Mit Gegendarstellungspflicht gegen Fake News - statt Cookie-Accept Popups

Dass das Internet zur "Kloake der Gesellschaft" wird, war mir immer schon klar - denn die war da, bevor das Internet seinen Siegeszug begann. Allerdings waren in der Jugendzeit der elektronischen Kommunikation alle teilnehmenden Leute irgendwie gleich orientiert: Sie liebten die Möglichkeiten von Email, BBS und anderen Info-Austauschmöglichkeiten. Sie waren mit anderen Worten Avantgarde.

Heute ist das Internet vor allem dank Smartphones in jedermanns Hand. Es braucht keinerlei Anstrengung mehr, seinen Braindurchfall sofort zu verbreiten. Und weil das jeder kann, liest es auch jeder. Damit meine ich wie gesagt, es sind nicht mehr die "Intelligenten", die sich mit der elektronischen Kommunikation beschäftigen, es ist kein Wissen dazu mehr erforderlich. Wer einen Toaster bedienen kann, kann auch twittern oder facebooken.

Und wenn die lesende Masse genug gross ist, um manipuliert und aufgehetzt zu werden, kommen auch die Demagogen, um genau das zu tun. Ihre dementsprechenden Fähigkeiten verkaufen sie denn auch nach Lust und Laune. Dass die Fake-News einen derart grossen Einfluss haben sollen, das hat mich allerdings mild erstaunt. Die Massnahmen dagegen scheinen nun schwer zu finden.

In der Printpresse muss der Journi oder die Zeitung eine Gegendarstellung abdrucken, wenn es verlangt wird. Gegebenenfalls muss sogar eine Wiedergutmachungssumme ausbezahlt werden.

Der Staat könnte doch den grossen Networks wie Twitter, Facebook, Instragram und wie sie alle heissen die Pflicht auferlegen, dass sie - statt der mich enorm nervenden Bullshit-Cookie-Accept Texten - für jede Fake-News, die über ihre Server geleitet wurden, in genau der gleichen nervenden Art Gegendarstellungen anzeigen müssen.

Wow, ich denke, das würde innert kürzester Zeit den Grossen soviel Bauchweh machen, dass die wiederum ernsthaft recherchierende Journis einstellten, um den Schrott zu filtern bzw. gar nicht mehr zuzulassen - würde übrigens grad noch die seriöse Journi-Zunft retten. Das muss halt der Staat machen, sonst befolgt's eh keiner. Es muss für Datenschleudern, die für die Allgemeinheit bestimmte News erzeugen oder auch nur weiterleiten, Pflicht sein, die Sorgfalt einhalten zu müssen wie die Printpresse.

Denn wenn scheinbar wichtige Leute den Schrott lesen und sich dann zu Drohungen versteigern, wie offenbar hier geschehen, dann ist das nicht mehr nur zum Heulen, sondern gefährlich für die Welt.

Es geht nicht an, dass Trolle und andere geistigen Tiefflieger ein heute derart demokratisches Medium wie das Internet so für sich einnehmen können, dass selbst der grösste Net-Junkie sich irgendwann abwendet, weil er einsieht, dass wirklich gar nichts mehr für ernst, geschweige den wahr genommen werden kann. Selbst wenn man sich noch selbst bemühte ...

Eigentlich sollte rein aus Selbstschutz Typen wie dem in der gerade genannten Twitter-News das Lesen von Sozialen Netzwerken verboten werden, solange sie in so einem Amt sind. Denn wenn nur genug Scheisse über einen gekippt wird, kann selbst der Besonnenste irgendwann mal durchdrehen für wenige Sekunden. Wenn's dann der US-Präsident ist, der von der Maus auf den Nuke-Button abrutscht, so wird's schnell dunkel in der Welt.

Die Einsicht gilt zwar überall und hat mit dem Internet nichts zu tun. Doch die Masse vergisst halt, sich andauernd die Frage zu stellen hinter jeder News: Cui bono, also Wem nützt es, was ist die Absicht? Und vor allem: Was triggert es in mir, dass ich dem grad wild und euphorisch zustimmen oder mit Hass dagegen anschrei(b)en will? Wer sich diese Fragen immer stellt, ist raus aus dem Spiel der Manipulation und Hetze.

Und wenn die Masse das halt nicht goutiert, dann wären die nervenden Gegendarstellungs-Popups schon lustig: Wenn ich in Facebook einlogge und zuerst mal 50 Gegendarstellungen abnicken muss - man, wie schnell hätte Facebook seine neuronalen Netze aufgeschnallt, um die Fake-News-Produzenten abzuklemmen und deren Elaborate aus dem Datenstream zu eliminieren ... wie schön wäre das ... und endlich mal was Sinnvolles für die Bigdata-Freaks.

Ceterum censeo: Think globally, act locally

Congratulations, DemocracyNOW.org

Ich war ja noch nie ein grosser Freund der staatlichen USA. Des Landes und einzelner Leute natürlich schon, aber nicht der Staatskonstruktion. Natürlich, das Land ist sehr gross, und es wird definitiv Leute geben, mit denen ich keine zwei Minuten zusammensein will. Doch mit Trump scheint es nun denjenigen an die Spitze geschwemmt zu haben, der wenigstens eine Qualität hat: Er kann als negatives Beispiel dienen. Wohlgemerkt, er konnte nicht so weit kommen, wenn da nicht der Humus im Volk da wäre.

Wenn nun alle gegen ihn protestieren, auch dagegen, dass die Presse Bernie Sanders einfach kaltgestellt hat, so ist Trump der, der die amerikanische Bigotterie unausweichlich sichtbar macht. Und das auf höchster Ebene in der Welt. Die Amerikaner haben nun was vor sich. Sich endlich zu einen oder wenigstens zivilisiert miteinander zu leben.

Auch wenn ich das sage, vergesse ich nicht, was Europa hinter sich hat. Ich bin dankbar, dass ich in der Nachkriegszeit in der Schweiz auf die Welt kam. In einem Europa, das grad einen Krieg erlebt hat und sich langsam aber sicher darum kümmern musste, dass es nicht wieder passiert.

Es war wohl schwer für unsere Vorgänger, aber es hat geklappt. Und auch wenn wir hier ähnliche Herausforderungen haben, so wie es derzeit in der USA zu und her geht ... ist es doch meines Erachtens um Grössenordnungen anders als dort.

Vielleicht auch deshalb, weil ich die kapitalistische Weltsicht nicht teilen kann. Und in der USA ist es trotz alledem noch immer erzkapitalistisch. Alle Administrationen folg(t)en diesen unhaltbaren Glaubenssatz. Und nun kumuliert das in Trump.

Die Presse ist Teil der Story, TV Stations erst recht. Woher haben wir Europäer die Rollenvorbilder für unsere TV Shows? Aus der USA.

Ich kannte bis dato DemocracyNOW nicht. Die sind nur (noch) im Internet erreichbar und zeigen Dinge, die ich andernorts nicht sah oder hörte. Zum Beispiel gerade erst die Aktion, die in North Dakota das Untertunneln des Missouri-Rivers für eine Ölpipeline auf dem Stammesgebiet eines indigenen Stammes verhinderte. DemocracyNOW war offenbar dort und dokumentierte das Vorgehen. Sehr unmittelbar, sehr alleine, wie mir schien.

Im Schweizer TV kam dann zwar ein Beitrag, dass der Bau der Pipeline gestoppt wurde - aber das Wie sah ich nur in DemocracyNOW. Und deren Beitrag war beklemmend.

In der Feier zum 20-jährigen Bestehen waren viele Dinge und Reports zu sehen, die wir hier drüben schon auch mitbekommen haben - als Headline unter Internationales. DemocracyNOW hat Filmmaterial gezeigt, das ich zumindest noch nie gesehen habe. Nun gut, ich war - wie eingangs erwähnt - ja eben nie gross Fan von Amiland. Daher mein nur marginales Interesse am politischen Tagesgeschäft.

Doch mit Obama hatte sich das dann zu ändern begonnen. So war ich wie viele fasziniert von seiner Eleganz und seiner Eloquenz, von seinem präsentierten Anderssein. Nach 8 Jahren zeigt sich, dass auch er es nicht schaffte, diesen Supertanker USA auf einen anderen Kurs zu lenken. Ob und was er für sein Amerika erreichen wollte, weiss ich natürlich nicht. Und wenn schon, er ist nur der Mensch an der Spitze gewesen. Der erste schwarze US-Präsident gelang, weil es sein musste und die Zeit und Situation dafür offenbar richtig war. Und nun Trump. Auch der passt eben. Und wenn er nur dazu da ist, als schlechtes Beispiel zu dienen, so sei das seine gute Eigenschaft. Und den Leuten zu zeigen: Wollt ihr wirklich sowas wie mich? Wenn das (endlich) zu einer zaghaften Zusammenwachsen der Leute in diesem grossen Land führte, dann hätte er wirklich seinen Job bereits getan.

Doch dummerweise spiel(t)en Medien eine wichtige Rolle. Vielleicht nicht mehr soviel wie früher, denn heute gibt es das Internet mit Alles-über-mich-Wissern wie Google und Facebook. Doch Medien sind Medien, weil sie dem Namen gemäss zwischen dem Event und mir sind, also Mittler von Tatsachenberichten. Wie auch das technische Transportmedium sich nennt, TV, Internet, bei jeder Information gilt es zu beachten:

Wer sagt mir etwas mit welcher Absicht zu welchem Zeitpunkt um was zu erreichen? Oder unterlässt es eben?

Wenn ich mir diese Fragen stelle, kann ich schon recht gut durch die nur mittelbare Informationsvermittlung navigieren. Selbst wenn man sich für vieles interessiert, bewahrt einen das davor, einfach zu glauben, dass die Information einer (wessen?) Wahrheit entspricht.

Doch auch der Kritischste braucht Medien, die sich nicht unterwerfen - irgendwelchen ökonomischen, staatlichen, religiösen Machtspielern.

Und nachdem ich nun einige Monate lang DemocracyNOW fast täglich sehe, bin ich diesen Leuten sehr dankbar, die sich mit Mut dorthin wagen, wo man schon mal eine Kugel abbekommen kann - wenn man schwarz ist. Oder Umweltaktivist, oder indigen.

Dass DemocracyNOW es doch schon 20 Jahre lang hat durchhalten können, ist sehr schön und bewundernswert. Und es ist gerade unter Trump im aufgewühlten Amerika wichtig, dass sie weitere 20 Jahre und mehr durchhalten.

Wie zur Feier einige grosse Geister auch sagten: Wir haben all die Technologie zur Verfügung. Lasst sie uns förderlich einsetzen.

Damit nicht nur die TV Stations Informationen vermitteln können, deren Geldtaschen von irgendwoher gefüttert werden, sondern eben auch unabhängige Info-Vermittler wie DemocracyNOW.

"So keep up the spirit and the strength ... to boldy go where not many have been yet ... congratulations from a Swiss citizen. Who now knows even better what we have achieved in Switzerland - a tiny little country. While it's useless to compare, thanks to your coverage I can estimate our achievement even more. And I wish that your courage helps to open the people's hearts to understand and feel what other fellow citizens in the very same country have to go through. And to get them asking themselves: If I were them, do I really want it like this? And if no, what do I do to get things changing?"

Congratulations, DemocracyNOW.org

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