Wer trifft schon absichtlich eine falsche Entscheidung?

Heute hatte ich einen Kunden, der sehr mit sich selbst haderte bezüglich einer Entscheidung, die er vor vielen Jahren getroffen hatte, die er heute als komplett falsch einstuft.

Er rotiert derart stark um diese Entscheidung, dass diese ihn wiederum wie ein Schwarzes Loch in seinem Bann gefangen hält. Eine typische Situation. Er kann nicht loslassen. Und wenn er es mal probiert (was auch des öfteren passierte), so zog die ungeheure Masse des Lochs ihn wieder in seine Umlaufbahn.

Die Masse des Lochs wurde von ihm selbst angehäuft. Wenn er was Neues probieren wollte, und ihm dies dann doch misslang, war sein Schluss aus der Sache "wusst ich's doch, es klappt eh nicht, es ist wieder gelaufen wie damals".

Päng, schon wieder im Gravitationsfeld des Schwarzen Lochs. Diese Erfahrung des Zurückfallens liess ihn wieder wettern über seine damalige Entscheidung. Selbsterhaltend also.

Es gibt natürlich Lösungen aus diesem Feld heraus. Die gehen nicht schnell, aber kontinuierlich. Das ist Technik, nicht aber die Einsicht, die ich ihm anbot zu machen - wenn er will.

In seinem heutigen Selbstverständnis klassiert er seine damalige Entscheidung als falsch. Ich bat ihn, folgende Idee mal anzusehen:

In seinem damaligen Zustand, mit seinem damaligen Wissen, Entwicklungszustand, Fähigkeiten und Möglichkeiten, hat er sich da halt doch richtig entschieden? Entscheidet nicht jeder Mensch immer nach dem, was er summa summarum (inklusive Bauchgefühl, Ahnungen, Verstand, Einflüsterern etc) an Daten zur Verfügung hat immer optimal? Wer trifft schon absichtlich eine falsche Entscheidung? Es ist immer die richtige Entscheidung - zum Zeitpunkt ihres Entstehens.

Welche Konsequezen sie dann hat, das ist eine ganz andere Sache. Das Feedback auf die Entscheidung sollte nun eben nicht emotional sein, sondern analysierend. Welche mir unerwünschte Konsqeuenz hatte diese, wie kann ich es für das nächste Mal ändern, was muss ich lernen und mir beschaffen, um es das nächste Mal besser machen zu können?

Ich bot ihm also an, es mal so zu sehen und daher den Druck der Strafe auf sich selbst langsam aber sicher loszulassen: Es ist so, wie es ist. Es kann nicht ungeschehen gemacht werden. Seine damalige Entscheidung brachte es mit sich, dass er sie heute als hinderlich erkennen kann. Das ist das förderliche daran. In diesem Sinne hat er den Entwicklungsschritt ja doch getan, auch wenn er es selbst so noch nicht sieht ... :-)

Es ist also gut so, denn nun kann er mit der Einsicht sich aus dem Schwerefeld des Schwarzen Lochs befreien. Wenn er will. Auch dies ist eine Entscheidung - die Konsequenzen hat.

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