Dignitas - oder wer stirbt mit Würde?

Im Schweizer TV kam heute eine Sendung über die Organisation Dignitas, die Sterbehilfe anbietet für schwer kranke Menschen. Es sei ein Geschäft geworden, wird ihr vorgeworfen. Na und?

Die meistens sehr emotionalen Diskussionen oder eher wohl Litaneien von angelernten und unreflektierten Glaubensätzen zeigen, dass all die, die am meisten ausrufen, sich am wenigsten je mit der Sache beschäftigt haben. Sie ereifern sich, die Anwälte der Sterbenden sein zu wollen, obwohl sie von jenen weder gerufen noch gehört werden wollen. Sie möchten die Urteilskraft und freie Entscheidung jener Menschen in Abrede stellen. Wie wenn sie sich vorher für diese Menschen interessiert hätten. Ist es doch ein bekanntes Wort, dass man schon früh die sogenannte Eigenverantwortung entwickeln soll. Im mittleren Alter, wo man sprichwortmässig "im Saft steht", hilft einem eigentlich ja auch niemand oder will einem dreinquatschen. Und wir würden uns da in so zentralen Bereichen erbost dagegen wehren, versuchte es einer. Gut tun würde es eventuell allen beteiligten, aber eben. Mit welcher Begründung meint man also, diese Einmischung gerade vor dem Tode anderer sich leisten zu dürfen?

Die grösse Emotion ist die, die das Thema Tod beschützt. Beschützen im Sinne von tabuisieren. Wieso gibt es dieses Tabu? Dazu gibt es natürlich viele Weisheiten, auch ich habe meine, die ich mir erabeitet habe. Als ich(?) jünger war, trieb es mich um, herauszufinden, was der Tod sein könnte. Schon lange war mir klar, dass es nichts von dem sein kann, was die Leute so von sich geben. Denn als wissenschaftlich Interessierter fragte ich mich in frühen Jahren, WER denn stirbt, schliesslich ist kann es ja nicht der Körper sein, denn der ist ja schon allerspätestens nach 7 Jahre runderneuert. Als Darmzelle würde man schon nach zwei Wochen sterben, andere Bauteile des Körpers sind auch bald totalrenoviert. Die Einzelteile sind also in den üblichen 70 Körperjahren schon zehnmal gestorben. Wer also stirbt denn überhaupt? Oder welche Vorstellungen erscheinen bei jedem einzelnen, wenn das Reizwort Tod auftaucht?

Das Ich ist ja offenbar nicht der Körper, denn das Ich erscheint in den Kinderjahren ab so ca. 3 Jahren und ist dann da bis zum Tod. Ist es das Ich, das Angst vor dem Tod hat? Was ist denn dann das Ich? Und wie wäre es, wenn ich mir vorstelle, ich bin nicht das Ich, sondern etwas anderes? Und was wäre das denn, wenn nicht das Ich? Und wenn ich nicht das Ich bin, das vielleicht als einziges Angst vor dem Tod hat, muss ich, der ich nicht das Ich bin, dann auch Angst vor dem Tod haben? :-)

Also, alles wird zum Geschäft gemacht. Die Geburt ja sowieso, siehe Babykleider, -nahrung, Accessoires, Fotos. Wieso nicht auch vor dem Tod, denn nach dem Tod, ist es schon immer ein Geschäft gewesen.

WER will also eigentlich welche Vorstellung aufrecht erhalten, wenn er/sie gegen Dignitas oder Exit oder andere dieser Organisationen aufbegehrt?

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