Gott von Ferdinand von Schirach

Heute kam im TV sowohl in Deutschland wie auch der Schweiz eine Prozessdokumentation eines fiktiven Falles eines 78-jährigen, geistig und physisch gesunden Mannes, der sich selbst töten möchte. Angeklagt ist die assistierte Selbsttötung.

Der Fall ist zwar inszeniert - vom deutschen Strafverteidiger und Autor Ferdinand von Schirach -, die Diskussion ist aber gerade hochaktuell, angesichts der Corona-Diskussion. Alle zitierten rechtlichen Referenzen entsprechen unserer Realität, genauer der deutschen, nur der Sterbewillige ist fiktiv.

Egal ob Corona oder nicht, die Sachverständigen, Vertreter der Ärzte und der Kirche, werden vom Verteidiger des Sterbewilligen ziemlich dramatisch auseinandergenommen — er nimmt die Glaubenssätze dieser Organisationen auseinander. Gerade die Argumentation der Kirche ist von logischem Standpunkt aus total widersprüchlich, bzw. offenbart, wie widersprüchlich sie ist, denn Selbsttötung sei ein absolutes Verbot, doch Töten per se ist kein solches Gebot, bzw. es wurde und wird zumindest vom Kirchenpersonal ausgeführt. Der Kirchenvertreter auf den Anwurf, das Personal benehme sich aber nicht so wie die hehre Idee "ja, die Kirche hat den Makel nicht, nur ihre Leute" ... wieso sollte ein Mensch also anderen Menschen Glauben schenken, die selbst nicht nach der reinen Lehre leben können? Und haben nicht grad die katholischen Kirchenleute so viele Skandale zu verantworten, die Leid und Schmerz, gerade seelischen, verursachten? Kann man abstrahieren von der reinen Lehre versus effektive Ausführung durchs Personal? Wie kann man diese Ambivalenz akzeptieren und die Kirche zu einer autoritativen Referenz für sich selbst erwählen?

In der Schweiz kam grad neulich raus, dass letztes Jahr 32'000 Personen die Kirche verlassen haben. Es ist also nicht so, dass nur wenige die Unsinnigkeit des buchstabengetreuen Glaubens der Kirche verstehen wollen bzw. können.

Es ist klar, dass man Glauben nicht begründen muss. Aus meiner Sicht allerdings darf man ihn auch nicht anderen überstülpen. Folgt man dem, kann man auch kein Gesetz bilden, denn das wäre dieses Überstülpen.

Der freiheitliche Staat muss sich also raushalten, denn der Staat ist das von Menschen gemachte Regelset, nachdem die Menschen leben sollten, damit das Zusammenleben reibungsloser wird. Menschen glauben und als Gesetzgeber stülpen sie anderen ihre Ansichten über. Kein Arzt muss assistieren, kein Arzt darf andere behindern, schon gar nicht die Sterbewilligen.

Dass wir Menschen das grosse Wunder des Lebens eben innerhalb dessen nicht verstehen, wir können es wohl nur erspüren, ist wohl die Crux am Leben. Warum jemand dieses Wunder verlassen will, ist wohl nur schwer verständlich, denn Leben ist das grösste Wunder. Dennoch, wir kommen in dieses physische Leben, ohne zu wissen, wir werden gehen, ohne es zu wissen oder zu erinnern. Wir wissen nur, dass dieses Leben endet. Und wir wissen von niemandem, was danach kommt.

Täglich sterben Leute in Verkehr, vor Hunger, aus Gier, aus Unachtsamkeit, aus Krankheit. Was tun wir dagegen, bzw. was können wir, selbst bei grossem Einsatz, dagegen tun? Wieso ist die klare Willensbekundung, aus dem Leben zu gehen, so ethisch aufwühlend, wenn doch hingenommen wird, dass wir als Gesellschaft nichts dagegen unternehmen, dass wir Systeme schaffen, die verfrühte Tode provozieren? Wir erfinden den Verkehr, die Waffen, Viren, zerstören Lebensräume? Wieso ist die Patientenverfügung mittlerweile akzeptiert, aber der krankheitsfreien Version eines Patienten, dem sei das verwehrt?

Der Verteidiger fragt in seinem Plädoyer nur noch "Wem, wenn nicht uns, gehört unser Sterben?"

Ich finde diese Sendung absolut spannend — es sind die Fragen des Mensch-Seins. Die Ethik ist halt nicht so einfach wie Moral ... für mich daher die Konsequenz wie schon seit vielen Jahren: Ich höre hin, mische mich aber nicht in das Leben eines anderen ein, sofern der mich nicht darum bittet. Auch wenn es mich schmerzt und ich ihn nicht verstehen kann. Ob ich dann selbst ein tödliches Mittel geben, es sogar aktiv verabreichen würde, kann ich jetzt hypothetisch nicht beantworten. Ich würde mein inneres Selbst dann befragen, wenn es auch tatsächlich an mich herantritt.

Und wenn ich selbst mich entleiben möchte? Ich war schon 2015 mal soweit. Meine erste Lebenshälfte hat sich vollendet. Ich hatte die geistige Freiheit mich völlig neutral zu fragen: Was soll ich noch tun? Kann ich gehen? So war ich damals eigentlich bereit zu gehen. Nicht selbst zu töten, aber ich hätte es ohne Widerstand hingenommen, wäre ich krank geworden, wäre es anders zum Tode des Körpers gekommen. Es erschien dann 2016 ein neues Projekt, eine Person. Und ich erkannte, dass diese Person nun die Beschäftigung für die zweite Hälfte meines Lebens sein wird. So möchte ich selbst heute doch noch leben, ich möchte den Körper behalten, um noch Zeit mit dieser Person zu er-leben.

Die TV-Abstimmung ergab übrigens folgendes:

Schweiz: 68% der Zuschauer sagten, der Sterbewillige soll sein tödliches Medikament bekommen. Deutschland: 71% stimmten zu.

PS: Das Schweizer TV strahlte vor vielen Jahren bereits mal einen Dok aus über einen Menschen, der ebenso gesund war, der sich aber auch selbstbestimmt tötete. Die TV-Reporter verfolgten ihn auf seiner Abschiedstournee bei allen seinen Bekannten und Verwandten, die ihn nicht verstanden, es aber natürlich akzeptierten. Damals schon sehr, sehr bewegend ...

Corona ist der Start fürs Bedingungslose Grundeinkommen

Der Titel sagt's klar. Meine Meinung. Wieso? Die nationalen und internationalen Geldinstitute drucken Geld, was das Zeug hält. Ich glaube, die Toilettenpapier-Hamsterei war gar nicht das Volk, sondern die Nationalbanken, um Rohstoff fürs Geld zu haben ...

Wie dem auch sei: De facto wird soviel inflationäres Geld erzeugt, dass es eigentlich wurst ist, wem man es gibt. Natürlich, es soll die Wirtschaft stützen, damit diese wie gewohnt weitermachen kann. Meaning: Damit wir alle weiter konsumieren können. Die Kaufkraft muss ja erhalten sein, denn wenn keiner mehr kauft, braucht's sicher 90% aller Güter sowieso nicht, oder zumindest nicht im bisherigen Ausmasse.

Wenn's also darum geht, dass wir Konsumenten kaufen sollen, dann muss das Geld eigentlich zu uns kommen, nicht zu nicht-menschlichen Konstrukten wie Firmenkonglomerate. Warum also nicht gleich das Geld als Bedingungsloses Grundeinkommen zur Verfügung zu stellen? Wohl gemerkt, was die EU da ausschüttet, sind nicht nur Kredite, sondern de facto Schenkungen. Da soll also keiner kommen und sagen, weshalb man denn Menschen Geld schenken soll - wenn sie es für Staaten machen.

Für mich ist Corona das Ding, das kommen musste - als neutraler Schweizer sage ich sogar: Es ist perfekt. Denn es ist absolut neutral, es trifft alle, es kennt weder Ansehen, noch Stellung noch irgendwas, es kennt nur die einzige Gemeinsamkeit, den Körper. Und den kontrolliert es, bzw. "weiss" seit Millionen von Jahren, wie man den angreifen und fremdnutzen kann.

Das Virus interessiert sich nicht dafür, ob ein Staat ein First World Country oder eine Dritte Welt ist. Es interessiert sich nicht dafür, ob ein grünes Land oder eine Dreckschleuder, ob ein unterdrücktes Volk oder eine individualistische Gesellschaft betroffen ist. Es moralisiert nicht, es kennt keine Individuen, es kennt nur Biochemie.

Das Interessante ist ja nicht, dass es das Virus gibt - wir kennen ja schliesslich mindestens 100 Jahre lang, was ein Virus ist und was es speziell macht. Interessant ist, dass es uns aus Todesangst reagieren lässt - alle zusammen, die einen früher, die anderen später. Und wir merken, dass es ums Wesentliche geht: Dass wir nämlich soziale Wesen sind, die den Kontakt wünschen und brauchen für ein gesundes Leben. Die Pest raffte viele Leute dahin, weil man das Bakterium noch nicht bekämpfen konnte. Ob bakterielle oder virale Seuchen spielt ja gar keine Rolle.

Corona ist halt nur das erste Virus, das wegen unserer Lebensführung in der "entwickelten Welt" sich eben leicht überall verbreitet. Und dummerweise nicht nur uns in dieser "entwickelten Welt" das Leben schwer macht, sondern eben allen, die an dieser Art der "entwickelten Welt" mitmachen.

Ich bin gespannt, was kommen wird - denn wenn wir dieses Geldumlaufsystem erhalten wollen, wird's wohl nun unweigerlich Zeit für das bedingungslose Grundeinkommen. Denn alle finanziellen Beziehungen sind wie Kreise oder Spiralen ... wenn irgendwo sich etwas nicht mehr dreht oder ausfällt, fallen wie Domino-Steine alle Abhängigkeiten um.

Es ist daher schon klar, wieso die Nationalbanken Geld wie WC-Papier drucken ... damit sich die Spiralen weiter drehen können. Dennoch: Eigentlich muss irgendwann irgendwer diese heute gemachten Schulden bezahlen. Richtig? Tja ... Buchgeld ... das kann und wird man wohl irgendwann abschreiben. Aber die Menschen? Müssen die sich anhören lassen, nur auf Pump zu leben? Die nachfolgenden Generationen? Die haben ja schon genug am Hals wegen der Borniertheit vieler Regierungen.

Nun, es ist eine interessante Zeit ...

Ich glaube und vertraue nur dem, was ich sehe - Bullshit

Ich wollte schon vor einigen Tagen was schreiben, als ich diese Heise News las: Vertrauen in KI.

Vertrauen ist "nur" ein Gefühl, denn wenn man etwas weiss, ist es Wissen, eine Gewissheit. Vertrauen ist eine Emotion, ein Gefühl, eine Täuschung. Vertrauen kann antrainiert werden, von Fremden, Autoritäten, Eltern, Vertrauten( :-) ), Partnern. Es drückt eine Art von Kontrollebene aus, die anderen Menschen gegenüber angewandt wird.

Beispiel: Wenn ich einem Menschen vertraue, dann kann der mir eine Versicherung andrehen. Wirklich wissen (über die Versicherung, den Menschen) kann ich dann ja meistens nicht genug, drum eben kein Wissen. Ich überlasse die Kontrolle der Fakten dem Gefühl. Wir Menschen können das, wir haben eine Geschichte unseres Lebens im Rucksack, daher ist unser Gefühl Vertrauen ggf. auch mal weniger gut oder überschwenglich ausgeprägt. Vertrauen basiert also auf einer Geschichte. Eine KI hat das nicht. Bzw. sie wurde/wird ja trainiert ... dort ist die Geschichte. Es ist die Geschichte des Trainingsmaterial. Und wer fütterte dies der KI? Zu Beginn Menschen, danach KI (Merkwort GAN).

Natürlich, Erziehungsberechtigte füttern den Nachwuchs auch mit motivationsbasiertem Material. Hier also noch kein Unterschied. Aus wiederholten, gleichen Erfahrungen bildet sich im Menschen eine Gewohnheit aus - das Vertrauen, wobei es wohl aus diesem Grund eben Gewohnheit heissen soll: Es ist die Erwartung, dass Gleiches sich immer ähnlich auswirkt. Ich nenne das natürlich nicht Vertrauen. Überspitzt formuliert nenne ich das geistige Faulheit.

Doch ein Mensch hat die Fähigkeit, seine Erfahrungen in einem konkreten Fall über Bord zu werfen und gegen seine Geschichte zu handeln. Das nennt man dann "in der Gegenwart sein". Der Mensch hat etwas in sich, das im Kontakt mit einem anderen Menschen dessen Geschichte wahrnehmen kann – so dass er sich der Geschichte unterordnen kann, sprich: empathisch, einfühlsam, barmherzig sein kann.

Eine KI kann das nicht. Sie hat nur die Geschichte, denn sie ist nur ein dummes Stück Software. Trainiert ja, flexibel nein.

Wie kann man also als EU-Digitalchefin Vertrauen fordern in eine Technik, die nichts Menschliches hat? Eine Technik, die von Menschen entwickelt und trainiert wurde, ja, denen ich aber nie begegnen kann. Was kann ich also erfühlen von deren Motivation, deren Absichten?

Wie kann man Vertrauen fordern in etwas, dessen Motivation im aktuellen Fall man nicht kennt?

Wunderbar daher die heutige News Deepfakes werden perfekt sein.

Mir war das schon immer klar. Da ich einer der C64-Generation bin, sehe ich in meiner Geschichte die Entwicklung der Grafikfähigkeiten innert nur 35 Jahren. Wenn Deepfakes also in 5 Jahren perfekt sind, dann hat der sehende Mensch keinerlei Indikatoren mehr, ein Bild, ein Video von etwas tatsächlich Geschehenem zu unterscheiden.

Und darin soll ich vertrauen? Geht's noch? Wer muss denn aus welcher Motivation gerade mir ein Deepfake unterjubeln wollen? Der Technik muss ich nicht vertrauen, sie ist nur eine Maschine. Den Menschen, die sie steuern, möchte ich vertrauen dürfen. Aber ihre Absichten, die gelangen nicht mehr direkt zu mir. Worauf soll mein Sensorium also ein Vertrauen oder Misstrauen aufbauen? Sic.

Daher glaube ich weder einem Text, noch einem Bild, noch einem Audio-Track, noch einem Video. Ich bin aber auch nicht einfach misstrauisch. Ich gebe einem Artefakt einfach keine Bedeutung (mehr). Es ist nur eine Information. Es hat nichts mit irgendeiner Wahrheit zu tun. Wenn mich etwas interessiert, muss ich mir die Mühe machen, mehrere Quellen zum angebotenen Informationshäppchen zu finden. Dann erst beginne ich, eine Information als wohl wahr für mich zu betrachten.

Dass man die Sichtweise natürlich auch umdrehen kann, zeigen Filme wie Matrix und viele andere. Auch Wissenschaftler überlegen sich seriös, ob wir Menschen nicht selbst schon einfach Instanzen eines KI-Prozesses sind.

"Leben" wir in einer Simulation? Tja ... mind-boggling ...

Es gibt daher eh nur eines, was die Philosophen und Menschheitslehrer seit immer lehr(t)en: Die einzige Pflicht, die du hast, ist glücklich zu sein. Und das kann man allerdings mit oder ohne Deepfakes und KI, mit "Realität" oder "Simulation" erreichen. Zumindest zeitweise.

Also, schafft Euch glückliche Zeiten. Dies bestimme, was Ihr (mit) anderen (an)tut.

Der Run auf Area 51

Letzthin hat doch ein Aufruf stattgefunden, die nun deklassifizierte Area 51 besuchen zu gehen. Statt einer Million seien dann nur 3000 gekommen. Kein Wunder, liegt ja nicht grad um die Ecke, selbst für amerikanische Verhältnisse nicht. Aus ökologischer Sicht war's ja eh besser, wenn's nur so wenige wie möglich waren.

Was wollten die denn dort sehen? Ausserirdische in Alkohol? Wer sind denn die Ausserirdischen?

Die Ausserirdischen sind WIR. Denn die 'Technologie' dieses Planeten und der Bewohner lautet: Photosynthese, Sauerstoffproduktion und -konsumation, 100% Recycling. Für die Kommunikation und Navigation gibt es Schall, Duftstoffe und Farben.

Es gibt richtige Erdlinge, das sind all die Urvölker, die heute noch ohne 'Technik' auskommen. Sie nutzen die endlose Technologie dieses Planeten - sie sind die wahren Irdischen - dazu gehören natürlich auch alle Tiere. Nicht wir, die wir fast immer noch nichts verstehen von der Technologie dieses Planeten. Stattdessen erfinden wir ineffiziente Paralleltechnik, die dennoch ausschliesslich auf dem fusst, was der Planet anbietet und vorgibt - und leiden als Produkte dieses Planeten erst noch darunter.

Die Tiere erwähnte ich überflüssigerweise ... denn es müsste ja die Frage gestellt werden, was uns denn von Tieren unterscheidet – und das ist eine separate Diskussion ...

Wie auch immer: Denn statt auch planetenverträglich zurückzugeben, zerstören wir die Planetentechnologie. Die gesamte Plastiksauerei zeigt das. Die Planetentechnologie kann das aufräumen, aber halt nur in für uns langen Zeitspannen, sagen wir mal einem Jahrtausend. Peanuts für den Planeten, aber halt 10x länger als unser Leben. Dumm für uns.

Wir brauchen sicher keine Angst vor bösen Ausserirdischen zu haben - denn die sind wir selbst. Und wir sind auch die, die den Planeten plündern und die Einheimischen ausrotten - wie es so oft in dystopischen SciFi-Filmen gezeigt wird.

Ceterum censeo: Think globally, act locally.

10vor10: Künstliche Intelligenz Serie

Diese Woche hatte 10vor10 eine schöne KI-Serie gemacht. Hat mich gefreut! Denn ich habe hier ja auch schon oft über solche Themen geschrieben.

Der Freitag war wohl als Klimax gedacht - und so war es auch ... das Ersetzen von Gesichtern in einem Video durch ein anderes. Wer hat das so noch nie gesehen? Wie war's? Die Gefühlslage?

Wir, die wir alle so bildorientiert sind, wurden mit einem Gesichtsaustausch von Andrea Vetsch in die Kopfform von Susanne Wille konfrontiert. Wir müssen beide Gesichter kennen, um das überhaupt bemerken zu können.

Die Einstanzfehler waren meiner Meinung nach noch anderswo zu sehen, die Experten zeigten dann auf eine doppelte Augenbraue, die ich nicht sah am TV. Also noch nicht perfekt. Aber das war ja auch nur eine Software, die jeder runterladen und probieren konnte. Allerdings hatte SRF ja auch genug Trainingsmaterial.

Wie auch immer, wer könnte sicher sein, würde er nur eine der beiden Frauen kennen, ob das Bild nun echt ist oder nicht, ob die Frau das wirklich sagt, was akustisch vernehmbar ist und was visuell mit den entsprechenden Mundbewegungen übereinstimmen soll?

Ich hatte ja anfangs Jahr einen Artikel geschrieben, in dem ich das Jahr 2018 als dasjenige bezeichne, in dem Maschinen sich wie Menschen anmuten werden. Drum freut mich ja auch die 10vor10 Serie.

Ein Fake-Jäger entwickelt Software, um Fälschungen zu erkennen. Blade-Runners Voight-Kampff-Test lässt grüssen. In jener Dystopie ist das Faken ja Alltag, interessieren tut es bis auf die Blade-Runner eben niemanden mehr.

Der Fake-Jäger meinte dann auch, dass man eben KI gegen KI antreten lässt - also Fälscher gegen Detektive. Nett. Es zeichnet sich ja überhaupt überall immer mehr ein Rückzug der menschlichen Interaktion aus den ehedem von ihm erschaffenen Szenarien ab:

Kriege werden mehr und mehr virtuell im Internet oder von Drohnen geführt. Berufe werden von Robotern und KI übernommen, Landwirtschaft wird ebenfalls bald Robot's Farm, Pflege sowieso, Banken verlieren an die BlockChain, Dienstleister und Call Agent werden von Bots und sprechenden Lautsprechermikrophonen ersetzt, und so weiter ...

Wenn man sich das mal alles ansieht: Der Mensch ist wie im Zauberlehrling: Der Knecht macht alles besser und schneller. Und der Meister wird träge ... und kann schlussendlich nicht mehr abstellen. So ein Szenario haben unzählige Science-Fiction Autoren schon längst durchgekaut. Nun wird es also langsam Realität - in den reichen Ländern zumindest. Oder sagen wir mal, in den kapitalistisch-religiösen Ländern.

Die Antwort eines anderen Experten in der Sendung: Die Menschen werden das schnell lernen, einige wenige hochkarätige Fakes, die enttarnt werden, und sie haben es gelernt.

DA bin ich mir aber überhaupt nicht sicher. Die Masse wird nur noch mehr gegängelt mit irgendwie wahren audiovisuellem Schrott. Als Gamer weiss und staunt man, wie gut die Immersion in Topgames heute sein kann, aber der Gamer weiss auch, dass er sich nun in ein Game begibt. Daraus wird er in einigen Stunden wieder rauskommen.

Aber wir? Der TV oder das Netz spielen uns so viel Videomaterial wie noch nie ins Haus. Wohl dem, der wirklich jedweder Videopräsentation eines Faktes oder Gegenstandes total gelassen entgegentreten kann - weil er im Innersten weiss: Es ist keinem Material mehr zu trauen. Aber eben, die Emotionen sind ja das, was treibt. Die sind im Menschen nicht weg. Das an-ein-Video-Glauben-Wollen wird daher wohl nicht so schnell verschwinden wie die Fakes in die Breite gehen.

Ich hoffe schwer für die Gesellschaft, dass sie klar kommt mit der umwälzenden Veränderung der visuellen Gewohnheiten. Was man nur über die Mattscheibe kennt, ist einfach per se als ungewiss zu klassieren.

Idealerweise könnte es ja dazu kommen, dass man die internen Vorurteile abbaut, oder gar nicht erst aufbaut, denn: Wie baut man denn Vorurteile überhaupt auf? Unter anderem so: Man glaubt an etwas, sieht Bestätigendes Bildmaterial und glaubt mehr. Das Bildmaterial bildet also die Meinung aus. Amerikanischer Wahlkampf lässt grüssen. Wie auch immer. Schaffen wir es, das vermeintliche Wissen wieder abzubauen? Weil es auf Fake-News basierte? Diesmal halt eben Fake-Videomaterial?

Es gab schon nie eine einzige Wahrheit, es gibt keine einzige Wahrheit und es wird auch in Zukunft keine einzige Wahrheit geben. Für die Unterhaltung spielt das keine Rolle. Fürs Erreichen eines Zieles mittels Video dann eben schon. Enkelbetrüger-Tricks etc. funktionieren auf der verbindenden und empathischen Art des Menschen. Falsches Videomaterial wird da noch einige mehr übern Tisch ziehen.

Drum mein Standard-Hinweis: Cui bono? Wem nützt es? Der Video? Selbst in der Unterhaltung: Wieso muss ein Nicolas Cage Gesicht in einem neuen Video möglicherweise recyclet werden? Weil sein Gesicht in einem Film immer noch irgendwie irgendwo mehr Geld einbringt? Sic. Dann weiss man es. Ist das schlimm? Keine Ahnung, ich bin nicht auf Stars aus, bei mir geht es immer nur um die Story, Schauspieler sind austauschbar. Ähem, nun werden sie's auch ...

Aber eben, bei vielem wird man es nicht mehr wissen, weil man es erst gar nie wusste. Wenn eine Firma also einen Hornbrecht Dinkelbaum als neuen Influencer puschen will, dann kann sie den komplett virtuell vom Baby bis zum Teenie-Star altern lassen, bzw. eine visuell stimmig mit Video untermalte Baby-Legende herstellen, so dass der Hornbrecht als eine reale Person erscheinen kann. Tja, und je weniger Leute wir wirklich im realen Leben kennen, desto offener steht die Tür für den Rattenfänger.

Also, cui bono. Immer!

PS: Nett, den Zuschauer vom Gesicht des Stephan Klapproth verabschieden zu lassen ... wer's nicht bemerkte: so leicht geschieht das eben ...hoffen wir, dass es immer harmlos sein werde.

Zum Experiment Grundeinkommen in Finnland

Wie geneigte Leser wissen, bin ich absoluter Befürworter des Bedingungslosen Grundeinkommens. Ich habe dazu reichlich Texte verfasst.

Seit einiger Zeit habe ich nach der plebiszitären Ablehnung der Vorlage in der Schweiz weder hier noch international nach Stories mehr gesucht. Jetzt fiel mir halt ein Text des heise-Newstickers zum Finnischen Modell ins Auge.

Dort wird einer der teilnehmenden Finnen portraitiert; einer, der eben über seinen Fall reden will. Denn es sind ja mehrere Finnen ausgewählt worden, aber die scheinen sich zu schämen. Weil halt immer noch der Irrglaube geht, dass Teilnehmer lichtscheue. faule Elemente seien. Das ist natürlich Bullshit, aber eben, reicht als "Pseudoargument" all denjenigen, die nur ihre Vorurteile bewirtschaften wollen.

Denn es geht um's Menschenbild. Unsere wirtschaftliche Gesellschaft wird dies in den nächsten paar Generationen sowieso umkrempeln. Weil sie auch die erwischt, die sich bisher Job-sicher wähnten: Die Digitalisierung und die Umkehr der Alterspyramide.

Ich bin natürlich nach wie vor für dieses Modell: Zumindest so lange, wie keiner etwas Besseres und Menschenwürdigeres bringt.

Weitere Gedanken zur BlockChain und BitCoin

Im meinem letzten Artikel habe ich erklärt, dass mir die BC (BlockChain) nun klar ist, weil ich dank des erwähnten Buchs vor allem die Konzepte zur "Fehlerbehandlung" dargelegt bekommen habe.

Weitere Punkte, die ich zur Betrachtung anbiete, die ich nicht ausreichend geklärt oder noch nicht behandelt fand, möchte ich hier kurz darlegen.

  • Die Datenmassen einer BC, speziell der BTC (BitCoin)
    Hier fokussiere ich auf die Datenmengen: Es ist mir immer noch nicht klar, wie die BTC ihre zu erwartenden Datenmengen speichert / speichern wird. Sagen wir mal, dass in der Bankenwelt die heutige IT pro Tag 1 Milliarde Transaktionen machen, so fallen da doch einige Daten an pro Jahr. Da die Transaktion zwei Partner hat, fallen die Datenmengen bei zwei Teilnehmern an - Banken eben. Die haben genug Kohle, um die Daten sicher und schnell zu verstauen - eben WEIL sie gross und stark sind. Die BTC hingehen soll solche Peers unnötig machen. Das tut sie ja auch in autoritativer Hinsicht. Aber: Sie tut es nicht bezüglich der Resourcen: Da die BTC alle Transaktionen vorhalten muss für das Kontrollieren der Integrität der BTC, müssen also alle Transaktionen bei jedem Teilnehmer der BTC gespeichert sein. Die BTC ist global. Es gibt keinen BTC-Teilnehmer mit weniger Datenmassen.

    Gemäss Statistik habe die BRD in 2016 etwas mehr als 6 Milliarden Bank-Transaktionen gemacht, so liege ich mit der täglichen 1 Mia. für die ganze Welt nicht ganz falsch, ich runde das mal auf ca. 500 Milliarden pro Jahr. Wenn wir mal mit einer Transaktionsgrösse von 1000 Bytes ausgehen, dann sind das also 500 TBytes pro Jahr an Zuwachs. Das ist natürlich nicht so schlimm, das schaffen die Banken schon, das schafft auch eine Firma. Aber wie gesagt, jeder Teilnehmer der BTC muss das tun. Ist das nachhaltig? Zusammen mit der "Geschwindigkeit" der Transaktionen, ist das Speichern das kleinste Problem, eine BC hat ja gerade das Paradigma, dass sie nicht schnell sein kann, weil das zur Integritätskonzeption gehört.

    So also noch etwas zur Transaktionen / Sekunde Zahl: Es gibt eine News-Meldung, die die Unverträglichkeit mit High-Speed-Transaktions schon mal mehr als nur andeutete und das schon im März 2016 ... https://www.heise.de/newsticker/meldung/Kapazitaetsgrenze-erreicht-Bitcoin-Transaktionen-in-der-Warteschlange-3132893.html

    Diese Meldung veranlasste jemanden, die weltweite Transaktionsgeschwindigkeit auf 7 TpS zu berechnen. Das ist natürlich ein mehr als lächerlicher Wert. Es ist schlichtweg ein absolutes NoGo.

  • Geschwindigkeit des Commits
    In der Welt der RDBMS ist ein abgeschlossener Commit das Zeichen des Systems, dass etwas verarbeitet und gespeichert wurde - mit allen Konsequenzen und Nebeneffekten. Für den Entwickler ist eine Speicherung damit abgeschlossen. Der Programmierer darf sich also guten Gewissens weiteren Dingen zuwenden. Doch wie erklärt, die BC kennt keine zentrale Stelle, die ein Commit ausgeben könnte. Im Gegenteil, es kann konzeptionell eigentlich beliebig lange gehen, denn wenn die BC Diskrepanzen aus der Welt schaffen muss, bedeutet das, dass ein Quorum der Teilnehmer sich einig werden muss, welchen Ast einer Verzweigung sie nun als autoritativ ansehen will. Für den Programmierer heisst das, dass er Programme schreiben muss, die sich rückwirkend(!) mit einer Annullierung der Transaktion und deren Konsequenzen rumschlagen müssen. Es ist sogar noch schlimmer: Es könnte zu einem Totalausfall kommen, wenn die BC es nicht schafft, einen autoritativen Ast zu finden.

    Das kann je nach Anwendungszweck natürlich verschieden gravierend sein. In der NoSQL-Welt sagt man dann "eventually committed" und meint, dass es schon Dinge gibt, die man nicht per sofort committed haben muss, dass sich ein Commit aber einstellt. Tja, aber es gibt Konfliktfälle. Ob diese ein Showstopper für den Anwendungsfall der BC sein könnte, ist wohl eben von eben diesem abhängig.

    Was wäre, wenn ein Angreifer, der die BC einfach lahmlegen will, sich also als Teilnehmer anmeldet, bei der Kontrolle von errechneten Blöcken einfach an die anderen meldet: "ich habe was anderes" ... und das via Botnet nicht einfach von nur einem Teilnehmer, sondern von Tausenden? Er muss sich ja nicht mit der Historie der BC rumschlagen, er will ja nur stören, also hat er nicht einmal eine grosse Rechenlast zu bewältigen.

    Die Datenmengen müssen bewältigt werden, denn nur so ist garantiert, dass die BC im Problemfall eine Chain total durchrechnen kann. Eine Art von Caching des letzten als absolut gültig betrachteten Block kann natürlich jeder bei sich vorhalten. Er könnte sagen, dass dieser Referenzblock immer dem aktuellen Tagesdatum um eine Woche hinterher läuft, um eine Verzweigung der BC optimal schnell handhaben zu können. D.h. die Validierung der von anderen errechneten Blöcken ist einfach und schnell. Sicher ist es ja auch, denn wenn die gesamte BC an eigenen, vertrauenswürdigen Orten gespeichert ist, ändert sie dort niemand und man könnte sie jederzeit komplett nachrechnen, um den Referenzblock zu validieren. Es könnte also sein, dass der Commit einer Transaktion konzeptionell schon recht schnell erreicht werden kann.

  • Wegelagerei, sprich Transaktion-Fees
    Das führt dazu, das die Miners, die ja eine Belohnung fürs Betreiben der BC bekommen wollen, sich bei den vielen Transaktionen die auswählen, die ihnen am wahrscheinlichsten eine Belohnung einbringen. Im Ethereum-Projekt nennen sie das Gas. Der Ersteller einer Transaktion gibt da eine Obergrenze an Gas mit, die er den Minern als Belohnung zur Berechnung des BC-Blocks für seine Transaktion anbietet. Ein Ethereum-BC-Teilnehmer kann sich also entscheiden, ob er diese Transaktion rechnen will. Und er kann sich sogar entscheiden, wieviele Resourcen er dafür einsetzen will, denn das Gas gibt ihm ja ein Entscheidungskriterium mit.

    Für den Transaktionserzeuger hat das diese Konsequenzen: Er weiss nicht, wie schnell seine Transaktion in die BC gelangt. Und es kostet ihn was und er weiss nicht einmal, wie sicher der Block nun ist ... denn wie erklärt, die BC kann manipuliert werden, es ist nicht unmöglich. Wenn er also einen Zahlungsvorgang über diese BC einspeisen möchte, und das in Real-Time, so kann ihm die BC diese garantierte Antwortzeit nicht erbringen. Wie im realen Leben kann er aber ein "Guter Kunde" werden, wenn er zuviel Gas anbietet. Das kann zu einer bevorzugten Behandlung führen. Ein Widerspruch zur Konzeption der BC.
  • Ökologie und Geldwäsche
    Wie es sich trifft, hat auch André Kramer im Editorial der c't einen Punkt aufgegriffen, der mir natürlich schon seit Anbeginn der BC ein Dorn im Auge ist: Die Ökobilanz der BCs. Das Mining kostet ja aufgrund des Hash-Puzzles enorme Mengen an Energie, denn wer schnell sein will, muss klotzen, nicht kleckern. Kramer:

    “Denn der Stromverbrauch des Bitcoin-Mining ist immens. Die Nachrichtenseite Digiconomist hat eine einzige Bitcoin-Transaktion mit 215 Kilowattstunden Strom berechnet, dem Jahresverbrauch eines Kühlschranks. Einer Studie zufolge entsprach der Stromverbrauch für Bitcoin-Mining im Jahr 2017 dem von 159 Ländern. Die Rechnung ist kaum überprüfbar; ihr Kern bleibt aber wahr: Bitcoin-Mining trägt in hohem Umfang zur Klima-Erwärmung bei.

    Der Großteil davon findet in China statt, das seinen Energiebedarf aus fossilen Energien speist. Miner der Währung Ethereum haben Boeings des Typs 747 gechartert, um Grafikkarten an ihren Einsatzort zu fliegen. Wer sich solche Stunts leistet, betreibt höchstwahrscheinlich Geldwäsche, nicht Geldanlage.”

    Mit dem letzten Satz reisst er an, wofür die BC natürlich ideal geeignet ist - um so mehr, je mehr Business an einer BC wie der BTC hängt, denn dann ist die BC fast ideal geeignet, Geldwäsche zu betreiben. Und wenn man die Kursexplosion von BTC beobachtet, so ist das Spekulieren bei ihr angekommen und im gleichen Masse wohl auch die ebenso massive Geldwäscherei. Beide schrauben sich wohl in die Höhe.

    Denn die BTC ist zwar voll transparent, aber es war auch noch nie so leicht, ein Portemonnaie zu erzeugen - vollautomatisch von einem Computer, der im Darknet auf seinen Besitzer wartet, den er nicht mal kennt. Da muss man sagen, dass die Strafverfolgungsbehörden ja immer noch nach der "Folge dem Geld" Regel verfahren können, denn irgendwann muss das virtuelle Geld in reales gewechselt werden - für reale Genussfreuden. Noch. Wenn BTC eine von den Staaten und Gesellschaften akzeptierte Währung würde, fällt auch das weg. Das wird die Geldflussverfolgung sicherlich noch um 1-2 Grössenordnungen schwieriger und vielleicht aus ökonomischen Gründen unmöglich machen.

Es gibt ja den Text, dass je komplizierter ein System ist, es um so anfälliger sei. Die BC ist konzeptionell einfach, aber die Implementationen sind anfällig.

Hacker müssen sich ja nicht um die Konzeption kümmern, sondern sie kümmern sich um die jeweiligen Implementationen: Wenn sie da reinkommen, dann kann alles noch so gesichert sein, wenn sie im Code sind, ist alles möglich, was die Konzeption zulässt.

Die BTC-Börsen und andere wurden schon oft um mehrere Tausend BTC erleichtert. Von Hackern. Während das Geldwäschern vielleicht egal sein kann, so ist der Verlust des Portemonnaies einem Geschäftstreibenden überhaupt nicht egal. Und da es in der BC konzeptionell keinen Verantwortlichen gibt ... keine Kulanz von niemandem ... keine Schuldigen ... Schwarzpeter-Rumgeschiebe ... denn jeder wird eine Walletsoftware nutzen müssen. DAS Angriffsziel für Hacker und Malware-Programmierer ... eventuell grad schon auch grad geliefert mit Hintertüren für Geheimdienste, Finanzamt, Hacker etc. etc. In Zeiten von schnellem Internet – wer ist schon in der Lage, den Verkehr zu inspizieren, zu verstehen und Gegenmassnahmen zu ergreifen? Die Masse sicherlich nicht. Schöne neue Welt.

Gerade aktuell wieder ein BC-Hack: https://www.heise.de/newsticker/meldung/Kryptogeld-Mining-Marktplatz-Nicehash-gehackt-und-bestohlen-3913041.html

Ist die BC also einfach eine Spielwiese für Technik-Nerds, IT-Profilierer, Real-Geld-Spekulanten, Geldwäschern? Es hiess ja schon beim Gold-Rush: "Reich werden nicht die Schürfer, sondern die Verkäufer von Equipment wie Schaufeln etc."

Wir werden sehen ...

PS: Ich bin derzeit kein aktiver Benutzer von BCs. Ich habe mich nur schlau gemacht und etwas weniges probiert. Gerne lese ich Korrekturen von Euch zu meinen Gedanken, sollten diese falsch oder unstimmig sein. Danke dafür.

PPS: Noch was zur Übertragungssicherheit von BTC. Eine Transaktion ist ja de facto dann auch eine Benachrichtigung an eine Email-Adresse, an ein anonymes Wallet. Kein Wunder, gibt es bereits Malware, die solche Transaktionen erkennen und auf andere Wallets umleiten: https://www.heise.de/security/meldung/Schnueffeltrojaner-Evrial-tauscht-im-Windows-Clipboard-Bitcoin-Adressen-aus-3947596.html

Fleisch essen ... Warum und warum nicht alle Arten?

Heute traf ich zufällig auf ein meiner Meinung nach gut gemachtes Video, das uns einen Mechanismus bewusst machen will, wieso wir gewisse Tiere essen und andere nicht. Hier mal schon die URL:

https://youtu.be/r8GR8x_SMnw

Die aufgeführten Punkte sind alle gut begründet. Ich esse Fleisch.

Was mir an diesem Video gefallen hat, ist die Aufforderung, sich einfach mal bewusst zu werden, wie das funktioniert, dass wir im Supermarkt ein Glas(!) mit Würstchen kaufen können. Diese Entfremdung der Herkunft schlägt dem Fass natürlich den Boden aus.

Ich denke nicht, dass Veganismus per se irgendwas verbessert, denn die Ausgangslage ändert sich nicht: Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass wir geistige Wesen sind, die eine materielle Erfahrung machen. Diese heisst Körper und Stoffwechsel. Wenn wir meinen, dass wir diese Erkenntnis als erste haben, liegen wir wohl so falsch wie nur irgendwas.

Wenn die Tiere beobachtende Verhaltenswissenschaft fast wöchentlich mit Meldungen kommt in der Art "Tierart XY kann Lebenslust und Trauer empfinden" und wir das nun - weil ja wissenschaftlich - beginnen zu glauben, so darf man genau so wissenschaftlich sagen: Dann sind wir ja schon die barbarischsten Freaks gewesen, die auf der Erde hausen. Denn die Tiere gibt's ja schon viel länger als uns. Es ist erstaunlich, dass Tiere, die ja offensichtlich über eine Individualität verfügen, uns nicht schon längst mal gekillt haben. Würden Treiberameisen sich mal uns als Gegner vornehmen, wir wären wohl schnell weg ... oder natürlich jegliche Arten von Bakterien ... aber ... dazu später.

Da kann man nur spekulieren. Für mich ist es so, dass das grössere System, dieses Universum, es als Spielregel hat, dass man hier mit Materie hantiert. Man formt sie nach den Absichten und Erfordernissen des zu Erlebenden und dann spielt man das Spiel in dieser Materie. Die Materie wird danach rezykliert.

Dass dies so ist oder - vorsichtiger gesagt - so sein könnte, sagen uns die Astrophysiker schon lange. Es gibt unsere Körperformen nur, weil schon unzählige, sehr grosse Systeme, Sonnen, ihr Spiel beendet und in einer Supernova vergangen sind. Im Rezyklierungsprozess haben diese Systeme dann gemäss den Spielregeln in diesem Universum weitere schwere Elemente erzeugt. Ohne diese würde ein Körper nicht funktionieren. Merkwort: Spurenelemente ... und gesund soll der Körper ja wohl sein, da hat keiner was dagegen, auch die Veganer nicht. Nur, damit akzeptieren sie den Tod, die Umformung von Materie also auch. Es geht nur um den Zeitraum, den das Individuum übersehen kann.

Im Video wird gesagt, dass es ja kulturell bedingte Essensvorlieben gibt: Eine Kuh zu schlachten, geht gar nicht in Indien, einen Hund in Europa auch nicht. Da könnte man sagen, tja, Pech, welches Wesen das Hund-Game in China spielen will. Das Kuh-Game in der Schweiz ist vielleicht sogar noch besser als in Indien, wer weiss. Also, ich wäre auch gern Katze oder Hund beim Tierhalter Martin ... :-)

Doch wie es scheinbar zufällig ist, ob ein Mensch in der Sahelzone, in Vietnam, als Schwuler in Russland, Behinderter irgendwo in Afrika etc. in diese materielle Ebene gelangt, könnte man ja auch sagen, es ist halt dumm als Schwein in Europa auf die Welt zu kommen. Da, wo Schweinemast zum "Schlimmsten" an Tierhaltung gehört. Zufall also für Mensch, Tier und Pflanze. Ausser, man erlaubt sich mal eine andere Sicht auf das sogenannte Leben in dieser Ebene.

Die Aborigines - so las ich mal - baten das Tier, das sie drauf und dran waren zu töten, um Vergebung und ehrten sein Ende in der materiellen Form. Und diese Leute stehen ja nicht grad im Verdacht, hochindustrialisierte Fleischfabriken zu erfinden. Und sie leben ihre Art schon viel länger als jede uns bekannte, industrialisierte Art. Woher haben sie diese Idee? Sie nennen unsere materielle Phase ja auch die Traumzeit ...

Also, Aborigines und Tiere, von Pflanzen schon gar nicht gesprochen, "wissen" offenbar noch, was wir hier machen. Ein Spiel.

Wenn das also so sein könnte, dann ist der eingangs erwähnte Video gut geeignet, sich das Spiel klar zu machen. In der materiellen Ebene gibt es keine "unschädliche" Art, denn Materie wandelt sich - und muss das auch tun, denn es sind die Spielregeln dieses Universums.

Wenn wir töten, um zu leben - ! - geht das nur, weil es so regelkonform ist. Tiere und Pflanzen "kennen" diese Regel vielleicht halt einfach. Daher wehren sie sich auch nicht. Denn die Veganer müssten sich den von Comedians oft gebrachten Kalauer schon auch gefallen lassen: "Wieso esst ihr denn einen Kopfsalat? Nur weil der keine Augen hat und sich nicht bewegt?"

Die Biologie sagt uns ja auch, dass man nur ein Gehirn hat, um den Körper zu steuern, wenn der sich bewegen können muss. Bei einer Qualle wurde noch nie ein Gehirn entdeckt, beim Baum auch nicht. Der bewegt sich nicht, und die Qualle lässt sich mehr oder weniger treiben. Das Gehirn ist also nur ein Hilfsmittel, ein Computer also, um Impulse aus einer anderen Ebene als (Inter)Aktionen in diese physische Spielwelt umzusetzen. Das Game des Menschen ist es halt vielleicht, sehr intensiv und variantenreich mit der Materie zu interagieren, weshalb er eben ein relativ grosses und leistungsfähiges Gehirn braucht.

Als Neandertaler brauchte er das ja noch nicht, obwohl der Körper auch schon in Interaktion mit derselben Materie wie ein heutiger Mensch war. Aber um einen Helikopter zu bauen, muss man mehr über die Regeln der Materie lernen, man muss mehr und komplexer experimentieren (= interagieren), man muss also ein leistungsfähigeres Kontrollorgan haben, also das Gehirn entwickeln.

Wie beim bekannten Computer kann man das Gehirn ja auch missbrauchen, sprich umprogrammieren. Das Video nennt das ja auch: die Prägung als Baby auf die Usanzen dieser materiellen Ebene - sprich, was man hier so isst und was unantastbar ist. Und wir Erwachsenen kennen das auch und nennen es sogar so: Gehirnwäsche, Indoktrination, Neurolinguistisches Programmieren, Synapsenbildung etc.

Wie ist also die Message des Videos zu werten? Mir gefällt es, es ist schön und unterhaltsam gemacht. Und es regt an, sich der Massentierhaltung bewusst zu werden, sprich zu erkennen, was wir als Gesellschaften tun, um unsere Körper mit etwas zu füttern, wofür viele andere Körper getötet werden müssen. Und wie wir diese Wesen, die jenen Körpern ihr Spiel machten, respektieren, achten oder was auch immer.

Die Fähigkeit des Menschen, sich Maschinen zu bauen, die Industrialisierung eben, gehört auch in die Spielregeln dieses Universums und daher ist aus meiner Sicht nur etwas relevant im Video: Auf der Gefühlsebene zu prüfen, welche Methode des Tötens zum eigenen Genuss für die derzeit vorherrschende, eigene Werteprogrammierung ok ist. Denn als Körper geht es halt nicht ohne.

Ich habe das Wort "töten" absichtlich genommen. Der wichtige Aspekt im Video ist ja genau der, dass es eines jeden Wertesystem in Frage stellt. Wie man sich dann entscheidet, das ist ebenfalls der aktuellen Verfassung des Lesers überlassen. Im materiellen Rahmen ist es egal. Aber auf der immateriellen Gefühlsebene, da ist das ja schon anders. Hier spielt dafür all das eine Rolle, was den Geist umtreibt beim Wort "töten".

Wie gesagt, ich mag Fleisch. Ich habe es für mich schon lange entschieden. Ich habe mich auch entschieden, die sogenannt artgerechte Tierhaltung zu unterstützen, indem ich - natürlich auch weitgehendst entfremdet im Tötungsakt - im Laden nur Fleisch von solcher Haltung kaufe. Und wenn es grad nichts davon hat, ess ich eben mal kein Fleisch. Ich werfe Fleisch auch nicht weg, es wird verwertet.

In der Schweiz wird aktiv diskutiert, ob es einen Tieranwalt geben soll. Ich befürworte das. Denn es braucht für unsere emotionale Gesundheit sicherlich jemanden, der die Tiere vertritt, auf dass wir uns Rechenschaft abgeben, ob wir unsere Art der Tierhaltung ethisch aufrechterhalten können oder wollen. Hat er etwas mehr Macht, wird er uns nämlich einige hartnäckige Fragen stellen und das tut uns gut. Zu überlegen, wie wir unsere Tierhaltung wollen, dass wir sie haben, gehört halt derzeit in diese Ebene.

Da habe ich dann meinen blinden Punkt: Ich hasse Food-Waste. Obwohl das natürlich auch komisch ist, auf der materiellen Ebene. Das Wort "hassen" zeigt es ja, es ist ein immaterielles Ding. Und das ist die Programmierung. Die Absichten für mein materielles Spiel als Körper genannt Martin.

Und wieder mal Schawinski

Heute war Schawinski wieder mal in Form. Mir scheint, die hat er nur, wenn es beim Gegenüber jeweils um jemanden geht, dessen Meinung oder Art er aufs Verrecken nicht leiden kann ... :-)

Aber das macht ja nichts. "Wer fragt, der führt" sagt man, aber auch "Wer fragt, zeigt wes Kind er ist". Auch nicht neu. Der Journalist Reichmuth sagt, dass er nicht in den Chor der Wissenschaftler einstimmen will, die den Klimawandel für menschengemacht halten.

Das konnte Schawinski nun wieder mal gar nicht verstehen. Ich selbst finde es auch eine etwas merkwürdige Hypothese, denn es gibt so viele Argumente, dass es schon so sein könnte. Es gibt auch einige, die das noch lange nicht als gesichert anschauen. Dies sei mal dahingestellt.

Was mich aber am meisten erstaunte: Reichmuth sagte mehrfach, dass es eine Katastrophe wäre, dem Menschen die fossilen Brennstoffe wegzunehmen. Begründung ist natürlich - und das ist wohl unbestritten - dass das eh nicht innert 1-2 Generationen geht - und eine Hauruck-Aktion soviel bisher unbekannte Nebeneffekte heraufbeschwören würde, dass es einfach riskant ist. Er benutzte dazu das Bild eines Patienten, dem man ein Medikament verpassen würde, ohne dessen Nebeneffekte zu kennen. Mir allerdings erschien gerade dieses Argument als gar nicht in die Diskussion zu gehören. Ich hatte jedoch den Eindruck, dass Reichmuth es nahm, um das Menschengemachte abzulehnen. Um in seinem Bild zu bleiben: Es gibt aber auch sogenannt "experimentelle Therapien", die meistens von Austherapierten doch gewagt werden, obwohl die Mehrheit der "Etablierten" es für riskant, unerforscht, ungesichert etc. halten. Wenn diese Therapien dann was bringen, gibt es ein "Oha" und sie schleichen sich in die Standardtherapien ein und werden "etabliert".

Natürlich hat Reichmuth recht, dass man den Teufel nicht mit dem Beelzebub austreiben wollen soll. Aber auch er weiss nicht, ob es der Beelzebub ist, was die Energiewende in der BRD ist oder auslöst. Ich weiss es natürlich auch nicht. Dennoch halte ich eben nichts davon zu sagen, das Klima sei Millionen von Jahren alt. Und wir doch erst mit der Industrialisierung grade mal etwa 200 Jahre. Und Vulkanausbrüche, Waldbrände, Erosionen, Sonnenminima etc. habe es doch immer gegeben. Ja, doch ich denke, dass die derzeit erfolgreichste säugende Spezies auf dem Planeten der Mensch ist. Der hat sich nämlich überhin ausgebreitet. Ameisen gibt's auf den Polen wohl kaum, aber Menschen. Wir haben uns dank Gedankentätigkeit, Planung, Umsetzung und viel Kooperation überall auf dem Planeten behaupten können. War ja vielleicht auch unser Zweck "Vermehret euch und macht euch die Erde untertan" oder so ähnlich.

Ich denke, das haben wir gemacht. Rücksichtslos. Dass wir diese Fähigkeit auch haben, dazu muss man nun keine Geschichte bemühen ... oder gerade eben die Geschichte.

Nun sind wir so erfolgreich, dass wir unser Habitat verwüsten, weil wir einfach nicht aus unserer Haut wollen. Immer mehr und mehr, woher denn? Dieser Drang liess es einige schaffen, zu den Polen zu gelangen, dort auch zu forschen, es dort auszuhalten. Oder an anderen relativ unangenehmen Orten zu leben. Diese Power kann uns aber eben auch kannibalisieren, vernichten.

Letztens kam eine interessante philosophische Betrachtung über Glauben und dessen Zusammenhang mit Verschwörungstheorien. In Einstein war's glaube ich. Da wurde gezeigt, dass Gläubige leichter solchen Theorien verfallen. Eigentlich klar, denn sie glauben ja. Woran sie glauben, das ist nur noch der einzige Unterschied. Haben sie mal eine bevorzugte Geschmacksrichtung erkoren, glauben sie - und ignorieren. Alle Andersgläubigen sind dann des Teufels oder einfach zu dumm. Lässt man sie leben, gut. Aber es gibt eben die, die dann missionieren ...

Ungläubigere Leute haben dies so nicht. Die haben es natürlich auch nicht leichter. Denn ihnen erklärt niemand, was eine Wahrheit sei. Niemand setzt ihnen was vor, um ... sie zu manipulieren vielleicht? Wer weiss.

Wer weiss denn wirklich, ob unsere Welt erschaffen wurde von einem genetischen Algorithmus oder von der Power eines erschaffenden Geistes, eines Bewusstseins, dem wir alle entspringen? Könnte man dann nicht sogar sagen, dass die Gläubigen mit ihrer Kraft die Welt erschaffen, in der auch die Kritischen leben müssen? Wer hat also die "Wahrheit"? Schaut man in als Ungläubiger in die Welt, kann man durchaus sagen, dass die Lebenswahrheit für viele Millionen Menschen durchaus vom Power der Gläubigen bestimmt ist.

Ein Selbstmordattentäter ... rational? Ich denke nicht, gläubig an die Theorie seiner Verführer, ja. Rational "bekehrbar"? Ich denke nicht. Aber sein Glaube und die damit schlussendlich begründete Tat hat mehr Macht und Auswirkung als der eines Mediators, eines Wissenschaftlers auf seine Umwelt. Aber halt nur einmal.

Vielleicht sieht man hier etwas Unterschiedliches: Der Zeitraum. Es könnte sein, dass der mühsamere Weg, alle mitzunehmen, viel länger dauert, dann aber der Gesamtheit nützt. Während der abgrenzende gläubige Weg, der andere ausgrenzt, schneller was bewirkt, aber nichts für die Gesamtheit bringt.

Glaubt jemand, dass der Trump wichtig sein wird nach spätestens 7 Jahren? Er wird ein Ex werden und in der Versenkung und Lokalität verschwinden. Dennoch hat er derzeit viel Macht, Wirrwarr zu stiften.

Wer hat die "Wahrheit"? Als inkarnierter Mensch haben wir diese wohl alle nicht. Es gibt 7+ Milliarden Menschen, also gibt es 7+ Milliarden Wahrheiten. Einige sind sehr persönlich, andere sind eher gruppenfähig. Einige sind darwinistisch, andere sind anthropisch.

Zurück zu Schawinski und Reichmuth. Mir gefiel, dass Reichmuth eine Meinung veröffentlicht, die derzeit der Etablierten widerspricht. Ob er "Recht" hat, wird die Menschheit in 100 Jahren wissen, jetzt ist es noch Spekulation. Ob er "Unrecht" hat, weiss man auch nicht, 95+% der Wissenschaft meint es so.

Ich gehöre auch zu denen, denn für mich ist der Energieerhaltungssatz und die Physik schon ein recht stabiles Bollwerk. Doch, vor etwa 300 Jahren glaubte man auch noch in der Wissenschaft, es sei nun alles Erforschbare erforscht und damit basta. Und wie sie sich irrte ...

Wenn eine Spezies die CO2-Senken reduziert, die CO2-Bildung forciert ... tja, muss man da Gläubiger oder Wissenschaftler sein, um zu erkennen, dass dies zumindest das aktuelle Verhältnis des CO2 in der Atmosphäre verändert? Und das dies Auswirkungen haben wird? Dies kann doch jeder zugeben, anerkennen, glauben oder mal als Arbeitshypothese nehmen. Letzteres tun ja die Wissenschaftler. Und dann bauen sie Theorien ... Gläubige tun ja offenbar genau das nicht.

Ich erlaube mir natürlich kein Urteil über Reichmuth. Mir, eben einem eher Ungläubigen, oder Physik-Gläubigen, machte er den Eindruck eines Verweigerers - der durchaus gute Argumente auffahren konnte. Denn: Wie gesagt, ich bin ein Physik-Gläubiger, ich habe zwar keinerlei Experimente in diesem Leben durchgeführt, ausser, dass der Körper in diesem Universum lebt. Meine Sicht auf die Welt macht mir die Physik plausibler. Wenn ich aus dem Fenster hänge, falle ich eventuell runter, wenn mein Schwerpunkt nicht mehr in einem stabilen Gleichgewicht der Kräfte ruht. Oder ich fall vom Fahrrad. Diese Erfahrung habe ich öfters gemacht. Die Physik hat ein Erklärungsmodell, das ich mir aneignete, so dass ich vorhersagen kann, wenn ich dies oder das tue, haut's mich auf den Sack. Und wenn ich sogar meine, es ignorieren zu können, haut es mich auch auf den Sack. Daher "glaube" ich der Physik. Weil es halt für mich derzeit kein besseres Erklärungsmodell für mich und meine physische Umgebung gibt.

Dennoch könnte alles auch anderes sein. Siehe meinen letzten Beitrag. Vielleicht gibt es Gott? Vielleicht gibt es den grossen Experimentator, in dessen Petrischale und Inkubationskammern wir uns wie Pilzsporen vermehren.

Mein Lieblingsphysiker und -astronom, Harald Lesch, sagte öfters auf entsprechende Anfragen: "Wir können nichts über die Schöpfung sagen. Wir machen nur Innenarchitektur". Was er damit meinte, wir sehen halt nur das, was unsere Sinne innerhalb dieses Raum-Zeit-Systems überhaupt sehen können. Dies bildet das, was wir dann Naturgesetze nennen. Was es da eventuell sonst noch gibt, ausserhalb des Universums, können wir nicht wissen. Wir wissen ja nicht einmal, ob wir uns innerhalb eines Schwarzen Loches befinden oder nicht.

Und dann noch etwas von einem anderen Physiker, Heisenberg. Es wird ihm zumindest zugeschrieben und ist berühmt (nicht mal dies wissen wir genau).

"Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott."

Es spielt keine Rolle, wer das sagte, aber es ist eine gute Beschreibung desselben, von Harald Lesch mit Innenarchitektur beschriebenen Dilemmas: Wir können es nicht wissen. Wir können nicht mal entschieden, ob das anthropische System nun schwach oder stark ist.

Wer allerdings einfach mal seinen Biocomputer, sprich Verstand, vorurteilslos an die Sache ranlässt, kommt drauf: Es gibt wohl keine Wahrheit, es gibt nur ein Anerkennen dessen, was da um einen herum erfahrbar ist. Und vielleicht kann man dann wenigstens in die Richtung arbeiten wollen, wie man es auch noch weiterhin haben möchte. Ich persönlich mag Schnee, ich möchte also Dinge in meinem Einflussbereich tun, die meinen CO2-Ausstoss verringern. Ob das für andere Sinn macht ... die Physik meine ich ... ich hoffe es, denn dann haben wir eine gemeinsame Diskussionsbasis.

Ob der Klimawandel nun menschengemacht ist, spielt keine Rolle. Es spielt nur eine Rolle, ob wir es so haben wollen, sollte es wärmer werden. Damit umgehen müssen Nachfolgegenerationen von Lebewesen ohnehin. Es wird wohl einigen schaden, sprich sie dezimieren, anderen nützen, sprich sie werden florieren. Dass der Mensch als aktiv physisch veränderndes Wesen Einfluss hat auf diese ebenfalls physische Umwelt, steht für mich ausser Frage - denn er ist die Umwelt.

Drum finde ich Schawinski oft spannend: Es zeigen sich Anschauungen, aber sicher niemals Wahrheiten.

CO2 so hoch wie vor Millionen Jahren - scheitert das Labor-Experiment?

Heute hörte ich im Radio, dass eine Kommission feststellte, der CO2-Gehalt in der Atmosphäre 2016 sei so hoch wie letztes Mal Millionen Jahre zuvor. So ist es wohl. Auch bei uns in der Schweiz haben die Gletscher innert eines Jahres 3% ihres Eises verloren.

Nun, wer heute noch bewusst Prozesse initiiert, die mehr CO2 freisetzen als binden, handelt in meiner Sicht grob fahrlässig und in höchstem Masse ignorant. Wer solche Prozesse wider besseren Wissens erhält, weiterführt oder gar weiterentwickelt im Sinne der Vergrösserung der CO2-Abgabe, wäre eigentlich zum Wohle der Gemeinschaft - natürlich der globalen, nicht einer nationalen - zu ächten und festzusetzen, so dass seine Tätigkeit gestoppt werden kann.

So, klingt ja fast schon nach Kant. Egal. Naturgesetze sind in dieser Ebene da, beachtet zu werden. Denen ist es allerdings auch egal, ob wir's tun oder nicht. Körper, die denselben Naturgesetzen unterworfen sind, müssen es dann halt auch erdulden. Menschliche, tierische, pflanzliche, pilzartige und virale.

Da sich wohl nur eine Art freut über mehr CO2, könnte man ja auf die Idee kommen, dass eventuell die Lebensspanne des Experiments Körper mit starker und flexibler Gedankentätigkeit und grosser Planungsfähigkeit ein absehbares Ende hat. Pflanzen reduzierten wohl den CO2-Gehalt früher, starben ab, nahmen ihr gespeichertes CO2 unter die Erde, verwitterten und schlossen das CO2 als Kohle und Öl ein, tief unter der Erdoberfläche. So wurde es kühler in der Atmosphäre.

Und siehe da, nach einigen Hundert Millionen Jahre kommt eine Spezies, die diesen Vorgang mittlerweile zwar begriffen hat, aber dennoch so ignorant ist, das CO2 wieder hervorzuholen und freizusetzen. Und sich dann wundert, dass es wieder wärmer wird. Und dabei hat die sowas wie den Newtonschen Energieerhaltungssatz entdeckt.

Als Gott würde ich im TV-Ohrensessel zurücklehnen, beobachten, einen Kaffee mit Kuchen geniessen und zu mir murmeln: "Mal sehen, ob die sich noch zusammenraufen und es schaffen, die Kurve zu kriegen. Schliesslich gab ich denen genug Gehirn, Einsichts- und vor allem Kooperationsfähigkeit mit."

Als Gott würde ich dieser experimentellen Variante aber auch attestieren, dass sie sich auch selbst ausrotten kann und durchaus darf - ein Experiment soll ja auch ein Resultat haben. Petrischale halt. In dem Experimentierhabitat gibt es ja eben noch die Pflanzen. Denen könnte man ja auch ev. mal noch was zutrauen. Vielleicht beweisen die mehr Nachhaltigkeit.

Aber eigentlich ist es egal. Es ist ein Experiment. Versuch und Irrtum. Beobachtung bei Variation von Lebensbedingungen. Vielleicht ist es ja wirklich Gott, der das Klima anheizt, als Experimentator. Häja, wir variieren ja auch die Rahmenbedingungen bei unseren Laborversuchen. Wieso soll Gott es anders machen, wenn er schon nicht ein "Leben nach Zahlen" programmiert hat. Der war halt schon klever, wollte wohl einen Turing-Test für sich selbst entwickeln.

Als Gott hätte ich da auch kein Problem, dass da mal was aus dem Ruder liefe ... der Labor-Desinfizierer kommt eh in 1-2 Milliarden Jahre vorbei und flammt mal alles sauber ab. Da wird dann auch grad die Kugel geputzt, wenn nicht grad mit entsorgt.

Vielleicht ein kleines Ärgernis, wenn diese Experiment dummerweise noch ein anderes Sonnensystem infizieren könnte ... "Hmm muss mal Vorsorge treffen. Hey Siri, mach einen Termin zur Überprüfung der Situation, in, sagen wir mal, 500'000 Jahren. Prüfe schon mal, ob dann ein paar mittelgrosse Meteoriten in der Nähe wären für den Fall der Fälle". "Ich habe für den 30. Oktober 502'017 einen Termin zur Überprüfung der Situation eingetragen". "Danke Siri, das wär vorerst alles. Jetzt sehe ich mir mal die Situation auf Kepler 452b an, was sich dort so entwickelt hat die letzte Million Jahre."

Nicht, dass ich Apple derart gut fände ... aber Gott ist ganz sicher ein vielbeschäftigter, bärtiger, weisser, sehr alter und hoffentlich weiser Mann. Der halt experimentiert, weil ihm eine Göttin oder zumindest die Erinnerung an eine solche fehlt ... und ein Pluto, also, den Hund meine ich ...

PS: Nicht auszudenken, wenn Gott auch noch Alzheimer hätte ... *schauder*

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