösserung der Blockgrösse wäre ein Weg da raus, aber nur sehr kurzfristig und vor allem zur Idee von Bitcoin kontraproduktiv. Denn grosse Datenmengen verlangen nach potenter Hardware. Irgendwann zuviel für kleine BC-Teilnehmer. Die Folge wäre, dass weniger Leute mitmachen könnten, oder wenn doch, die Hardware mieten - in Rechenzentren von Amazon, Google, Microsoft etc. Ein Ausfall so eines Rechenzentrums aus welchen - gerne auch sehr gewollten - Gründen legte dann zu grosse Teile der BC lahm.

Zudem ist die BC so, dass es noch lange kein Garant auf Einspeisung gibt, wenn meine Computeranlage einen gültigen Block berechnen kann. Denn, wenn mich niemand kontrolliert, berechne ich den ganzen Kram auch nicht, sondern sage einfach "der Hash-Wert ist xyz, basta.".

Nun kommt eben eine andere BC-Konzeption hinzu, die Kontrolle durch die anderen. Wenn ich einen Block für eine Transaktion gefunden (=errechnet) habe, dann muss ich das den anderen BC-Teilnehmern mitteilen, die meinen Block natürlich nicht einfach "glauben". Sie werden die Berechnung prüfen. Das ist ja nun einfach und schnell, denn es geht nicht mehr ums Finden einer Hash-Puzzle-Lösung, sondern nur noch ums Nachrechnen, ob alle Hashes seit der ersten Transaktion zu den Blockdaten passen.

Wenn ich also die BC bescheissen möchte, die Daten einer bereits in die BC eingehängten Transaktion ändern möchte, so muss ich aufgrund der Dezentralisierung der BC allen Teilnehmern meine Blöcke ab der manipulierten Transaktion bekanntmachen. Und diese Blöcke müsste ich ja zuerst berechnen, also pro Block eine Nonce finden. Und wie schwer das sein kann, habe ich oben ja gerade dargelegt.

Dass es zu Differenzen bezüglich der Hashes unter den Teilnehmern kommen kann, ist in der BC miteinbezogen. Die Gründe für der Erscheinen der Differenzen ist völlig unerheblich für die BC, die muss nur einen klaren Weg haben, Diskrepanzen zu bereinigen. Und die hat sie.

Ein Manipulator könnte die BC manipulieren, wenn er die Power hätte, schneller neue Blöcke zu berechnen als die legitimen BC-Teilnehmer die BC selbst erweitern, denn eines der Kriterien ist, dass im Zweifelsfalle (Teilnehmer berechnen verschiedene Hashes zu einer Transaktion, was einer Verzweigung der BC gleichkommt) der längere BC-Ast als der autoritative gilt. Denn die BC erachtet mit der Zeit denjenigen Ast als wohl korrekt, in dem mehr Rechenpower steckt - ganz einfach deshalb, weil dort mehr Teilnehmer dieselben Daten berechnet haben.

Der langen Rede kurzer Sinn ist also, dass die BC sowohl im Fundament wie auch im Eskalationsprozess auf dem Kriterium der Rechenpower beruht.

Nach heutigem Ermessen ist das ausreichend. Dennoch: Was auch der Drescher nicht behandelte, ist die mögliche Gefahr der Quantencomputer. IBM hat erst grad neulich eine Maschine mit 50 QBits in Betrieb genommen. Wenn die Quantencomputer wirklich so sind, dass sie Hash-Geschichten auf einen Schlag unsicher machen, dann fällt die gesamte BC in sich zusammen. Nicht für uns, aber für diejenigen, die sich einen Quantencomputer leisten können. Und wenn die das können, dann verlieren auch wir das Vertrauen in die BC. Und Vertrauensverlust kann eine Technologie abwürgen oder gar nicht erst aufkommen lassen. Mathematiker seien zwar dran, sich Quantencomputer-resistente Algorithmen zu überlegen.

Nun, die Möglichkeiten der Quantencomputer sind derzeit noch etwas Spekulation. Sollten diese dennoch gerade hier zuschlagen, dann ist die BC natürlich gefährdet, mit ihr allerdings die gesamte andere angewandte Kryptografie auch.

Drescher hat aber die anderen Schwächen der BC angesprochen und die möglichen Lösungsansätze. Interessant ist das, was er meint, was die Geschichte dereinst zeigen könnte: Dass die BC per se zwar nur ein Hype war, dass aber die Konzeptionen sich schon irgendwie festsetzen.

Er nimmt dazu ein Zitat von Tim Berners-Lee heran, der ein demokratisches, unkontrolliertes Internet vor sich sah. Heute wissen wir, dass das Internet nicht demokratisch ist, dass die Netzneutralität gefährdet ist, dass Staaten die physischen Transportkanäle sehr wohl unter Kontrolle haben, dass NSA und andere den Verkehr abhören etc.

Die BC soll auch ein unkontrolliertes, demokratisches, selbst-regulierendes System sein. Die BC kann das sein, aber nicht offen für jedermann, nicht offen für die gigantischen Massen an Transaktionen. Sektorspezifische BCs können jedoch sicher eine überregionale Bedeutung kriegen. Die IT pusht das schon ... denn wenn man mal die prominenteste BC, Bitcoin (BTC), heranzieht, so könnte man sagen, dass BTC die digitale Version von alternativen Lokalwährungen ist. Davon gibt es auch viele, die funktionieren auch, weil sie eben regional sind, weil Produzenten und Nutzniesser im selben Perimeter damit umgehen und weil sich keine Staaten da einmischen, die juristische Lage ist klar.

Interessant ist an BTC ja auch, dass der Kurs erst durch die Decke ging, als die BTC für diejenigen mit jetzigem, überflüssigem Realgeld zum Spekulationsobjekt wurde. BTC hat noch keinen realen Einfluss, aber die Emotionen pushen schon den Kurs. Ist das nicht grad entgegen des heeren Zieles, demokratisch zu sein ...

Wenn Facebook einen FaceCoin entwickelt, so wird diese Währung innerhalb der Community Facebook funktionieren. Da diese gross ist, wird sie eine gewisse Attraktion ausstrahlen, weil viele mit FB interagieren. Doch Brot und Butter, kann ich die beim Bauer mit FaceCoin bezahlen? Es ist also das bekannte Henne-Ei Problem.

Solange Staaten die Oberhoheit haben über Geldflüsse, die Gesetzeslage etc. und sie sich nicht mit BTC beschäftigen, solange wird BTC eben nur eine lokale Währung sein, die der Net-Citizens. Für die allerdings in der gesamten physischen Welt, für die digitalen Nomaden also.

Für mich war das Lesen von Dreschers Buch jedenfalls sehr klärend. Dafür bin ich dankbar. Der lange Artikel jetzt ... eine Art Lernkontrolle ... :-)

PS: Wer mal im Browser mit etwas SHA-xxx rumspielen will, hier geht's sehr einfach, bequem und mit etwas Erklärung:

https://www.freeformatter.com/sha256-generator.html

Fleisch essen ... Warum und warum nicht alle Arten?

Heute traf ich zufällig auf ein meiner Meinung nach gut gemachtes Video, das uns einen Mechanismus bewusst machen will, wieso wir gewisse Tiere essen und andere nicht. Hier mal schon die URL:

https://youtu.be/r8GR8x_SMnw

Die aufgeführten Punkte sind alle gut begründet. Ich esse Fleisch.

Was mir an diesem Video gefallen hat, ist die Aufforderung, sich einfach mal bewusst zu werden, wie das funktioniert, dass wir im Supermarkt ein Glas(!) mit Würstchen kaufen können. Diese Entfremdung der Herkunft schlägt dem Fass natürlich den Boden aus.

Ich denke nicht, dass Veganismus per se irgendwas verbessert, denn die Ausgangslage ändert sich nicht: Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir geistige Wesen sind, die eine materielle Erfahrung machen. Diese heisst Körper und Stoffwechsel. Wenn wir meinen, dass wir diese Erkenntnis als erste haben, liegen wir wohl so falsch wie nur irgendwas.

Wenn die Tiere beobachtende Verhaltenswissenschaft fast wöchentlich mit Meldungen kommt in der Art "Tierart XY kann Lebenslust und Trauer empfinden" und wir das nun - weil ja wissenschaftlich - beginnen zu glauben, so darf man genau so wissenschaftlich sagen: Dann sind wir ja schon die barbarischsten Freaks gewesen, die auf der Erde hausen. Denn die Tiere gibt's ja schon viel länger als uns. Es ist erstaunlich, dass Tiere, die ja offensichtlich über eine Individualität verfügen, uns nicht schon längst mal gekillt haben. Würden Treiberameisen sich mal uns als Gegner vornehmen, wir wären wohl schnell weg ... oder natürlich jegliche Arten von Bakterien ... aber ... dazu später.

Da kann man nur spekulieren. Für mich ist es so, dass das grössere System, dieses Universum, es als Spielregel hat, dass man hier mit Materie hantiert. Man formt sie nach den Absichten und Erfordernissen des zu Erlebenden und dann spielt man das Spiel in dieser Materie. Die Materie wird danach rezykliert.

Dass dies so ist oder - vorsichtiger gesagt - so sein könnte, sagen uns die Astrophysiker schon lange. Es gibt unsere Körperformen nur, weil schon unzählige, sehr grosse Systeme, Sonnen, ihr Spiel beendet und in einer Supernova vergangen sind. Im Rezyklierungsprozess haben diese Systeme dann gemäss den Spielregeln in diesem Universum weitere schwere Elemente erzeugt. Ohne diese würde ein Körper nicht funktionieren. Merkwort: Spurenelemente ... und gesund soll der Körper ja wohl sein, da hat keiner was dagegen, auch die Veganer nicht. Nur, damit akzeptieren sie den Tod, die Umformung von Materie also auch. Es geht nur um den Zeitraum, den das Individuum übersehen kann.

Im Video wird gesagt, dass es ja kulturell bedingte Essensvorlieben gibt: Eine Kuh zu schlachten, geht gar nicht in Indien, einen Hund in Europa auch nicht. Da könnte man sagen, tja, Pech, welches Wesen das Hund-Game in China spielen will. Das Kuh-Game in der Schweiz ist vielleicht sogar noch besser als in Indien, wer weiss. Also, ich wäre auch gern Katze oder Hund beim Tierhalter Martin ... :-)

Doch wie es scheinbar zufällig ist, ob ein Mensch in der Sahelzone, in Vietnam, als Schwuler in Russland, Behinderter irgendwo in Afrika etc. in diese materielle Ebene gelangt, könnte man ja auch sagen, es ist halt dumm als Schwein in Europa auf die Welt zu kommen. Da, wo Schweinemast zum "Schlimmsten" an Tierhaltung gehört. Zufall also für Mensch, Tier und Pflanze. Ausser, man erlaubt sich mal eine andere Sicht auf das sogenannte Leben in dieser Ebene.

Die Aborigines - so las ich mal - baten das Tier, das sie drauf und dran waren zu töten, um Vergebung und ehrten sein Ende in der materiellen Form. Und diese Leute stehen ja nicht grad im Verdacht, hochindustrialisierte Fleischfabriken zu erfinden. Und sie leben ihre Art schon viel länger als jede uns bekannte, industrialisierte Art. Woher haben sie diese Idee? Sie nennen unsere materielle Phase ja auch die Traumzeit ...

Also, Aborigines und Tiere, von Pflanzen schon gar nicht gesprochen, "wissen" offenbar noch, was wir hier machen. Ein Spiel.

Wenn das also so sein könnte, dann ist der eingangs erwähnte Video gut geeignet, sich das Spiel klar zu machen. In der materiellen Ebene gibt es keine "unschädliche" Art, denn Materie wandelt sich - und muss das auch tun, denn es sind die Spielregeln dieses Universums.

Wenn wir töten, um zu leben - ! - geht das nur, weil es so regelkonform ist. Tiere und Pflanzen "kennen" diese Regel vielleicht halt einfach. Daher wehren sie sich auch nicht. Denn die Veganer müssten sich den von Comedians oft gebrachten Kalauer schon auch gefallen lassen: "Wieso esst ihr denn einen Kopfsalat? Nur weil der keine Augen hat und sich nicht bewegt?"

Die Biologie sagt uns ja auch, dass man nur ein Gehirn hat, um den Körper zu steuern, wenn der sich bewegen können muss. Bei einer Qualle wurde noch nie ein Gehirn entdeckt, beim Baum auch nicht. Der bewegt sich nicht, und die Qualle lässt sich mehr oder weniger treiben. Das Gehirn ist also nur ein Hilfsmittel, ein Computer also, um Impulse aus einer anderen Ebene als (Inter)Aktionen in diese physische Spielwelt umzusetzen. Das Game des Menschen ist es halt vielleicht, sehr intensiv und variantenreich mit der Materie zu interagieren, weshalb er eben ein relativ grosses und leistungsfähiges Gehirn braucht.

Als Neandertaler brauchte er das ja noch nicht, obwohl der Körper auch schon in Interaktion mit derselben Materie wie ein heutiger Mensch war. Aber um einen Helikopter zu bauen, muss man mehr über die Regeln der Materie lernen, man muss mehr und komplexer experimentieren (= interagieren), man muss also ein leistungsfähigeres Kontrollorgan haben, also das Gehirn entwickeln.

Wie beim bekannten Computer kann man das Gehirn ja auch missbrauchen, sprich umprogrammieren. Das Video nennt das ja auch: die Prägung als Baby auf die Usanzen dieser materiellen Ebene - sprich, was man hier so isst und was unantastbar ist. Und wir Erwachsenen kennen das auch und nennen es sogar so: Gehirnwäsche, Indoktrination, Neurolinguistisches Programmieren, Synapsenbildung etc.

Wie ist also die Message des Videos zu werten? Mir gefällt es, es ist schön und unterhaltsam gemacht. Und es regt an, sich der Massentierhaltung bewusst zu werden, sprich zu erkennen, was wir als Gesellschaften tun, um unsere Körper mit etwas zu füttern, wofür viele andere Körper getötet werden müssen. Und wie wir diese Wesen, die jenen Körpern ihr Spiel machten, respektieren, achten oder was auch immer.

Die Fähigkeit des Menschen, sich Maschinen zu bauen, die Industrialisierung eben, gehört auch in die Spielregeln dieses Universums und daher ist aus meiner Sicht nur etwas relevant im Video: Auf der Gefühlsebene zu prüfen, welche Methode des Tötens zum eigenen Genuss für die derzeit vorherrschende, eigene Werteprogrammierung ok ist. Denn als Körper geht es halt nicht ohne.

Ich habe das Wort "töten" absichtlich genommen. Der wichtige Aspekt im Video ist ja genau der, dass es eines jeden Wertesystem in Frage stellt. Wie man sich dann entscheidet, das ist ebenfalls der aktuellen Verfassung des Lesers überlassen. Im materiellen Rahmen ist es egal. Aber auf der immateriellen Gefühlsebene, da ist das ja schon anders. Hier spielt dafür all das eine Rolle, was den Geist umtreibt beim Wort "töten".

Wie gesagt, ich mag Fleisch. Ich habe es für mich schon lange entschieden. Ich habe mich auch entschieden, die sogenannt artgerechte Tierhaltung zu unterstützen, indem ich - natürlich auch weitgehendst entfremdet im Tötungsakt - im Laden nur Fleisch von solcher Haltung kaufe. Und wenn es grad nichts davon hat, ess ich eben mal kein Fleisch. Ich werfe Fleisch auch nicht weg, es wird verwertet.

In der Schweiz wird aktiv diskutiert, ob es einen Tieranwalt geben soll. Ich befürworte das. Denn es braucht für unsere emotionale Gesundheit sicherlich jemanden, der die Tiere vertritt, auf dass wir uns Rechenschaft abgeben, ob wir unsere Art der Tierhaltung ethisch aufrechterhalten können oder wollen. Hat er etwas mehr Macht, wird er uns nämlich einige hartnäckige Fragen stellen und das tut uns gut. Zu überlegen, wie wir unsere Tierhaltung wollen, dass wir sie haben, gehört halt derzeit in diese Ebene.

Da habe ich dann meinen blinden Punkt: Ich hasse Food-Waste. Obwohl das natürlich auch komisch ist, auf der materiellen Ebene. Das Wort "hassen" zeigt es ja, es ist ein immaterielles Ding. Und das ist die Programmierung. Die Absichten für mein materielles Spiel als Körper genannt Martin.

Und wieder mal Schawinski

Heute war Schawinski wieder mal in Form. Mir scheint, die hat er nur, wenn es beim Gegenüber jeweils um jemanden geht, dessen Meinung oder Art er aufs Verrecken nicht leiden kann ... :-)

Aber das macht ja nichts. "Wer fragt, der führt" sagt man, aber auch "Wer fragt, zeigt wes Kind er ist". Auch nicht neu. Der Journalist Reichmuth sagt, dass er nicht in den Chor der Wissenschaftler einstimmen will, die den Klimawandel für menschengemacht halten.

Das konnte Schawinski nun wieder mal gar nicht verstehen. Ich selbst finde es auch eine etwas merkwürdige Hypothese, denn es gibt so viele Argumente, dass es schon so sein könnte. Es gibt auch einige, die das noch lange nicht als gesichert anschauen. Dies sei mal dahingestellt.

Was mich aber am meisten erstaunte: Reichmuth sagte mehrfach, dass es eine Katastrophe wäre, dem Menschen die fossilen Brennstoffe wegzunehmen. Begründung ist natürlich - und das ist wohl unbestritten - dass das eh nicht innert 1-2 Generationen geht - und eine Hauruck-Aktion soviel bisher unbekannte Nebeneffekte heraufbeschwören würde, dass es einfach riskant ist. Er benutzte dazu das Bild eines Patienten, dem man ein Medikament verpassen würde, ohne dessen Nebeneffekte zu kennen. Mir allerdings erschien gerade dieses Argument als gar nicht in die Diskussion zu gehören. Ich hatte jedoch den Eindruck, dass Reichmuth es nahm, um das Menschengemachte abzulehnen. Um in seinem Bild zu bleiben: Es gibt aber auch sogenannt "experimentelle Therapien", die meistens von Austherapierten doch gewagt werden, obwohl die Mehrheit der "Etablierten" es für riskant, unerforscht, ungesichert etc. halten. Wenn diese Therapien dann was bringen, gibt es ein "Oha" und sie schleichen sich in die Standardtherapien ein und werden "etabliert".

Natürlich hat Reichmuth recht, dass man den Teufel nicht mit dem Beelzebub austreiben wollen soll. Aber auch er weiss nicht, ob es der Beelzebub ist, was die Energiewende in der BRD ist oder auslöst. Ich weiss es natürlich auch nicht. Dennoch halte ich eben nichts davon zu sagen, das Klima sei Millionen von Jahren alt. Und wir doch erst mit der Industrialisierung grade mal etwa 200 Jahre. Und Vulkanausbrüche, Waldbrände, Erosionen, Sonnenminima etc. habe es doch immer gegeben. Ja, doch ich denke, dass die derzeit erfolgreichste säugende Spezies auf dem Planeten der Mensch ist. Der hat sich nämlich überhin ausgebreitet. Ameisen gibt's auf den Polen wohl kaum, aber Menschen. Wir haben uns dank Gedankentätigkeit, Planung, Umsetzung und viel Kooperation überall auf dem Planeten behaupten können. War ja vielleicht auch unser Zweck "Vermehret euch und macht euch die Erde untertan" oder so ähnlich.

Ich denke, das haben wir gemacht. Rücksichtslos. Dass wir diese Fähigkeit auch haben, dazu muss man nun keine Geschichte bemühen ... oder gerade eben die Geschichte.

Nun sind wir so erfolgreich, dass wir unser Habitat verwüsten, weil wir einfach nicht aus unserer Haut wollen. Immer mehr und mehr, woher denn? Dieser Drang liess es einige schaffen, zu den Polen zu gelangen, dort auch zu forschen, es dort auszuhalten. Oder an anderen relativ unangenehmen Orten zu leben. Diese Power kann uns aber eben auch kannibalisieren, vernichten.

Letztens kam eine interessante philosophische Betrachtung über Glauben und dessen Zusammenhang mit Verschwörungstheorien. In Einstein war's glaube ich. Da wurde gezeigt, dass Gläubige leichter solchen Theorien verfallen. Eigentlich klar, denn sie glauben ja. Woran sie glauben, das ist nur noch der einzige Unterschied. Haben sie mal eine bevorzugte Geschmacksrichtung erkoren, glauben sie - und ignorieren. Alle Andersgläubigen sind dann des Teufels oder einfach zu dumm. Lässt man sie leben, gut. Aber es gibt eben die, die dann missionieren ...

Ungläubigere Leute haben dies so nicht. Die haben es natürlich auch nicht leichter. Denn ihnen erklärt niemand, was eine Wahrheit sei. Niemand setzt ihnen was vor, um ... sie zu manipulieren vielleicht? Wer weiss.

Wer weiss denn wirklich, ob unsere Welt erschaffen wurde von einem genetischen Algorithmus oder von der Power eines erschaffenden Geistes, eines Bewusstseins, dem wir alle entspringen? Könnte man dann nicht sogar sagen, dass die Gläubigen mit ihrer Kraft die Welt erschaffen, in der auch die Kritischen leben müssen? Wer hat also die "Wahrheit"? Schaut man in als Ungläubiger in die Welt, kann man durchaus sagen, dass die Lebenswahrheit für viele Millionen Menschen durchaus vom Power der Gläubigen bestimmt ist.

Ein Selbstmordattentäter ... rational? Ich denke nicht, gläubig an die Theorie seiner Verführer, ja. Rational "bekehrbar"? Ich denke nicht. Aber sein Glaube und die damit schlussendlich begründete Tat hat mehr Macht und Auswirkung als der eines Mediators, eines Wissenschaftlers auf seine Umwelt. Aber halt nur einmal.

Vielleicht sieht man hier etwas Unterschiedliches: Der Zeitraum. Es könnte sein, dass der mühsamere Weg, alle mitzunehmen, viel länger dauert, dann aber der Gesamtheit nützt. Während der abgrenzende gläubige Weg, der andere ausgrenzt, schneller was bewirkt, aber nichts für die Gesamtheit bringt.

Glaubt jemand, dass der Trump wichtig sein wird nach spätestens 7 Jahren? Er wird ein Ex werden und in der Versenkung und Lokalität verschwinden. Dennoch hat er derzeit viel Macht, Wirrwarr zu stiften.

Wer hat die "Wahrheit"? Als inkarnierter Mensch haben wir diese wohl alle nicht. Es gibt 7+ Milliarden Menschen, also gibt es 7+ Milliarden Wahrheiten. Einige sind sehr persönlich, andere sind eher gruppenfähig. Einige sind darwinistisch, andere sind anthropisch.

Zurück zu Schawinski und Reichmuth. Mir gefiel, dass Reichmuth eine Meinung veröffentlicht, die derzeit der Etablierten widerspricht. Ob er "Recht" hat, wird die Menschheit in 100 Jahren wissen, jetzt ist es noch Spekulation. Ob er "Unrecht" hat, weiss man auch nicht, 95+% der Wissenschaft meint es so.

Ich gehöre auch zu denen, denn für mich ist der Energieerhaltungssatz und die Physik schon ein recht stabiles Bollwerk. Doch, vor etwa 300 Jahren glaubte man auch noch in der Wissenschaft, es sei nun alles Erforschbare erforscht und damit basta. Und wie sie sich irrte ...

Wenn eine Spezies die CO2-Senken reduziert, die CO2-Bildung forciert ... tja, muss man da Gläubiger oder Wissenschaftler sein, um zu erkennen, dass dies zumindest das aktuelle Verhältnis des CO2 in der Atmosphäre verändert? Und das dies Auswirkungen haben wird? Dies kann doch jeder zugeben, anerkennen, glauben oder mal als Arbeitshypothese nehmen. Letzteres tun ja die Wissenschaftler. Und dann bauen sie Theorien ... Gläubige tun ja offenbar genau das nicht.

Ich erlaube mir natürlich kein Urteil über Reichmuth. Mir, eben einem eher Ungläubigen, oder Physik-Gläubigen, machte er den Eindruck eines Verweigerers - der durchaus gute Argumente auffahren konnte. Denn: Wie gesagt, ich bin ein Physik-Gläubiger, ich habe zwar keinerlei Experimente in diesem Leben durchgeführt, ausser, dass der Körper in diesem Universum lebt. Meine Sicht auf die Welt macht mir die Physik plausibler. Wenn ich aus dem Fenster hänge, falle ich eventuell runter, wenn mein Schwerpunkt nicht mehr in einem stabilen Gleichgewicht der Kräfte ruht. Oder ich fall vom Fahrrad. Diese Erfahrung habe ich öfters gemacht. Die Physik hat ein Erklärungsmodell, das ich mir aneignete, so dass ich vorhersagen kann, wenn ich dies oder das tue, haut's mich auf den Sack. Und wenn ich sogar meine, es ignorieren zu können, haut es mich auch auf den Sack. Daher "glaube" ich der Physik. Weil es halt für mich derzeit kein besseres Erklärungsmodell für mich und meine physische Umgebung gibt.

Dennoch könnte alles auch anderes sein. Siehe meinen letzten Beitrag. Vielleicht gibt es Gott? Vielleicht gibt es den grossen Experimentator, in dessen Petrischale und Inkubationskammern wir uns wie Pilzsporen vermehren.

Mein Lieblingsphysiker und -astronom, Harald Lesch, sagte öfters auf entsprechende Anfragen: "Wir können nichts über die Schöpfung sagen. Wir machen nur Innenarchitektur". Was er damit meinte, wir sehen halt nur das, was unsere Sinne innerhalb dieses Raum-Zeit-Systems überhaupt sehen können. Dies bildet das, was wir dann Naturgesetze nennen. Was es da eventuell sonst noch gibt, ausserhalb des Universums, können wir nicht wissen. Wir wissen ja nicht einmal, ob wir uns innerhalb eines Schwarzen Loches befinden oder nicht.

Und dann noch etwas von einem anderen Physiker, Heisenberg. Es wird ihm zumindest zugeschrieben und ist berühmt (nicht mal dies wissen wir genau).

"Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott."

Es spielt keine Rolle, wer das sagte, aber es ist eine gute Beschreibung desselben, von Harald Lesch mit Innenarchitektur beschriebenen Dilemmas: Wir können es nicht wissen. Wir können nicht mal entschieden, ob das anthropische System nun schwach oder stark ist.

Wer allerdings einfach mal seinen Biocomputer, sprich Verstand, vorurteilslos an die Sache ranlässt, kommt drauf: Es gibt wohl keine Wahrheit, es gibt nur ein Anerkennen dessen, was da um einen herum erfahrbar ist. Und vielleicht kann man dann wenigstens in die Richtung arbeiten wollen, wie man es auch noch weiterhin haben möchte. Ich persönlich mag Schnee, ich möchte also Dinge in meinem Einflussbereich tun, die meinen CO2-Ausstoss verringern. Ob das für andere Sinn macht ... die Physik meine ich ... ich hoffe es, denn dann haben wir eine gemeinsame Diskussionsbasis.

Ob der Klimawandel nun menschengemacht ist, spielt keine Rolle. Es spielt nur eine Rolle, ob wir es so haben wollen, sollte es wärmer werden. Damit umgehen müssen Nachfolgegenerationen von Lebewesen ohnehin. Es wird wohl einigen schaden, sprich sie dezimieren, anderen nützen, sprich sie werden florieren. Dass der Mensch als aktiv physisch veränderndes Wesen Einfluss hat auf diese ebenfalls physische Umwelt, steht für mich ausser Frage - denn er ist die Umwelt.

Drum finde ich Schawinski oft spannend: Es zeigen sich Anschauungen, aber sicher niemals Wahrheiten.

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