Ab wann ist die Geschichte endlich Geschichte ...

Ich suche ja derzeit dringend einen wie auch immer gearteten Job, damit einfach das Geld reinkommt fürs Leben in dieser Welt. Es wird wohl etwas IT sein müssen, denn ich habe - eben Geschichte - das mehr oder weniger gelernt und kann es so gut, dass es mich die erste Hälfte des Lebens ernährte. Das ist nun 35 Jahre her, dass ich IT an einer Schule gelernt habe - nämlich an der Schule ETH Zürich. Seither habe ich im Beruf und in der Praxis gelernt. Das war die Basis für 30+ Jahre IT, nicht die ETH.

Dumm ist nur, dass ich das Studium nicht abgeschlossen habe, weil in jener Zeit Jungs wie ich vom Business abgeworben wurden. Man war halt noch wer, wenn man Computer konnte. Dazu gab's dann im Hause Jobmessen, wo die Firmen um Informatiker buhlten.

Anyway, ich war also heute bei einem Jobvermittler, der eine tolle Ausschreibung parat hatte, in der ich mich sofort gesehen habe. So habe ich sogar mit dem Berater des Vermittlers persönlich reden können - war alles sehr spontan. Es war sehr nett, ganze 40 Minuten nahm der Berater sich Zeit für mich - sehr förderlich. Er wollte natürlich dennoch, dass ich meine Angaben liefere - klar. So finde ich Vermittlung tiptop. Dank an ihn aus entfernter Warte.

Gesagt, getan, ich habe ja mein ganzes CV nur noch im Internet. Nach dessen Studium mailte er mir, dass sein Kunde mich doch möglicherweise ablehnen würde, weil ich keinen ETH Abschluss habe.

Er sagte nicht, dass der Kunde mich wegen meines Alters ablehnen würde - was ich ja erwartet hätte -, sondern, dass ich, der ich nun 30+ Jahre IT Erfahrung habe, vor eben diesen 30 Jahren einen akademischen Abschluss nicht gemacht habe. Wie wenn der nach 30 Jahren noch irgendeine Bedeutung oder Auswirkung hätte ... ich versteh solche Dinge rein rational, muss aber dennoch den Kopf schütteln, über diese Irrealität, diesen Anachronismus in meinem Fall.

Nur so mal als Hinweis: Innert der letzten 30 Jahre kamen die gesamten Web-Technologien auf, funktionales Programmieren, Closures, neuronale Netzwerke, global verteilte NoSQL-Datenbanken, BigData, allgegenwärtige Prozesskommunikation dank WAN und WLAN, Virtualisierung, KI / Machine Learning, Realtime-Datenanalyse etc. etc. (ja ja, ich weiss, dass fast alles schon viel älter ist, aber wir reden ja von Marktgängigkeit, wofür man heute einen Job anbieten und bekommen kann). Und Modernes, das wollen die Arbeitgeber ja heute ...

Was also nützte mir da der ETH Abschluss vor 30 Jahren? Was würde denn der aussagen, heute, über meine Job-Qualifikation? Wäre nicht ein Assessment-Test besser, um meinen heutigen Stand abzuklopfen? Ich weiss für mich persönlich schon, was mir die ETH brachte - das sind andere Qualitäten. Informatik und IT habe ich mir mit unzähligen Stunden an Basteln, Pröbeln und seit dem WWW mit konstanten und unverlangtem Lernen beigebracht. Und diese Neugier und Lernbereitschaft hatte ich schon vor der ETH ...

Schon sehr merkwürdig. Der Vermittler sagte mir, dass ihn diese Limite eventuell einschränke, mich vorschlagen zu dürfen. Sollte sein Spielraum gegenüber diesem Auftraggeber wirklich so eng sein, würde er mir die direkte Kontaktperson angeben, damit ich mich direkt bewerbe - eventuell gelänge es mir ja dann - wenn ich mit den Leuten mal in Kontakt käme, mit denen ich dann effektiv zusammenarbeiten würde ... die können und sollen dann ihr Urteil über mich bilden, keine HR-Guys mehr ... so möchte ich es eigentlich, denn auch ich habe dann die Möglichkeit zu erkennen, ob ich dort auch arbeiten möchte.

Ich habe ja schon sehr gemischte Erfahrungen gemacht mit Fleischhändlern, so wie wir ab und an intern Body-Leaser, Recruiter etc. nennen. Meistens negative. Doch 1997 war einer, der mich auch persönlich kennenlernen wollte, der mir damals einen Job verschaffte. Wenn der aktuelle Vermittler, der mich ja nun auch persönlich kennt, mich tatsächlich vermitteln könnte ... wäre für mich bewiesen, dass das unpersönliche, Algorithmen-gesteuerte Vermittlungsbusiness einfach nur die stromlinienförmigen Fälle erfolgreich handhaben kann ... dann wäre ich diesem Menschen sehr dankbar verbunden.

Wie auch immer. Ich möchte also immer noch einen IT-Job, ein IT-Consulting-Mandat, 40%-80% irgendwo im D-A-CH Raum finden. Wer was weiss, der leite doch mein CV dorthin weiter. Ich werde mir dann schon eine Anerkennung einfallen und dem Vermittler zukommen lassen.

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