Wieso beschneiden Erwachsene ihre Kinder?

Die einfache Antwort wäre wohl: Weil Eltern, Grosseltern und deren Vorgänger das halt schon immer so taten, also "Weil es schon immer so war".

Die Filmdokumentationen, die ich über dieses Thema über die Zeit gesehen habe, zeigen nie ein Mädchen, das bei der Beschneidung lacht, im Gegenteil: Es ist immer sichtbar gewesen, dass diese Sache schmerzt, sehr sogar. Und dass die seelischen Nachwirkungen noch lange halten werden, weil dem die Eltern liebenden Kind vieleicht zum ersten Mal brutal beigebracht wird, dass die eigenen Eltern es bewusst und mit Zwang verletzen.

Jetzt hat in der Schweiz in Fribourg zwar eine eine bedingte Halbjahres-Strafe bekommen, weil sie ein Mädchen, ihre Schwester offenbar, in den Sudan brachte, mit der einzigen Absicht, dass diese dort beschnitten wird.

Beschnitten werde auch in der Schweiz, man kann die "Beschneidungsfachkraft" ja auch zu Besuch einladen; so geschieht es dann auch bei uns, unerkannt.

Es gebe die Ausrede der Eltern, sie hätten nicht gewusst, dass sie die Beschneidung in der Schweiz nicht druchführen dürften.

Keinerlei Reflektion darüber, dass sie ihre Mädchen physisch und vor allem psychisch verletzen. Hirnloses Repetieren alter Überlieferungen, keinerlei Bewusstsein bei der Aktion. Rein mechanisches Abspielen eingeprägter Gewohnheiten.

Und das Perfide daran: Die Opfer werden als Eltern zu Tätern, wenn sie nicht endlich mal ihr Bewusstsein wenigstens für ein paar Sekundenbruchteile aufblitzen lassen und sich einfühlen in ihre Kinder. Das Krasse ist jeweils, das selbst beschnittene Frauen sich sehr vehement dafür einsetzen, dass ihre Tochter auch beschnitten werde. Völlig unmenschlich, aber halt normal.

Es ist klar, dass dies etwas schwierig ist für Leute, die Traditionen - und seien sie auch noch so bireweich - unbedacht repetieren. Selbst wenn Zweifel kämen: haben die Eltern das selbst so als Opfer erlebt, ist der emotionale Druck derart gross, dass sie es sich nicht zugeben können, dass es falsch war, dass sie selbst Opfer einer falschen Tradition waren. Da kommt die Rechtfertigungsmaschine sofort ins Laufen und liefert Milliarden von Gründen, wieso es für die eigenen Kinder nun doch auch noch so gehöre.

Gut finde ich, dass den hier lebenden Anhängern dieser Praktik per Gesetz ein Denkanstoss verpasst wird: In unserem Teil der Welt gibt es dies nicht. So werden sie wohl stänkern über das Gesetz ... einige mögen aber hoffentlich endlich mal menschlich werden und ihre für andere schädlichen Gewohnheiten zu hinterfragen beginnen.

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