Stand der Bitcoin Kritik heute

Klare Ansage vorab: Ich verstehe Bitcoin, ich stehe 100% hinter den Konzeptionen von Bitcoin. Dennoch vergöttere ich Bitcoin nicht. Und in meinem Falle: mit Bitcoin meine ich immer die Kombination von Bitcoin als solides Fundament mit seinem ersten grossen, auf ihm basierenden Anwendungszweck: Schnelle Transaktionen = Lightning. Dazu etwas mehr später.

Ich möchte hier mal den Stand der aktuellen Bitcoin Kritik summieren und den gelisteten Punkten einen anderen Blickwinkel gegenüber stellen. Es möge mir gelingen. Sollte jemand mit mir in Dialog treten wollen, es gibt ja gleich nebenan das Kontaktformular.

Ich beginne mal mit der Summierung all der Absichten, die die Entwickler von Bitcoin hatten:

  1. Digitales Geld für eine zunehmend digitale, "kopierbare" Welt
    Was so einfach klingt, ist in der Computerwelt extrem schwierig zu erreichen, denn ein Computer kann keine Materie bewegen, er kann aber Informationen kopieren. Nur sieht man dann einer Kopie nicht an, dass es eine ist - und dem Original nicht, dass es kopiert wurde. Und es will wohl keiner, dass digitales Geld von einem Hacker oder einem bösen Dämon einfach unbemerkt kopiert wird. Denn könnte man digitales Geld einfach duplizieren, wäre es kein Geld. Hierzu verweise ich immer gern auf das Buch Der Bitcoin Standard, denn welche Qualitäten ein Geld zu einem stabilen Geld machen, ist dort sehr anschaulich erklärt.

  2. Erlaubnisfreier Zugang
    Jeder auf der Welt hat jederzeit vollwertigen Zugang zu BTC. Mit jede:r sind auch die gemeint, die keinen festen Wohnsitz haben, daher kein Bankkonto bekommen, und einfach üblicherweise mit einem Schulterzucken vom globalen Handel ausgeschlossen sind - weil uns reiche Länder deren Schicksal nicht oder nur wenig interessiert. Gerne mit dem Lokalitätsprinzip abgehandelt "nicht unser Problem, müssen die schon selbst richten". Ja, aber in Zeiten des Internets gibt es keine physische Geographie mehr.

    Der Afrikaner, der Vietnamese, der Albaner, der Tibeter, der Mandschure etc., Siedler und Nomaden, sind sofort und jederzeit mit ihren digitalen Leistungen erreichbar. Nur: Wie bezahlen? Bezahlen so, dass nicht Zwischenleute sich mit Wuchergebühren reich machen, sondern mein bezahlter Betrag zu 99.5+% beim Leistungserbringer ankommt?

  3. Dezentralität
    Die zum Betrieb des Bitcoins nötige Infrastruktur ist derart, dass jeder, der einen kleinen Computer hat, daran teilnehmen und so die Infrastruktur-Basis bereitstellen und unabhängig machen kann. Je mehr das tun, desto dezentraler und manipulationssicherer. So dass es keinen Player mehr gebe, der sich irgendeine Monopolposition verschaffen kann. Weder Multimilliardär noch Schurkenstaaten, geführt von hoffentlich legitimierten, nur in sich selbst verliebten Egomanen. Ein solides Geld ist für alle ein Handelsmittel, kein Unterdrückungswerkzeug.
  4. Konsensregeln
    Alle Unklarheiten über Erschaffung von Bitcoins und deren Besitzverhältnisse werden innerhalb des Systems abschliessend und automatisiert gehandhabt. Es ist kein menschlicher Eingriff nötig.
  5. Nicht diskriminierend
    Jeder, ohne Ansicht von Rasse, Glauben, Geschlecht, Gesellschaftsstatus, Ideologie, Landeszugehörigkeit, Alter, Genetik, Kaufkraft, Kenntnisstand etc. kann teilnehmen.
  6. Anonymität und Transparenz
    Durch den Gebrauch von nur einmalig verwendeten Bitcoin-Transaktionsadressen sind zwar die Herkunft und der Werdegang seit "Geburt" eines Bitcoins unveränderbar nachvollziehbar, aber die hinter den Transaktionsadressen lebenden Besitzer sind mit den Mitteln des Bitcoin-Systems nicht eruierbar.
  7. Manipulationssicher
    Niemand kann in der Erschaffung von Bitcoins jemand anderen auf Umwegen etc. übervorteilen. Es gelten für alle dieselben Regeln und derselbe Hüter: Die nicht vorhersehbare Ausgabe einer Hash-Funktion und die vom Konsens aller Teilnehmer akzeptierten Ansprüche an die Ausgabe, um als neu erschaffener Bitcoin gelten zu dürfen. Würde jemand den Konsens verlassen und hätte eigene Bitcoins, würde der Konsens den Gebrauch seiner Bitcoins automatisch ausschliessen. Damit ist die Motivation zum Beschiss gebrochen. Es ist lukrativer, im System nach dessen Regeln zu spielen, als dagegen. Das gilt sogar, wenn kriminelle Energie vorhanden ist: Der Bitcoin ist neutral, eine Bewertung seiner Nutzung ist eine menschliche und damit gefärbte, von aktueller Moral gefärbte Schubladisierung.

So, damit nun zu den Kritikpunkten:

  1. Vorwurf: Bitcoin ist eine Blase, Bubble
    Eine Blase, ein Hype ergibt sich aus einem Impuls, dem viele aus mannigfaltigen Gründen folgen, ohne etwas oder nur viel zu wenig von der gehypten Sache zu verstehen. Das war bei der Dotcom Phase ums Jahr 2000 so wie auch bei der Finanzkrise 2008.

    Für Kenner der Sache ist sowas nicht neu, denn es gelten die Regeln des Schweinezyklus. Der heisst so, weil im frühen 20 Jahrhundert die Beobachtung gemacht wurde, wie sich Angebotsmangel (an Schweinen) mit hohen Preisen und Angebotsüberfluss mit billigen Preisen (und desaströsen Auswirkungen) auf die Agrarwirtschaft auswirkte.

    Gerade bei Bitcoin gab es dies bis zu ca. 2015 nicht. Bitcoin hatte also etwa sechs Jahre lang eine unbeschwerte Adoleszenz. Danach folgten sicherlich spekulative Einschüsse, weil Fiat-Geld ja im Überfluss in der Welt ist und angelegt werden will/muss. Dieser Fokuserhalt sorgte meiner Meinung nach garantiert zu Effekten des Schweinezyklus.

    Wenn nur aus dem Blickwinkel als Anlageobjekt betrachtet: Dies sollte der Bitcoin nie sein. Seine Kindheit beweist das ja auch. Er wurde erst zum Spekulationsobjekt wurde, als Investment-Sucher Geld auf den Bitcoin setzten - sicherlich unter vielen anderen gewinnversprechenden Assets. Eben der Gewinnmaximierung des Schweinezyklus folgend.

    Der in absolutem Wertvergleich wohl massivste Crash dann um 2017 zeigte, dass es auch damals noch keine substantielle und nachhaltige Nachfrage gab. In diesem Sinne reiht sich Bitcoin in viele andere Hypes ein - weder schlechter noch besser.

    Oder doch? Gute 25 Jahre (= eine Menschen-Generation) nach dem Internet wie es die meisten kennen, dem HTTP, ist die jeweilige Fallhöhe immer grösser ... das heisst, dass die "Bubble" eben keine ist, denn wie auch das Internet überlebt die Konzeption des digitalen Geldes für die digitale Welt diese Rücksetzer. Das Internet ist hier. Punkt. Bitcoin ist hier. Punkt.

    Gegenüber dem Internet hat der Bitcoin sogar noch den Vorteil: Man kann ihn einfach "stehenlassen". Würden Restriktionen von beliebiger Seite her den Zugang zu ihm blockieren ... die gespeicherte Transaktionsgeschichte bleibt auf allen Computern liegen. Und dass wir diese Maschinen in einem Wahn alle zerstören würden — daran glaubt wohl keiner auf der Welt. Bleiben Computer, bleibt das Internet, bleibt der Bitcoin.

    Ob er eine Kauf- oder Tauschkraft haben wird in 10 Jahren, wie gross diese sein wird ... dies ist abhängig vom Bildungsstand der Menschen und was sie als wichtig oder wünschenswert erachten. Bitcoin braucht eine Community, eine Teilnehmerbasis. Denn wie alle menschengemachten Dinge: Menschen schaffen etwas, Menschen erhalten etwas. Ich hoffe im Förderlichen, dass es das Zahlungsmittel Bitcoin ist. Die Chancen stehen gut, aber wissen - kann man es nicht. Punkt.

  2. Vorwurf: Exorbitanter Stromverbrauch
    Es ist schwer, die Annehmlichkeiten unserer modernen, westlichen Gesellschaften energiebilanztechnisch zu bewerten. Schliesslich hinterfragt wohl niemand mehr, ob es der Menschheit dient, dass

    • Elektrizität Licht ins Leben der Leute bringt und Fortschritt und Bildung ermöglicht
    • Klimaanlagen Hitze erträglich machen
    • TVs und Handys uns mit der Welt verbinden
    • Wäschetrockner einzelnen etwas Wartezeit abnehmen
    • eine moderne Küche ohne Stromverbraucher fast nicht mehr zu denken ist
    • Google und Wikipedia uns jederzeit unsere Fragen beantworten und Bildung bringen
    • Aluminium zu den leichtgewichtigen Werkstoffen gefertigt werden kann
    • Mobilität ein Schlüssel zu persönlicher Entfaltung in materieller wie auch immaterieller Sicht sein kann
    • in Zeiten des Klimawandels Wärmepumpen als Mittel der Wahl für Heizungen gelten
    • Öffentlicher, elektrischer Verkehr in den Städten uns mobil macht

    Was haben diese doch wohl vorwiegend anerkannt fortschrittlichen Dinge gemeinsam? Sie brauchen Infrastrukturen. Und diese sind nicht ohne. Wir wissen genau, dass diverse Infrastrukturen enorm ressourcenvernichtend, undemokratisch, ausbeuterisch, gesundheit- und umweltschädlich sind:

    • Da wir die Photovoltaik und die Energiespeicherforschung mehr als ein Jahrhundert lang einfach ignoriert, zumindest sehr vernachlässigt haben, weil es billiger war, weggespeicherte Sonnenenergie in Form von Öl und Gas wieder in die Atmosphäre zu holen, erzeugen wir die Premiumenergie mit Verbrennung. Und das, obwohl die gesamte auf die Erdoberfläche auftreffende Energiemenge der Sonne mehr als fünftausend Mal grösser als der derzeitige Energiebedarf der Menschheit ist.

      Ich sage jeweils: Die Technologie dieses Planeten ist die Photosynthese, der Energieaustausch via Zucker — alle Pflanzen und Tiere beherrschen diese Technologie, natürlich auch wir Menschen. Doch das Leben als Teil der Natur scheint dem Geist des Menschen nicht zu genügen, der Mensch will erschaffen ... und da er zwar seine Nachkommen mit der vorherrschenden Technologie erschaffen kann, aber eigentlich nicht genug über diese Technologie der Natur weiss, stellt er ihr etwas gegenüber, was mit der nicht kompatibel ist: die unbelebte Technik. Und mit der zerstört er die Naturtechnologie, von der er selbst aber abhängig ist. Eigentlich nur zum Kopfschütteln ...

    • Enormer Naturverbrauch für Strassen, Individualverkehr, Energieverteilung. Wir geben soviel Natur hin, nur damit unsere Autos und Lastwagen drüberfahren können. Strassen erzeugen keinen Sauerstoff mehr, heizen sich auf, so dass man ohne Schuhe nicht mehr drauf gehen kann, und trennen Lebensräume. In Städten scheint man erstaunlicherweise erst jetzt festzustellen, dass Grünflächen die Hitze senken, Schatten spenden, Biodiversität steigern und den Wasserhaushalt regulieren. Ich persönlich ärgere mich regelmässig über die Kurzsichtigkeit, eine Fläche mit Beton versiegelt zu sehen, wo wir doch wissen, wie desaströs versiegelter Boden ist.
    • Schäden an Natur und Menschen durch Schadstoffe in der Luft, Abfall an den Strassenrändern, Abfall im Meer statt Recycling, keine Bildung bez. Umweltschutz und Recycling-Kreisläufe, Raubbau und Monokulturen, Ausbeutung von Völkern, Indigenen, kurzfristige Interessen Mächtiger wie Bolsonaro oder derzeit Putin, die sich einen Dreck um globale Wahrheiten scheren.
    • Schäden bei der Energiebeschaffung oder Abfallrecycling. Erdöl, seltene Erden, Gold, aber auch Nahrungsmitteln werden mit enormen Nebeneffekten ignoriert oder der Allgemeinheit überantwortet - zum Ziele wirtschaftlicher Gewinne. Atomare Abfälle zu entsorgen ist immer noch nicht gelöst.
    • Nicht zuletzt: Marode Infrastrukturen. Wenn elektrische Energie oder auch Lebensenergie, Wasser, einfach in veralteten, nicht anständig oder gar nicht gewarteten, nicht überwachten, abzweigbaren Transportsystem transferiert werden: Wie beim Wasser wird elektrische Energie ohnehin verschwendet, weil sie nur im Fluss was bewirken kann. Daher produziert man lieber mal zuviel, lässt sie dann auch ganz bewusst versickern, sich tot- oder wirkungslos auslaufen.

    Aber eben, bei Vorwürfen an den Bitcoin blenden die meisten Kritiker einfach all das aus, was noch viel mehr Fokus verdiente. Man könnte derzeit eine Parallele ziehen zu den Ukraine-Flüchtlingen in Europa: Wie sehr sich doch alle um diese Kriegsflüchtlinge kümmer(t)en, wie leicht ihnen Zugang zu unseren Arbeitsplätzen, Sozialhilfen gemacht wurde - wo es doch beileibe nicht der einzige Krieg auf der Welt ist. Doch Krieg in Jemen, Syrien etc. bewog uns nicht zu gleicher Hilfsbereitschaft, im Gegenteil: Abschotten, Frontex, abschieben - Menschen sind schon irrationale Wesen ...

  3. Vorwurf: Elitäre Währung, Arme bleiben auch im Bitcoin-Standard arm
    Ja, denn Bitcoin ist kein Weltretter. Wer jetzt Bitcoins hat und nicht veräussert, hat auch in Zukunft dieselbe Anzahl, denn es wird ja nicht mehr als die bekannten 21 Millionen geben. Wer sich jetzt einige Satoshis nur leisten kann, wird halt auch nicht mehr haben und es gibt keine Möglichkeit, passiv aus denen mehr zu machen. Doch wenn die Kauf- oder Tauschkraft des Bitcoin steigt, werden auch wenige Satoshis diese Steigerung mitmachen.

    Die Armut haben ja nicht Währungen gemacht, sondern die Politik, Religion, die Wirtschaft, die Globalisierung - sprich, die Gleichgültigkeit der Menschen in ihren Ländern. Der Bitcoin kann das nicht ändern, aber er kann dafür sorgen, dass ein Armer irgendwo auf der Welt am globalen digitalen Wertaustausch mitmachen und seine Leistungsfähigkeit bezahlt anbieten kann. Denn das Handy, das gibt es mittlerweile ja schon überall auf der Welt.

    Wer heute reich an Fiat ist, kann auch viele Bitcoins erwerben. Und wenn nicht kaufen, kann er sich zumindest das Mining überlegen. Auch hier hat er dann einen Vorteil, er kann sich mehr Apparate kaufen, die ihm eine statistisch grössere Treffermöglichkeit beim Mining verschaffen, aber eben keine Garantie, dass sich sein Einsatz vervielfache.

  4. Vorwurf: Volatilität
    Aus Sicht der Gründer: wohl irrelevant. Das Spiel um Auf und Ab ist ja genau das Game der Fiat-Reichen und Mächtigen. Währungsmanipulationen sind gang und gäbe. Grossbanken sind fast alle verurteilt, weil sie sowas durchführ(t)en - egal in welchem Land. Bitcoin wie jedes andere Asset verliert ja nicht seinen innewohnenden Wert ... aber sein Tauschwert, der variiert halt ... das ist dann wieder der Schweinezyklus.
  5. Vorwurf: Keine materielle Grundlage
    Seit Abkehr von Gold trifft das auf alle Fiat-Währungen zu. Dieser von den Mächtigen aus einer Verlegenheit der Mittelbeschafftung eingerichtete Beschluss war eigenmächtig, undemoktratisch und in höchsten Masse einfach eine Ignoranz bis dahin bestehender Anerkennung, wie Geld sein soll, um ein solides Geld zu sein. Aber mit solidem Geld konnte man halt nicht das machen, was die Mächtigen wollten.

    Doch unbesehen davon: Alles Geld ist ein Glaubenssystem. Wertpapiere auch. Gerade diese haben ganz offiziell den Status eines Glaubens, eines Hoffens, einer Wunschvorstellung, eines Vertrauens in Menschen, eine Idee. Denn keiner kann mit Geld etwas anfangen, wenn ein anderer es nicht will. Gold war für die Inkas auch nichts Spezielles. Die Gier der Invasoren danach brachte - neben unbekannten Krankheitserregern - den Untergang in ihre Gebiete.

    Auch für mich persönlich nicht - dürfte ich mir was Materielles herzaubern, wäre es sicher nicht Gold, auch nicht Platin, Diamanten oder was auch immer.

    Wertpapiere ... haben ihren Wert nur, weil sie eben eine Hoffnung verbriefen: Wäre ich ein Apple-Fanboy gewesen oder ein Musk-Jünger, ginge es meiner Depotbewertung schon besser ... aber eben, ich bin es nicht, ich gebe nicht meine durch Arbeit geminte Energie auf Luftschlösser weg. Im derzeitigen Fiat-System halt falsch gedacht. Natürlich finde auch ich Ideen von Musk interessant und wünsche ihren Durchbruch, man denke nur an seine Firmen Tesla, SpaceX und Hyperloop. Das sind wenigstens Fortschritte. Aber Apple, was soll an denen heute noch wertvoll sein? Was machen die für den allgemeinen Fortschritt der Menschheit?

  6. Vorwurf: Währung der Kriminellen, Dark Net
    Tja ... wen wundert's dass Kriminelle, die ganz sicher anonym bleiben wollen, sich natürlich des Bitcoins als Transaktionsmittel bemächtigten. Schliess kann man in den überwachten Fiat-Geldflüssen ja eben nicht mal aus Kolumbien in die Schweiz über eine Bank ein paar Millionen überweisen. Da alarmieren die Bankenrechner sofort - und das von Staates wegen.

    Aber es ist dennoch zu kurz gedacht: Denn in der Blockchain ist Geburt und Werdegang eines Bitcoins von eben dieser, seiner Erschaffung aus lückenlos nachverfolgbar. Die dünne Schutzwand der Anonymität der Bitcoin-Adressen muss im Falle von Strafverfolgung halt die alten Tugenden durchdrungen werden: Folge dem Fluss des Geldes ... denn irgendwann wird ein anonymer Nutzniesser sich mit schwarzem Geld etwas Physisches leisten wollen. Ab dann kommt digitale Kaufkraft in die physische Welt, wo wir leben. Auffällige Leute kann man hier ganz klassisch unter die Lupe nehmen.

    In Fiat-Währung geht es viel leichter, Geldwäsche zu betreiben, egal, wie der Staat sie bekämpfen will. Wäre es anders, würden wir den Tatbestand der Geldwäsche ja nicht kennen.

    Nun kann man sagen: eben, um diese Schattenwirtschaft zu bekämpfen, muss der Staat mit Geldflussüberwachung ja ankämpfen können. Jein, denn der Staat benutzt verknurrt dazu die Banken. Und er oder die Banken sind dann eben auch Zensoren. Und natürlich, echte Kriminelle brauchen ja nicht unbedingt eine Bank für ihre Geschäfte. Ihrer habhaft zu werden, klappt also nur bedingt.

    Zudem habe ich erst letztens von einem IT-Forensiker erfahren, dass Bitcoin bei Drogenleuten immer noch recht beliebt ist – weil die Strafverfolgungsbehörden da nicht mehr so genau hinschauen oder nachkommen. Die menschlich sicherlich unisono verurteilte Pädophilie wird viel stärker verfolgt. Und was passiere? Diese Leute benutzen bevorzugt Monero, weil die vollständige Anonymität der Transaktionsdaten da ein Schlüsselmerkmal ist.

    Die Rückseite dieser Sache ist aber, dass eben viele Leute kein Bankkonto haben dürfen, weil sie die Ansprüche der Überwachbarkeit nicht erfüllen - eben die Nomaden, die Armen, die Wohnungslosen, die Unregistrierten, die Unerlaubten ... sie zu opfern, nicht zuzulassen an Geldgeschäften, ist also der gesellschaftliche diskriminierende Preis, den Staat und wir eventuell für die Geldwäschebekämpfung zahlen. Und dass Staaten ihre Pappenheimer kennen und eventuell aus egoistische Gründen ja gar nicht so sehr am Austrocknen dieser Sümpfe interessiert sind, zeigen ja die laschen Massnahmen gegen Briefkastenfirmen auf Guernsey (GB) oder in Delaware (USA).

  7. Vorwurf: Eben gerade nicht so anonym wie Bargeld
    Bargeld ist nicht so anonym mehr. Ich hole mein Bargeld aus dem Bankomaten oder am Bankschalter. Dabei werde ich gefilmt. Natürlich nur zu meiner Sicherheit. Ohne Ironie. Aber wenn man nun denkt, das sei es auch: Nein, Banknoten können eine chemische Signatur im Bankomaten erhalten, die das mir ausgegebenen Geld mit mir verknüpft und verfolgbar machen, wenn diese Scheine wieder irgendwo auf ein geeignetes Prüfgerät treffen. Ein Bankomat kann heutzutage eine individuelle chemische Signatur aufs Papier bringen, die ein Mensch nicht erkennen kann. Fachleute haben da von bis zu drei chemischen Uhren gesprochen. Eine davon kann zur Umlaufszählung oder Bestimmung des Ausgabealters benutzt werden, die andere Reichweitenmessung, die letzte für Anbindung an mich als Bezüger des Scheins. Ein Bankomat könnte also auch einen Geldschein blockieren, vernichten, nicht akzeptieren ... der Fantasie sind bei Bargeld ebenfalls keine Grenzen mehr gesetzt.
  8. Vorwurf: Zu langsam, nicht geeignet für heutige Zahlungsflüsse
    Ja, dies ist wirklich ein Punkt. Die Gründe für diese vermeintliche Schwäche erläutere ich hier nicht weiter – sie lassen sich jedoch alle aus den eingangs erwähnten Absichten der Erschaffer ableiten. Nur soviel, seit ca. 5 Jahren ist auf dem Diamant-harten Buchhaltungsregister der Bitcoins, der Blockchain, die Lightning Technologie gewachsen, die zeigt, wie man schnelle und vor allem abgeschlossene Transfers rund um die Welt in Sekunden bei grösster Anonymität und Beschiss-Sicherheit und nach wie vor ohne notwendige menschliche Jurisdiktion durchführen kann.

    Bei Lightning gilt nach wie vor das Bitcoin-Mantra: Don't trust, verify. Wenn eine Lightning Zahlung bei mir ankommt, kann niemand mehr sie blockieren, stornieren, zurückverlangen, kein "Käuferschutz" eine Zahlung zurückhalten, keine Bonitätsprüfung die Zahlung verweigern. Wenn die Satoshis bei mir erscheinen, sind sie unverrückbar bei mir.

    Man meine doch nicht, dass eine Visa- oder Mastercard-Zahlung Geld wirklich von meinem Bankkonto auf dasjenige eines anderen transferiert hat, wenn der Webshop mir anzeigt, dass meine Zahlung erfolgreich war. Es ist nur eine Aufzeichnung eines Bezahlungsversprechens, einer Transaktion, die wegen mangelnder End-zu-End Signaturen auch von den Beteiligten Infrastrukturbetreibern jederzeit manipuliert werden kann.

    Weshalb wohl gibt es Trust-Programme von Visa oder MasterCard ... weil es eben Missbrauch gab und gibt. Was diese Firmen seit Jahrzehnten wissen und angesichts ihrer Gewinne getrost ignorieren können. Und erst in den letzten Jahren erkannt haben, dass das Vertrauen der Kundschaft geschmolzen ist. Also diese Marketing-Massnahmen von Trustprogrammen. Die nicht mal überall wirken: Mein Swisspass der SBB kann mir meine Kreditkarte ohne Benachrichtigung "belasten", obwohl ich verlangt habe, dass alle Belastungen meiner Kreditkarte gefälligst ein SMS auslösen sollen. Die damalige Erklärung seitens MasterCard: "Ja, wir haben dieses Programm, aber wir können unsere Partner ja nicht zwingen, es zu benutzen". Tja, ohne Worte. Bei Lightning geht sowas nicht.

  9. Vorwurf: Zu kompliziert für Otto Normalverbraucher
    Das hat sicherlich gestimmt, je nach Wahl der Wallets gilt das wohl auch heute noch etwas. Wer sich allerdings beispielsweise auf dem Handy die Wallets Blue Wallet, Muun, Breeze oder Phoenix installiert hat, sieht, dass es mindestens so einfach ist wie bezahlen mit TWINT (CH). Einfach und schnell bei wesentlich grösserer Sicherheit als kontaktloses Visa, MasterCard oder was auch immer. Das Handy war für viele Ältere oder Technologie-Verweigerer anfangs auch undurchsichtiges Teufelszeug, Messengers wie WhatsApp, Signal oder Threema auch. Und doch, wenn mensch will, kann er/sie sich allem anpassen und damit umzugehen lernen.
  10. Vorwurf: Es gibt bessere Coins als Bitcoin
    Nun, hierzu könnte ich die Technologie-Konzepte der Bitcoin-Gründer erläutern, aber Erklärvideos finden sich im Internet zu Tausenden. Nur ein Punkt will ich wirklich verstanden sehen: Der sogenannte Proof Of Work, ein Hallmark von Bitcoin. Er wird gerade im Zusammenhang mit dem Energieverbrauch immer kritisiert, es gäbe doch sicherlich effizientere Lösungen. Bei meinem ziemlich soliden Kenntnisstand über Technologien und Informatik: Nein.

    Wieso? Es ist nicht der Energieverbrauch, der das ursächliche Problem ist, er ist nur eine mögliche Konsequenz: Sondern der Aufwand, den Miner (freiwillig) betreiben, um Bitcoins zu finden / minen. Das Bitcoin-Rätsel ist mit Computer-Power zu bewältigen, aber auch mit Papier und Bleistift. Nur, wenn ich das Rätsel nicht mit Erfolg lösen kann, dann muss ich halt mehrfach probieren. Genau das lassen sich Miner viel Geld kosten, weil die Computer dieses Rätsel viele Milliarden-mal in einer Sekunde spielen können im Vergleich zu mir als Mensch. Mit diesem Nadel-im-Heuhaufen-Suchen wollen sie die Wahrscheinlichkeit zu ihren Gunsten beeinflussen. Mehr ist es nicht.

    Zu den gewaltigen Zahlen verfasste ich vor Jahren den Artikel Wofür also die Blockchain, der ein paar Berechnungen zum Zahlenraum präsentierte.

    Der Energieaufwand ist halt eine Auswirkung des Rätsels. Und daran zeigt sich auch: Es gibt offenbar keinen anderen Weg, das Rätsel zu knacken, als mit roher Rechenpower. Weder für Putin, USA, China, Musk, Amazon, Google, IBM, Quantenrechner ... die Hash-Funktion ist die Magie für Integrity-Checks. Obwohl es theoretisch unendlich viele Lösungen gibt für einen bestimmten Hash, ist nur schon das Finden einer einzigen Lösung nur durch Versuch und Irrtum möglich. Nur darum ist der Energieverbrauch so hoch: Weil halt niemand weiss, wie er auf anderem Wege eine Lösung schneller finden könnte. Findet ein zweiter Leibniz, Einstein, Euler, Hawking etc. eine Lösung auf anderem Weg - Puff ist der Energieverbrauch weg. Aber dann auch die gesamte restliche, digitale Kommunikationsbasis, auf die wir ja kaum verzichten wollen oder können.

    Das bedeutet im Umkehrschluss: Solange Proof Of Work der einzige Weg zur Erschaffung von Bitcoins ist, kann niemand bescheissen. Keine Regeln können ausgetrickst werden, keine geheimen oder diskriminierenden Absprachen getroffen werden, keine Machtverhältnisse betoniert werden. Das ist genau einer der Kronjuwelen am Bitcoin. Alle sind vor ihm gleich. Niemand ist gleicher. Niemand muss anderen trauen, die Hashfunktion ist der neutrale Richter. Alle anderen Regeln, Proof of Stake oder wie sie alle heissen ... haben genau das nicht ... es gibt den menschlichen Einfluss. Und der kann gebrochen werden. So ist es.

    Die meisten alternativen Coins rühmen sich, dass es besser geht: Keine Limitation der Ausgabemenge, grössere Transaktionsblöcke, schnelleres oder "billigeres" Mining. Damit verwässern sie genau das, was Bitcoin eben diamanthart macht. Es bedarf halt der intensiven Beschäftigung, um zu erkennen, dass Bitcoin so sein muss wie er ist, um die eingangs erwähnten Ideen in der volatilen, digitalen Welt umzusetzen. Und nicht zuletzt: Der Bitcoin hat keine Wartungsmannschaft mehr, kein Aggressor kann Menschen real am Leben bedrohen, um seinen Willen durchzusetzen.

    Aus aktuellem Anlass: Wieso lässt man Putin all seine Eskapaden durchgehen, sehend, dass es Tausende von Toten gibt? Weil der halt mit seinen Atombomben noch mehr Tote und eine lebensfeindliche Welt für alle hinterlassen kann. Der Starke muss mit den Idiotien von Schwachen halt etwas Geduld haben und andere Wege der Zurechtweisung finden. Wie in der Kindererziehung - Putin ist einfach ein Trotzkopf, der pubertierende Verhaltensmuster zeigt - das kommt am Ende ihres Lebens bei vielen vor, die zuvor nach ihren Ansprüchen nichts erreicht haben. Man könnte ihn mit Kriegsmitteln sanktionieren, aber das wäre eben noch schädlicher - für alle, für die Welt. Es ist schon schlimm genug, dass der Westen Fiat-Geld für Kriegsgeschäfte aufwirft, das eigentlich zur Anpassung an den Klimawandel hätte gesprochen werden sollen. Auf der anderen Seite: Jede Medaille hat eine Rückseite: Die dreckige Putin-Vorderseite und die erhellende Rückseite, dass einigen aufgeht: Die Energieversorgung muss wieder dezentral werden.

    Wie auch immer: Man muss also abwägen, eben weil man real Menschen und das Leben bedroht sieht. Wie könnte man das bei Bitcoin machen? Es gibt niemanden (mehr), den man zur Änderung der Konsensus-Regeln zwingen könnte ... es hätte in den Jugendjahren des Bitcoin nur die sogenannte 51% Attacke gegeben ... aber das ist heute auch praktisch nicht mehr möglich, denn einer alleine kann nicht mehr das ganze Bitcoin-Netzwerk überzeugen, dass seine Blockchain die richtige ist ... angesichts der aktuellen Hashrate der Miner von ca. 220 Exa-Hashes pro Sekunde (22 x 1019). Welcher Egomane könnte mit eigenen Resourcen diese Hashrate toppen? Und was dann erreichen? Wer das macht, würde ja im Bitcoin konform mitmachen wollen ... Niemand. Und damit erfüllt der Bitcoin eben eingangs erwähnte Designidee "Manipulationssicher".

Sollte ich ein Kriterium um den Bitcoin vergessen haben, freue ich mich, das zu erfahren. Ich würde gerne dann einen Pro- und Kontra-Punkt zu einem vergessenen Kriterium für mich selbst finden und ggf. hier publizieren.

Fazit

Die Pandemie zeigte das Hauptproblem aller Währungen. Der Supply Shock. Unabhängig von irgendeinem Geld. Währung ist dazu da, ein Vertrauen in die Leistungsfähigkeit eines Handelsteilnehmers über ein Verwaltungssystem auf der einen Seite der Welt einem anderen Teilnehmer auf der anderen Seite verfügbar zu machen. Das Verwaltungssystem sind die internationalen und nationalen Banken. Ein Trustsystem ...

In Fiat-Geld müssen wir glauben, dass meine Bank irgendwie messen kann, ob der andere sein Geld wert ist. Die Banken sind also die heimlichen Eminenzen. Der Bitcoin will diese eliminieren. Das hat er aus meiner Sicht geschafft, denn er basiert nicht auf Einschätzungen irgendwelcher Leute, die eine Leistung Fiat-messbar machen wollen. Ich komme wieder auf Apple. Apple ist absolut überwertet. Apple macht nichts für die physische Welt. Hunderte anderer Firmen sind tiefer eingeschätzt, obwohl sie unendlich viel mehr physische Dinge in der Welt tun. Aber Apple ist ein Hype, drum ist deren Börsenwert so unverständlich hoch.

Solange alle physischen Bedürfnisse von uns allen gedeckt sind, können Fiat-Spieler machen was sie wollen. Nicht sie treiben den Zustand der Welt, sondern die Verteilung der physischen Güter, auf denen wir alle basieren. Das Bankensystem spielt das globale Spiel von Bewertungen und deren Verwaltung. Dummerweise bin ich als Arbeiter am Ende auch davon abhängig davon, denn die Zahl der CHFs am Ende eines Monats auf meinem Bankkonto ist die Bewertung, was ich für meine Lebenszeit bei Ansteller XY bekommen solle. Die Arbeiter sind die Ende der Glaubenskette, wir bekommen nur das, was die Banken uns zugestehen. Da wir alle aber in diesem System vernetzt sind, fällt uns deren Macht halt nicht mehr auf, denn auch der KMU-Gründer, der physische Dinger bewegt, ist dem Bewertungssystem ausgeliefert.

Und hier zeigt sich meine Hauptkritik an allen von Realitäten losgelösten Systemen, seien es Staatsanleihen, Derivaten oder Coins etc. Wir als Körper haben eine absolute Spielfeldgrenze, das ist das Umfeld, in dem wir leben, also die Erde. Unsere Körper können ohne sie nicht leben. Genauer, ohne all die Dinge, die unsere Körper halt ausmachen, die vom System Erde gefüllt werden können. Also, die Erde ist der Supplier, und bisher haben wir als moderne Menschheit noch keinen harten Supply Shock von ihr erlebt.

Die erwähnten losgelösten Systeme sind ein Bewertungssystem für diese physischen Dinge. Ein Bewertungssystem muss sich nicht um eigene Limiten kümmern, es muss ja nur das Physische bemessen. Wie die Mathematik: Man kann sie im Alltag sehr gut brauchen, aber Betrachtungen über eine Billion Nachkommastellen bei Pi ist mentale Spielerei für die, deren physische Bedürfnisse von der Erde gedeckt sind.

Der berühmte Spruch „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann." sagt das doch an. Jeder physische Mensch muss dem zustimmen, denn ohne Nahrung innert zwei Monaten - eigener Tod. Das Ende der physischen Realität.

Die Pandemie ist ein kleiner Supply-Shock seitens unseres Lebensraumsystems. Wenn wir das begreifen, ALLE, dann werden Dekaden von Finanz-Produkt-Idiotien verschwinden, weil sie nichts Physisches tun. Die eingangs erwähnte Dotcom-Blase, die Finanzkrise ... ist jemand daran gestorben? Klar, beide haben Kummer verursacht, aber der Supply der Nahrungsmittel für die Menschheit war ja da.

Auch als das Container-Schiff Ever Given im Suez-Kanal quer lag, zeigte es uns, dass die physische Welt nach wie vor das Mass der Dinge ist, der Handel mit den physischen, lebensnotwendigen Dingen. Was kam doch da alles ins Stocken ... eben ein Supply Shock.

Wäre es da nicht langsam sinnvoll, ein Bewertungssystem einzuführen, das eine Limite, eine harte hat und einer dem Lebensraum ähnlichen Realität nicht entfliehen kann? Eben, sowas wie Bitcoin?

Live long and prosper, Bitcoin.

PS: Wer englisch kann, sei eingeladen, diesen Podcast zu verstehen ... es war amüsant und vor allem dankenswert klar und direkt. Everything you know about the economy is wrong

Bitcoin - Realitäten

Heute Sonntag habe ich zufällig eine ganz nette Erfahrung gemacht zu zwei Realitäten um Bitcoin herum.

Die erste entstand durch Thomas, den Bitcoin-Mentor. Da ich ja wirklich gerne nach El Salvador gereist wäre und natürlich auch weiterhin würde und wie viele andere auch aber nicht hin gelangen konnten, kam mir seine Empfehlung des Videos der Y-Kollektivs gut an, die ein Video drehten mit einer Repräsentantin, die an diese geführte Reise ins erste Bitcoin Land eingeladen wurde.

Diese Realität des Bitcoins wollte ich erfahren, so dass mir dieses Video gut gefiel. Ich selbst hatte mir schon oft die Frage gestellt, was läuft da ab? Wie narzisstisch ist ein Präsident eines Landes, der auf Parties die Errichtung von Bitcoin Cities verspricht und die ausländischen Besucher in der seiner Presse als ausländische Investoren betitelt. Vielleicht ist das ja der wahre Beweggrund. Denn der junge Nayib Bukele ist nicht gerade das, was man als einen stillen Schaffer für sein Volk bezeichnen würde. Offenbar ist er ein (noch?) wohlgelittener Diktator, der das von sich selbst ja auch so twitterte: ich bin der coolste Diktator. Nur schon diese eigene Wortwahl lässt tief blicken .... Im Video also wurde diese Seite, aber auch diejenigen aus den Rand- und Armenbezirken beleuchtet. Da, wo der Bitcoin zwar bekannt ist, aber nicht ankommt, weil die versprochenen USD 30 pro Einwohner dann irgendwie doch verschwinden und daher nicht beim legitimen Empfänger ankommen. Dies ist natürlich nicht dem Bitcoin anzulasten, aber wer trennt denn schon immer genau ...

Die zweite Bitcoin-Video-Erfahrung bot Youtube selbst mit seiner Empfehlungsmotorik .. der Video von Hoss zur Analyse über den Crash von Bitcoin in diesen Tagen und Wochen. Ich kannte den nicht, da ich ja kein Trader bin. Zum Glück kenne ich wenigstens das Vokabular der Trader, so dass ich interessiert seinen Ausführungen folgen konnte. Die Realität dieses Menschen ist so anders als diejenige eines Salvadorianers, wie es nicht drastischer sein kann. Seine Chartanalysen sagen einfach aus, dass es ... tja, was "abends verbreitet dunkel" und "morgens eher hell". Ich will das nicht niedermachen ... es ist nur irgendwie nicht meine Welt und etwas lächerlich. Aber, wer halt tradet, für den ist das Alltag. Ich mochte und möchte nicht, dass so etwas Alltag für mich würde ... es ist mir zu langweilig.

Interessant an diesem Sonntag: Man kann wirklich Videos schauen und was lernen. Jede Dokumentation ist eine Informationsquelle ... keine Wahrheit. Mir gefiel der erste Video eher, weil es mir da um ein breiteres Spektrum menschlichen Lebens ging.

Wer mag, schaut sich die Videos doch einfach auch an.

Bitcoin und die Energie

Der Energieverbrauch des Bitcoin-Minings wird öfters meistens unreflektiert angeprangert. Der sei doch eigentlich nicht würdig einer fortschrittlichen Technologie. Dazu kam letztens ein sehr guter Artikel raus, den ich unten verlinke.

Zuvor aber noch ein paar Sätze zu dieser verbreiteten Ansicht, die leicht zu relativieren ist, wenn man sich 1-3 Dinge überlegt:

1. Der Energieverbrauch ist auch die Sicherung gegen Manipulation. Die Blockchain hat einen eingebauten Konsens-Mechanismus, der sicherstellt, dass bei Unstimmigkeiten, die es ja wegen ihres globalen Charakters immer mal geben kann, zügig und automatisch zur Einstimmigkeit geleitet wird. Dieser Mechanismus beruht darauf, dass man eben enorm viel Energie aufwenden muss, um die Blockchain zu verlängern. In den Anfängen der Blockchain hätte ein Grosser wie Google oder Facebook oder Amazon mit der geballten Rechenkraft das junge Pflänzchen Bitcoin noch übernehmen können. Heutzutage ist das nicht mehr möglich, weil auch diese Player nicht genug Energie = Rechenkraft = Geld aufbringen können, um die Blockchain nachhaltig zu beeinflussen. Im Gegenteil, sie müssen sogar das Risiko abwägen, dass sie mit ihrem Energieeinsatz gar scheitern könnten. Und dann wäre jeglicher Aufwand für die Katz gewesen und müsste zu 100% abgeschrieben werden. Die Sicherheit von Bitcoin besteht also gerade genau darin, dass sowohl die "guten" wie die "bösen" Miner genau gleichviel Energie aufwenden müssen, um den nächsten Block für die Blockchain zu finden. Und wenn ein "Böser" die Blockchain in seinem Sinne beeinflussen möchte, muss er noch viel, viel, viel mehr Energie aufbringen können. Und erst noch in nützlicher Frist, denn die Guten stehen ja nicht still. Das kann heute keiner mehr, egal wer oder was er ist.

2. Bitcoin-Mining verlangt nach der Premium-Energieform, das ist die Elektrizität. Und sie muss billig sein, denn sonst lohnt es sich nicht mehr zu minen. Daher sind die Gerätschaften der Miner in der Umgebung, wo es ohnehin überschüssige Energie gibt, denn Elektrizität muss in dem Masse erzeugt werden, wie sie gerade gebraucht wird. Wenn also vorsichtshalber zuviel Elektrizität erzeugt wird, muss diese verbraten werden, sollte sie grad nicht verwendet werden können. Genau da sitzen die Mining-Geräte, denn solche Überschusselektrizität ist billig. Es muss also nicht extra wegen Bitcoin ein Kraftwerk aufgestellt werden. Dennoch gilt natürlich zurecht, dass Elektrizität nicht zu 100% überall aus erneuerbaren Energien umgewandelt wird. Wenn irgendwo politisch gewollt und gefördert immer noch Kohle verheizt wird wie in Australien, ist das natürlich angesichts des Klimawandels nur verwerflich und ignorant.

3. Menschen sind gut im Ausblenden von Fakten. Das Video-Streaming, die Erzeugung von High-Tech-Geräten wie Phones, Autos, die Mobilität, etc. verschwenden auch Energie, allem voran graue Energie. Zudem gibt es viel sinnloses Verschwenden oder Versickern von Energie. Diese Faktoren sind grösser als die Energieaufnahme des Minings.

Hier also zum Artikel, der die Energiebilanz von Bitcoin sehr gut beleuchtet. Sehr empfehlenswert!

Betrüger in Bitcoin Support Gruppen in Telegram

Eine kleine Sache als Warnung für alle diejenigen, die Hilfe suchen in Telegram Gruppen.

Da hatte ich letztens mit meinem ColdStorage Bitcoin Wallet BitBox02 ein Problem. Ich formulierte es in der Telegram-Support-Gruppe und bekam prompt eine Antwort:



Man verstehe genau, wenn man mal dem Link folgt: Ein krassdreister Betrugsversuch:



Hier wird also nach den Backup-Wörtern gefragt, mit denen man einen Private Key wiederherstellen kann, wenn man ihn mal verliert, ein Wallet neu installieren muss, oder einfach die Wallet-Software wechseln möchte.

Wer hier also tatsächlich seine Backup-Wörterliste hochlädt, gibt sehenden Auges einem Betrüger seine Bitcoins!

Oder auf dem zweiten Reiter bitte noch einfacher eingeben, den Key direkt, ohne Wortliste. Schon saufrech ...

Wieso kann sowas überhaupt funktionieren? Ich denke, es ist, weil naive oder unwissende Leute möglicherweise meinen, ihre Bitcoins seien in ihrem Wallet und dass das Wallet alleine ja nicht den Zugriff auf die Bitcoins erlaubt.

Ist vielleicht wie bei einem Tresor: Wenn ich den Tresor-Code jemandem nenne, kann der ja nicht an den Inhalt ran, denn er weiss ja nicht, wo mein Tresor ist. Wäre er vor Ort, könnte er den Tresor leeren.

Bei Bitcoin ist das aber anders: "Meine Bitcoins" sind im Internet. Ich habe in meinem Wallet keine Bitcoins, ich habe nur den Tresor-Code bei mir, der Tresor selbst ist das Internet, eben die globale Blockchain.

Gebe ich also den Tresor-Code weg, gebe ich den Zugriff auf das Geld weg. Das Geld ist nach wie vor im Internet, aber die Betrüger haben mit meinem Tresor-Code als erstes den Tresor-Code geändert und mich ausgesperrt. Da kann niemand irgendwas rückgängig machen.

Denn es gilt Not your keys, not your coins!

Deshalb gibt es für mich nur sogenannte non-custodial Wallets, also der Tresore, deren Tresor-Codes nur bei mir sind, niemals bei irgendjemandem anderen.

PS: Wie man sieht, ging es nicht lange, und der Telegram-Account wurde gelöscht, womöglich vom Betrüger selbst, damit er nicht verfolgt werden kann, wer weiss ...

Die Website allerdings, die funktioniert noch immer und wartet auf andere Naive oder Unwissende. Also weiterhin immer aufpassen und sich klar sein: Meinen Key, meine Backup-Wortliste geht niemanden irgendetwas an!

Telegram ist kein sicheres Medium! Das MUSS auch jedermann/frau klar sein. Man weiss NICHTS über die Leute oder Roboter hinter den Telegram-Accounts. Und nur weil einer in einer Support-Gruppe erscheint, muss der noch lange nichts mit den echten Supportern zu tun haben!

Auf einfachste Art in Bitcoin investieren mit Relai

Ich verfolge Bitcoin (BTC) seit dessen Gründung ... und ich weiss, dass ich damals oder einfach in den ersten paar Monaten einmal eine Wallet-Software oder ähnliches als Demo erhalten habe. Zudem noch 0.1 oder 1.0 Bitcoins ... ich habe das angeschaut und dann zur Seite gelegt und vergessen.

Die Harddisk mit jener Software habe ich allerhöchstens noch irgendwo im Entsorgungslager oder sie ist schon lange tot. Schade, angesichts des BTC-CHF Kurses ... ich verfolgte also seit erster Stunde die Kryptowährungen, aber eben nur als interessierter Beobachter. Erst seit neuester Zeit beschäftige ich mich nun intensiv mit Bitcoin und Lightning.

Im folgenden erläutere ich etwas ausführlicher und exemplarisch anhand einer Produkte-Suite, wie man ins BTC-Investment einsteigen kann. So anonym wie möglich, so sauber wie nötig.

[Mehr]

Weitere Gedanken zur BlockChain und BitCoin

Im meinem letzten Artikel habe ich erklärt, dass mir die BC (BlockChain) nun klar ist, weil ich dank des erwähnten Buchs vor allem die Konzepte zur "Fehlerbehandlung" dargelegt bekommen habe.

Weitere Punkte, die ich zur Betrachtung anbiete, die ich nicht ausreichend geklärt oder noch nicht behandelt fand, möchte ich hier kurz darlegen.

  • Die Datenmassen einer BC, speziell der BTC (BitCoin)
    Hier fokussiere ich auf die Datenmengen: Es ist mir immer noch nicht klar, wie die BTC ihre zu erwartenden Datenmengen speichert / speichern wird. Sagen wir mal, dass in der Bankenwelt die heutige IT pro Tag 1 Milliarde Transaktionen machen, so fallen da doch einige Daten an pro Jahr. Da die Transaktion zwei Partner hat, fallen die Datenmengen bei zwei Teilnehmern an - Banken eben. Die haben genug Kohle, um die Daten sicher und schnell zu verstauen - eben WEIL sie gross und stark sind. Die BTC hingehen soll solche Peers unnötig machen. Das tut sie ja auch in autoritativer Hinsicht. Aber: Sie tut es nicht bezüglich der Resourcen: Da die BTC alle Transaktionen vorhalten muss für das Kontrollieren der Integrität der BTC, müssen also alle Transaktionen bei jedem Teilnehmer der BTC gespeichert sein. Die BTC ist global. Es gibt keinen BTC-Teilnehmer mit weniger Datenmassen.

    Gemäss Statistik habe die BRD in 2016 etwas mehr als 6 Milliarden Bank-Transaktionen gemacht, so liege ich mit der täglichen 1 Mia. für die ganze Welt nicht ganz falsch, ich runde das mal auf ca. 500 Milliarden pro Jahr. Wenn wir mal mit einer Transaktionsgrösse von 1000 Bytes ausgehen, dann sind das also 500 TBytes pro Jahr an Zuwachs. Das ist natürlich nicht so schlimm, das schaffen die Banken schon, das schafft auch eine Firma. Aber wie gesagt, jeder Teilnehmer der BTC muss das tun. Ist das nachhaltig? Zusammen mit der "Geschwindigkeit" der Transaktionen, ist das Speichern das kleinste Problem, eine BC hat ja gerade das Paradigma, dass sie nicht schnell sein kann, weil das zur Integritätskonzeption gehört.

    So also noch etwas zur Transaktionen / Sekunde Zahl: Es gibt eine News-Meldung, die die Unverträglichkeit mit High-Speed-Transaktions schon mal mehr als nur andeutete und das schon im März 2016 ... https://www.heise.de/newsticker/meldung/Kapazitaetsgrenze-erreicht-Bitcoin-Transaktionen-in-der-Warteschlange-3132893.html

    Diese Meldung veranlasste jemanden, die weltweite Transaktionsgeschwindigkeit auf 7 TpS zu berechnen. Das ist natürlich ein mehr als lächerlicher Wert. Es ist schlichtweg ein absolutes NoGo.

  • Geschwindigkeit des Commits
    In der Welt der RDBMS ist ein abgeschlossener Commit das Zeichen des Systems, dass etwas verarbeitet und gespeichert wurde - mit allen Konsequenzen und Nebeneffekten. Für den Entwickler ist eine Speicherung damit abgeschlossen. Der Programmierer darf sich also guten Gewissens weiteren Dingen zuwenden. Doch wie erklärt, die BC kennt keine zentrale Stelle, die ein Commit ausgeben könnte. Im Gegenteil, es kann konzeptionell eigentlich beliebig lange gehen, denn wenn die BC Diskrepanzen aus der Welt schaffen muss, bedeutet das, dass ein Quorum der Teilnehmer sich einig werden muss, welchen Ast einer Verzweigung sie nun als autoritativ ansehen will. Für den Programmierer heisst das, dass er Programme schreiben muss, die sich rückwirkend(!) mit einer Annullierung der Transaktion und deren Konsequenzen rumschlagen müssen. Es ist sogar noch schlimmer: Es könnte zu einem Totalausfall kommen, wenn die BC es nicht schafft, einen autoritativen Ast zu finden.

    Das kann je nach Anwendungszweck natürlich verschieden gravierend sein. In der NoSQL-Welt sagt man dann "eventually committed" und meint, dass es schon Dinge gibt, die man nicht per sofort committed haben muss, dass sich ein Commit aber einstellt. Tja, aber es gibt Konfliktfälle. Ob diese ein Showstopper für den Anwendungsfall der BC sein könnte, ist wohl eben von eben diesem abhängig.

    Was wäre, wenn ein Angreifer, der die BC einfach lahmlegen will, sich also als Teilnehmer anmeldet, bei der Kontrolle von errechneten Blöcken einfach an die anderen meldet: "ich habe was anderes" ... und das via Botnet nicht einfach von nur einem Teilnehmer, sondern von Tausenden? Er muss sich ja nicht mit der Historie der BC rumschlagen, er will ja nur stören, also hat er nicht einmal eine grosse Rechenlast zu bewältigen.

    Die Datenmengen müssen bewältigt werden, denn nur so ist garantiert, dass die BC im Problemfall eine Chain total durchrechnen kann. Eine Art von Caching des letzten als absolut gültig betrachteten Block kann natürlich jeder bei sich vorhalten. Er könnte sagen, dass dieser Referenzblock immer dem aktuellen Tagesdatum um eine Woche hinterher läuft, um eine Verzweigung der BC optimal schnell handhaben zu können. D.h. die Validierung der von anderen errechneten Blöcken ist einfach und schnell. Sicher ist es ja auch, denn wenn die gesamte BC an eigenen, vertrauenswürdigen Orten gespeichert ist, ändert sie dort niemand und man könnte sie jederzeit komplett nachrechnen, um den Referenzblock zu validieren. Es könnte also sein, dass der Commit einer Transaktion konzeptionell schon recht schnell erreicht werden kann.

  • Wegelagerei, sprich Transaktion-Fees
    Das führt dazu, das die Miners, die ja eine Belohnung fürs Betreiben der BC bekommen wollen, sich bei den vielen Transaktionen die auswählen, die ihnen am wahrscheinlichsten eine Belohnung einbringen. Im Ethereum-Projekt nennen sie das Gas. Der Ersteller einer Transaktion gibt da eine Obergrenze an Gas mit, die er den Minern als Belohnung zur Berechnung des BC-Blocks für seine Transaktion anbietet. Ein Ethereum-BC-Teilnehmer kann sich also entscheiden, ob er diese Transaktion rechnen will. Und er kann sich sogar entscheiden, wieviele Resourcen er dafür einsetzen will, denn das Gas gibt ihm ja ein Entscheidungskriterium mit.

    Für den Transaktionserzeuger hat das diese Konsequenzen: Er weiss nicht, wie schnell seine Transaktion in die BC gelangt. Und es kostet ihn was und er weiss nicht einmal, wie sicher der Block nun ist ... denn wie erklärt, die BC kann manipuliert werden, es ist nicht unmöglich. Wenn er also einen Zahlungsvorgang über diese BC einspeisen möchte, und das in Real-Time, so kann ihm die BC diese garantierte Antwortzeit nicht erbringen. Wie im realen Leben kann er aber ein "Guter Kunde" werden, wenn er zuviel Gas anbietet. Das kann zu einer bevorzugten Behandlung führen. Ein Widerspruch zur Konzeption der BC.
  • Ökologie und Geldwäsche
    Wie es sich trifft, hat auch André Kramer im Editorial der c't einen Punkt aufgegriffen, der mir natürlich schon seit Anbeginn der BC ein Dorn im Auge ist: Die Ökobilanz der BCs. Das Mining kostet ja aufgrund des Hash-Puzzles enorme Mengen an Energie, denn wer schnell sein will, muss klotzen, nicht kleckern. Kramer:

    “Denn der Stromverbrauch des Bitcoin-Mining ist immens. Die Nachrichtenseite Digiconomist hat eine einzige Bitcoin-Transaktion mit 215 Kilowattstunden Strom berechnet, dem Jahresverbrauch eines Kühlschranks. Einer Studie zufolge entsprach der Stromverbrauch für Bitcoin-Mining im Jahr 2017 dem von 159 Ländern. Die Rechnung ist kaum überprüfbar; ihr Kern bleibt aber wahr: Bitcoin-Mining trägt in hohem Umfang zur Klima-Erwärmung bei.

    Der Großteil davon findet in China statt, das seinen Energiebedarf aus fossilen Energien speist. Miner der Währung Ethereum haben Boeings des Typs 747 gechartert, um Grafikkarten an ihren Einsatzort zu fliegen. Wer sich solche Stunts leistet, betreibt höchstwahrscheinlich Geldwäsche, nicht Geldanlage.”

    Mit dem letzten Satz reisst er an, wofür die BC natürlich ideal geeignet ist - um so mehr, je mehr Business an einer BC wie der BTC hängt, denn dann ist die BC fast ideal geeignet, Geldwäsche zu betreiben. Und wenn man die Kursexplosion von BTC beobachtet, so ist das Spekulieren bei ihr angekommen und im gleichen Masse wohl auch die ebenso massive Geldwäscherei. Beide schrauben sich wohl in die Höhe.

    Denn die BTC ist zwar voll transparent, aber es war auch noch nie so leicht, ein Portemonnaie zu erzeugen - vollautomatisch von einem Computer, der im Darknet auf seinen Besitzer wartet, den er nicht mal kennt. Da muss man sagen, dass die Strafverfolgungsbehörden ja immer noch nach der "Folge dem Geld" Regel verfahren können, denn irgendwann muss das virtuelle Geld in reales gewechselt werden - für reale Genussfreuden. Noch. Wenn BTC eine von den Staaten und Gesellschaften akzeptierte Währung würde, fällt auch das weg. Das wird die Geldflussverfolgung sicherlich noch um 1-2 Grössenordnungen schwieriger und vielleicht aus ökonomischen Gründen unmöglich machen.

Es gibt ja den Text, dass je komplizierter ein System ist, es um so anfälliger sei. Die BC ist konzeptionell einfach, aber die Implementationen sind anfällig.

Hacker müssen sich ja nicht um die Konzeption kümmern, sondern sie kümmern sich um die jeweiligen Implementationen: Wenn sie da reinkommen, dann kann alles noch so gesichert sein, wenn sie im Code sind, ist alles möglich, was die Konzeption zulässt.

Die BTC-Börsen und andere wurden schon oft um mehrere Tausend BTC erleichtert. Von Hackern. Während das Geldwäschern vielleicht egal sein kann, so ist der Verlust des Portemonnaies einem Geschäftstreibenden überhaupt nicht egal. Und da es in der BC konzeptionell keinen Verantwortlichen gibt ... keine Kulanz von niemandem ... keine Schuldigen ... Schwarzpeter-Rumgeschiebe ... denn jeder wird eine Walletsoftware nutzen müssen. DAS Angriffsziel für Hacker und Malware-Programmierer ... eventuell grad schon auch grad geliefert mit Hintertüren für Geheimdienste, Finanzamt, Hacker etc. etc. In Zeiten von schnellem Internet – wer ist schon in der Lage, den Verkehr zu inspizieren, zu verstehen und Gegenmassnahmen zu ergreifen? Die Masse sicherlich nicht. Schöne neue Welt.

Gerade aktuell wieder ein BC-Hack: https://www.heise.de/newsticker/meldung/Kryptogeld-Mining-Marktplatz-Nicehash-gehackt-und-bestohlen-3913041.html

Ist die BC also einfach eine Spielwiese für Technik-Nerds, IT-Profilierer, Real-Geld-Spekulanten, Geldwäschern? Es hiess ja schon beim Gold-Rush: "Reich werden nicht die Schürfer, sondern die Verkäufer von Equipment wie Schaufeln etc."

Wir werden sehen ...

PS: Ich bin derzeit kein aktiver Benutzer von BCs. Ich habe mich nur schlau gemacht und etwas weniges probiert. Gerne lese ich Korrekturen von Euch zu meinen Gedanken, sollten diese falsch oder unstimmig sein. Danke dafür.

PPS: Noch was zur Übertragungssicherheit von BTC. Eine Transaktion ist ja de facto dann auch eine Benachrichtigung an eine Email-Adresse, an ein anonymes Wallet. Kein Wunder, gibt es bereits Malware, die solche Transaktionen erkennen und auf andere Wallets umleiten: https://www.heise.de/security/meldung/Schnueffeltrojaner-Evrial-tauscht-im-Windows-Clipboard-Bitcoin-Adressen-aus-3947596.html

Wofür also die BlockChain ...

So, nun habe ich mal alle meine Fragen zu BlockChain (BC) ausreichend beantwortet gefunden. Ein einziges Buch half dabei, das nicht mal technisch war. Aber genau das wollte ich. Es ist von Daniel Drescher und lautet "Blockchain Basics" und ist in englisch.

Denn als Kryptografie-Experte war mir das Technische eh klar. Allerdings hatte ich genau deswegen meine knackigen Fragen, die mir zufällige Gesprächspartner nicht beantworten konnten. Weil mir allerdings ein Projekt fehlte, blieben meine Fragen ungeklärt.

Nun, nach Lektüre dieses Buchs, ist das nun nicht mehr so. Es beschreibt in 25 Schritten wirklich ohne eine einzige Zeile Code, geschweige denn Mathematik, worum es sich bei der BC handelt und wieso diese Begriff derzeit so ein Hype ist. Und üblicherweise deswegen, weil die meisten wohl nur vage davon was verstehen. Jeder der 25 Schritte beginnt mit einer Metapher aus der realen, uns allen bekannten sozialen Welt. Danach folgt die daran angelehnte Konzeption in der BC.

Die Kryptografie, die Technik also, ist einfach bzw. wir benutzen sie unter der Haube bei jedem (verschlüsselten) Internetzugriff sowieso schon. Das also kann den Hype nicht ausmachen.

Die BC macht es aus, dass sie konzeptionell viele Punkte adressiert, die eine Datenbank - und mehr ist es nicht - je nach Anwendungsbereich immer adressieren muss. In Merkworten:

  1. Kein Single Point of Failure
    die BC ist eine verteilte Datenbank, die bei jedem Teilnehmer vollständig vorhanden sein muss. Damit ist sie automatisch dupliziert und redundant. Ist sie einmal in Betrieb mit mehr Teilnehmern als ein Aggressor auf einen Schlag lahmlegen kann, ist sie nicht zu zerstören.
  2. Jeder kann an der BC mitmachen
    die BC ist ein Computeralgorithmus, so dass jeder netzwerkfähige Computer mitmachen und jede in ihr gepeicherte Transaktion nachkontrollieren kann. Dadurch ist sie in höchsten Masse transparent und bietet keinerlei Privatsphäre zur Geschichte einer Transaktion. Eine Anonymität ist nur dann gegeben, wenn die in der BC zu speichernden Transaktion aus anonymen Daten besteht. Es gibt einen quasi demokratischen Entscheidungsprozess, eine Konsensfindung, die dafür sorgt, dass der Versuch einer Einspeisen von gefälschten Transaktionen umgehend entdeckt wird.
  3. Niemand kann die BC in seinem Sinne manipulieren
    zumindest fast niemand, Geheimdienste, Google etc. könnten es wohl, denn die BC wird nur sicher, wenn sie eine gewisse Grösse erreicht hat. Die Grösse ist nämlich die Herausforderung, die ein möglicher Manipulator zu meistern hat, wenn er Einträge fälschen möchte. Er muss neben dem zu fälschenden Block alle nachfolgenden Blöcke nachrechnen und er muss das sogar noch schneller tun, als die anderen Teilnehmer, die ja auch an der BC arbeiten und sie legitim verlängern. Ein genug potenter Manipulator kann das aber, erst recht, wenn die BC legitimerweise spärlich genutzt wird. Die Manipulationssicherheit entsteht durch pro Block durchzuführende, resourcenhungrige Berechnung des Hash-Puzzles (dazu später).
  4. Jeder kann an der BC etwas "verdienen"
    da die BC physische Resourcen braucht, diese nicht gratis sind, ist in der BC ein Mechanismus zur Belohnung für Mitwirkende drin. Eine automatische Bestrafung ist ebenfalls eingebaut, denn es kann passieren, dass erledigte Arbeit eben nicht belohnt wird. Die Belohnung selbst kann wohl aber nur in der "Währung" erfolgen, mit der die BC "handelt", denn der Teilnehmer wird nur an der BC mitmachen, die ihn thematisch interessiert und der er sicher nicht schaden will und seine Belohnung riskieren würde.
  5. die BC kann irgendeine digitale Resource speichern
    die BC ist ein Programm. So kann sie grundsätzlich auch Programmcode speichern, der revisionssicher und nachvollziehbar ist. Aufgrund der abwesenden Privatsphäre gibt es allerdings keinen Schutz vor unbefugten Einsichten.

Das sind so die Eckdaten. Wieso die Banker etwas Schiss vor der BC haben, ist die Tatsache, dass sie als dezentrales System die Sicherheit von Transaktionen gewährleisten kann für alle irgendwo mitwirkenden Computer. Wenn wir heute zur Bank gehen, damit die für uns einen Betrag von hier nach da überweisen, dann tun wir das, weil es sich nicht lohnt, selbst hinzufahren, weil es unsicher ist etc. etc.

Da Geographie und Distanzen in Computernetzwerken aber keine grossen Sachen mehr sind, fallen die Bank-Services ja weg. Es fallen im Prinzip überall dort die Mittelleute weg, wo es um reine digitale Daten geht - und das ist heute viel: Geldäquivalente, Videos, Musik, Zertifikate, Urkunden, Pläne, Patente, Berechtigungen etc.

Doch die BC hat eben auch eklatante Schwächen: Das Belohnungssystem nützt nur der Teilnehmergruppe. Das kann dazu führen, dass nur wenige Teilnehmer an einer BC mitmachen, was wiederum dazu führt, dass eine Manipulation eines genug potenten Teilnehmers möglich ist, wenn er mit seinen Resourcen die Konsensfindung zu seinen Gunsten beeinflussen kann.

Die BC basiert derzeit auf einem mathematischen Problem, der Einwegfunktion. In der IT heissen diese Digests oder Hashes. Die wohl bekanntesten Hashes sind MD5 und alle Varianten von SHA. Sie berechnen aus einer beliebig grossen Datenmenge einen 128 - 512 Bit langen Wert, eine Zahl also.

Es ist wohl klar, dass man aus nur 512 Bit niemals herausfinden kann, welche 10, 1000, 100000 Megabytes genau einen bestimmten Wert erzeugt haben. Es ist allerdings von der Qualität des Hash-Algorithmus abhängig, wieviele der möglichen Eingangsvarianten man überhaupt durchprobieren muss, bis man einen Hash-Wert findet, der identisch ist zu dem Wert einer anderen Eingangsvariante. Für den bekannte SHA-1 Algorithmus ist das Erzeugen einer sog. Kollision schon gelungen, so dass man dem Spruch "es gibt keine gleichen Ausgangswerte für unterschiedliche Eingangswerte" nicht einfach für bare Münze nehmen kann. Trotz der Kollision ist ein SHA-1 natürlich immer noch gut, denn man kann immer noch nicht in nützlicher Frist eine Eingangsvariante so verändern, dass ein bestimmter Hash-Wert erzeugt wird. Wäre dies möglich, müsste man SHA-1 per sofort also geächtet betrachten.

Google und andere haben aber trotzdem schon begonnen, die Verwendung von SHA-1 in den Web-Protokollen anzumahnen. Man solle mindestens SHA-256 oder den neuen SHA-3 nutzen.

Diese Hashes sind das Fundament der BC. Denn logischerweise kann man auch "Hashes über Hashes bilden" wie der ITler sagt. Das bedeutet, man kann Ketten (Chains) bilden, in der Blöcke zusammengehängt werden, wo jeder Block einen Hash über eine Transaktion beinhaltet. Kann man nachträglich jederzeit die Transaktionsangaben hashen, so kann man den selbst berechneten Hash-Wert auch mit dem im Block gespeicherten Hash vergleichen. Kommt man nicht auf denselben Wert, wurde irgendwas verändert, die Transaktionsangaben oder/und der Hash-Wert sind also - neutral gesagt - ungültig. Ein Block kann aber nur an den vorherigen angehängt werden, wenn der neue Block den Vorgänger verifiziert hat und in sich selbst den Hash der Verifikation speichert. Mit dieser Regel kann die BC nur wachsen, wenn beim Einspeisen einer neuen Transaktion die BC verifizierbar unverändert geblieben ist. Um das nachzuprüfen, müssen BC-Teilnehmer, die eine neue Transaktion in die BC einspeisen möchten, die ganze Kette bis zur ersten Transaktion rückwärts rechnen.

Diese Fakten bedingen die eingangs erwähnte Transparenz und Unveränderlichkeit aller gespeicherten Transaktionen, also die Integrität.

So einen einzigen Block einer Transaktion zu fälschen, ist natürlich Peanuts. Wenn an eine Transaktion nun eine weitere anhängt, weil beispielsweise eine Geldüberweisung von A nach B von diesem B aufgeteilt an C, D und E weitergeleitet wird, so ist die Kette auch noch nicht schwierig zu berechnen, denn man hat ja alle Eingangsdaten: Die ursprüngliche Transaktion, die einen ersten Block ergab - Die Überweisung von A nach B. Sollen nun Blöcke angehängt werden für die Transaktionen B⇒C, B⇒D, B⇒E, so wird bei jedem Anhängen der zuvor letzte Block (Kopf der BC) versiegelt. Eine Manipulation der Ausgangstransaktion wird also nicht nur die Berechnung dieses Blocks auslösen, sondern auch diejenige aller nachfolgenden Blöcke. Der Manipulator rennt also dem Kopf der BC hintennach und muss erst noch die anderen Teilnehmer von seinen Berechnungen überzeugen.

Die Hash-Funktion hat nun als Eigenschaft, dass sie sehr schnell berechnet werden kann. Im Wesentlichen ist die Berechnungszeit nur von der Grösse der Eingangsdaten abhängig. Ein SHA-256 kann auf einem handelsüblichen PC heute durchaus schon knapp 10 MByte pro Sekunde durchrechnen, oder andersrum: Wenn die Eingangsmenge etwa 100 Bytes sind, sind das etwa 100'000 Hashes pro Sekunde. Die genauen Daten sind da gar nicht so wichtig, es geht nur um die Veranschaulichung der Grössenordnungen.

Die Fälschung der Überweisung von A nach B wäre also wohl in wenigen Mikrosekunden gemacht - wenn da nicht noch etwas wäre: Das Hash-Puzzle. Das ist das Geniale an der BC: Für einen gültigen Block muss noch ein Wert gefunden werden, der von der Transaktion gar nicht betroffen ist. Das ist die Lösung des oben erwähnten Hash-Puzzles. Da jede Hash-Funktion eben die Eigenschaft hat, dass man nicht von ihrem Resultat auf den Eingabewert schliessen kann, gilt natürlich auch das andere: Man kann nicht wissen, was man der Hashfunktion füttern muss, um einen bestimmten Wert herauszubekommen. Wollte man das, muss man halt fast unendlich viele Varianten als Eingaben durchprobieren und jedesmal das Resultat auf die gewünschte Wert-Kategorie prüfen.

Unendlich ist ja schon viel. Kleine rechnerische Betrachtung: Selbst wenn also Spezialhardware zum Mining benutzt wird, die pro Sekunde (derzeit) 100 Billionen Hashes (1014) rechnen kann, so ist das immer noch wenig, denn ein SHA-256 Wert ist irgendeine Zahl zwischen 0 und 1077 ... das Jahr hat 31'536'000 Sekunden, das Universum ist ca. 500 Billiarden Sekunden alt, aufgerundet also nicht mal 1018. Mal die 1014 Hashes pro Sekunde, gibt also schlappe 1032 Hashes für das Alter des Universums bei aktueller Hardware. Da ist 1077 immer noch 1045 mal mehr. Beim "unsicheren" SHA-1 wären es immer noch 10 Universumsalter.

Gemäss einer Info haben die Chinesen derzeit etwa 15 Exahash (15 x 1018) pro Sekunde zur Verfügung. Das macht den Braten immer noch nicht feiss, denn bei SHA-256 ist es dann halt nur noch 1041 mal so viel die das gegenwärtige Universumsalter ... Wie auch immer, man kann also getrost sagen, dass man niemals für einen bestimmten Hash-Wert durch reines Variieren der Eingangsdaten diese herausfinden kann. Man kann also nur Variieren und das Resultat begutachten. Herauskommen tut immer nur eine simple Zahl. Könnte sogar mal 42 sein ...

Das Hash-Puzzle verlangt nun, dass der Hash-Wert ein bestimmtes Kriterium erfüllt. Es sagt: "Zu den Eingangsdaten für die Hash-Funktion nimm noch eine davon unabhängige Zahl (Nonce = number used once) hinzu, und hashe das. Der Hash-Wert muss dabei einfach kleiner als 1 Quadrillion sein. Wenn du eine Nonce gefunden hast, die gehashed mit dem Block einen Hash-Wert unter 1 Quadrillion ergibt, dann darfst Du diesen Block an die BC anhängen.".

Man kann das Puzzle sogar in der Schwierigkeit variieren, indem man diese Regel einfach weiter oder enger schnürt. Das passiert bei der BC alle ca. 14 Tage und nennt sich Difficulty Adjustment So sorgt die BC dafür, dass es keine Inflation von Blöcken gibt, nur weil die Hash-Rate aus irgendwelchen Gründen steigt oder sinkt.

Die BC hat also diese Regeln. Wieso soll sich diese Rechnerei überhaupt ein Teilnehmer antun, wenn es doch wohl absolut zufällig ist, ob er jemals einen Block anhängen darf? Das ist eben unter anderem abhängig vom Belohnungssystem. Und eben, die Regel kann ja so gestaltet werden, dass es immer etwa dieselben Chancen pro Zeit gibt.

Diese ganze Rechnerei ist das, was man Mining nennt, was also sehr, seeehr, seeeeeehr resourcenintensiv ist. Rechnen kostet ja auch Strom und anderes. Mining ist also weder gratis, noch einfach noch von jedermann erfolgreich zu betreiben. Da spielt es auch keine Rolle, wenn sich mehrere Miner zu Gruppen zusammenschliessen.

Man sieht, die Einspeisung von Transaktionen in eine BC ist beileibe nicht schnell. High-Speed Trading wie es die Banken vorantreiben, ist so m.E. kein Thema für die BC. Es ist daher unwahrscheinlich, dass eine BC vorhersehbar in der Lage ist, ein aktuelles Buchungssystem zu ersetzen.

Die Hashing-Power ist als jederzeit in der Lage, alle 10 Minuten einen neuen Block zu finden. Der Block beinhaltet natürlich nicht nur eine Transaktion, sondern mehrere, etwa 3-4000. Derzeit sei die Blockgrösse in der BTC 1 MByte. Das macht die BC natürlich langsam, zu langsam für die Menge an Transaktionen, die ein leistungsfähiges Transaktionssystem bearbeiten können muss in der heutige Zeit.

Die Vergrösserung der Blockgrösse wäre ein Weg da raus, aber nur sehr kurzfristig und vor allem zur Idee von Bitcoin kontraproduktiv. Denn grosse Datenmengen verlangen nach potenter Hardware. Irgendwann zuviel für kleine BC-Teilnehmer. Die Folge wäre, dass weniger Leute mitmachen könnten, oder wenn doch, die Hardware mieten - in Rechenzentren von Amazon, Google, Microsoft etc. Ein Ausfall so eines Rechenzentrums aus welchen - gerne auch sehr gewollten - Gründen legte dann zu grosse Teile der BC lahm.

Zudem ist die BC so, dass es noch lange kein Garant auf Einspeisung gibt, wenn meine Computeranlage einen gültigen Block berechnen kann. Denn, wenn mich niemand kontrolliert, berechne ich den ganzen Kram auch nicht, sondern sage einfach "der Hash-Wert ist xyz, basta.".

Nun kommt eben eine andere BC-Konzeption hinzu, die Kontrolle durch die anderen. Wenn ich einen Block für eine Transaktion gefunden (=errechnet) habe, dann muss ich das den anderen BC-Teilnehmern mitteilen, die meinen Block natürlich nicht einfach "glauben". Sie werden die Berechnung prüfen. Das ist ja nun einfach und schnell, denn es geht nicht mehr ums Finden einer Hash-Puzzle-Lösung, sondern nur noch ums Nachrechnen, ob alle Hashes seit der ersten Transaktion zu den Blockdaten passen.

Wenn ich also die BC bescheissen möchte, die Daten einer bereits in die BC eingehängten Transaktion ändern möchte, so muss ich aufgrund der Dezentralisierung der BC allen Teilnehmern meine Blöcke ab der manipulierten Transaktion bekanntmachen. Und diese Blöcke müsste ich ja zuerst berechnen, also pro Block eine Nonce finden. Und wie schwer das sein kann, habe ich oben ja gerade dargelegt.

Dass es zu Differenzen bezüglich der Hashes unter den Teilnehmern kommen kann, ist in der BC miteinbezogen. Die Gründe für der Erscheinen der Differenzen ist völlig unerheblich für die BC, die muss nur einen klaren Weg haben, Diskrepanzen zu bereinigen. Und die hat sie.

Ein Manipulator könnte die BC manipulieren, wenn er die Power hätte, schneller neue Blöcke zu berechnen als die legitimen BC-Teilnehmer die BC selbst erweitern, denn eines der Kriterien ist, dass im Zweifelsfalle (Teilnehmer berechnen verschiedene Hashes zu einer Transaktion, was einer Verzweigung der BC gleichkommt) der längere BC-Ast als der autoritative gilt. Denn die BC erachtet mit der Zeit denjenigen Ast als wohl korrekt, in dem mehr Rechenpower steckt - ganz einfach deshalb, weil dort mehr Teilnehmer dieselben Daten berechnet haben.

Der langen Rede kurzer Sinn ist also, dass die BC sowohl im Fundament wie auch im Eskalationsprozess auf dem Kriterium der Rechenpower beruht.

Nach heutigem Ermessen ist das ausreichend. Dennoch: Was auch der Drescher nicht behandelte, ist die mögliche Gefahr der Quantencomputer. IBM hat erst grad neulich eine Maschine mit 50 QBits in Betrieb genommen. Wenn die Quantencomputer wirklich so sind, dass sie Hash-Geschichten auf einen Schlag unsicher machen, dann fällt die gesamte BC in sich zusammen. Nicht für uns, aber für diejenigen, die sich einen Quantencomputer leisten können. Und wenn die das können, dann verlieren auch wir das Vertrauen in die BC. Und Vertrauensverlust kann eine Technologie abwürgen oder gar nicht erst aufkommen lassen. Mathematiker seien zwar dran, sich Quantencomputer-resistente Algorithmen zu überlegen.

Nun, die Möglichkeiten der Quantencomputer sind derzeit noch etwas Spekulation. Sollten diese dennoch gerade hier zuschlagen, dann ist die BC natürlich gefährdet, mit ihr allerdings die gesamte andere angewandte Kryptografie auch.

Drescher hat aber die anderen Schwächen der BC angesprochen und die möglichen Lösungsansätze. Interessant ist das, was er meint, was die Geschichte dereinst zeigen könnte: Dass die BC per se zwar nur ein Hype war, dass aber die Konzeptionen sich schon irgendwie festsetzen.

Er nimmt dazu ein Zitat von Tim Berners-Lee heran, der ein demokratisches, unkontrolliertes Internet vor sich sah. Heute wissen wir, dass das Internet nicht demokratisch ist, dass die Netzneutralität gefährdet ist, dass Staaten die physischen Transportkanäle sehr wohl unter Kontrolle haben, dass NSA und andere den Verkehr abhören etc.

Die BC soll auch ein unkontrolliertes, demokratisches, selbst-regulierendes System sein. Die BC kann das sein, aber nicht offen für jedermann, nicht offen für die gigantischen Massen an Transaktionen. Sektorspezifische BCs können jedoch sicher eine überregionale Bedeutung kriegen. Die IT pusht das schon ... denn wenn man mal die prominenteste BC, Bitcoin (BTC), heranzieht, so könnte man sagen, dass BTC die digitale Version von alternativen Lokalwährungen ist. Davon gibt es auch viele, die funktionieren auch, weil sie eben regional sind, weil Produzenten und Nutzniesser im selben Perimeter damit umgehen und weil sich keine Staaten da einmischen, die juristische Lage ist klar.

Interessant ist an BTC ja auch, dass der Kurs erst durch die Decke ging, als die BTC für diejenigen mit jetzigem, überflüssigem Realgeld zum Spekulationsobjekt wurde. BTC hat noch keinen realen Einfluss, aber die Emotionen pushen schon den Kurs. Ist das nicht grad entgegen des heeren Zieles, demokratisch zu sein ...

Wenn Facebook einen FaceCoin entwickelt, so wird diese Währung innerhalb der Community Facebook funktionieren. Da diese gross ist, wird sie eine gewisse Attraktion ausstrahlen, weil viele mit FB interagieren. Doch Brot und Butter, kann ich die beim Bauer mit FaceCoin bezahlen? Es ist also das bekannte Henne-Ei Problem.

Solange Staaten die Oberhoheit haben über Geldflüsse, die Gesetzeslage etc. und sie sich nicht mit BTC beschäftigen, solange wird BTC eben nur eine lokale Währung sein, die der Net-Citizens. Für die allerdings in der gesamten physischen Welt, für die digitalen Nomaden also.

Für mich war das Lesen von Dreschers Buch jedenfalls sehr klärend. Dafür bin ich dankbar. Der lange Artikel jetzt ... eine Art Lernkontrolle ... :-)

PS: Wer mal im Browser mit etwas SHA-xxx rumspielen will, hier geht's sehr einfach, bequem und mit etwas Erklärung:

https://www.freeformatter.com/sha256-generator.html

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