Spannendes: Yahoo hofiert China, Microsoft kauft Yahoo, wie nun weiter?

Diese Woche kommt eine China-Themenwoche im Schweizer TV. Neben vielem Interessanten, weil oft so extrem widersprüchlich, gibt es ein neuerdings heikles Thema: Yahoo hat in seiner Arschkriecherei bei der Chinesischen Regierung es zugelassen, dass durch Überlassung von Userdaten chinesischer Dissidenten diese verhaftet werden konnten.

Yahoo ist keine chinesische Company und daher nicht den Gesetzen Chinas unterworfen, sie müsste sich nicht an dessen Gesetze halten, wenn seine Server nicht in China stünden - das tun sie aber offenbar. Yahoo könnte mitten in China sitzen und sich nicht dessen Zensur unterwerfen müssen.

Aber eben, so scheint Yahoo nur dem Satz "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing" zu folgen. Gleiches, wie es sich Yahoo in China leistete, wäre in der USA nicht gegangen, bzw. es gab sogar ein Hearing zu dem Thema. Erfolg korrumpiert halt fast alle, egal wieher die Vorsätze beim Start waren. Und da schmücken sich Yahoo und andere Internet-Companies gerne mit den Federn der Gleichheit, Freiheit der Meinungsäusserung, Unantastbarkeit der Menschenwürde etc.

Yahoo kriecht also zu Kreuze vor einem totalitären Regime. Klar, es ist ein gigantischer Markt, so ging die Firma wohl einfach den Weg des geringsten Widerstandes: Konfrontation gegen das Gastland oder Konfrontation mit Ethikern. Da schien letzteres wohl viel leichter durchzustehen.

Das ist ja schon nun etwas her. Spannend wird dieses Thema nun, weil Microsoft Yahoo gekauft hat. Jetzt kommt diese Hinterlassenschaft an Microsofts Rockzipfel. Und die wollen doch eigentlich auch immer nur "Information at your fingertips". Was wird MS nun machen? Wie wird es diese Sache austragen? Gates könnte es sich leisten, sich China zu widersetzen. Aber seine Firma? Undenkbar, wenn das totalitäre System Windows von China fernhielte. Eine Milliarde potentieller Nutzer - würde Gates und Co. da wirklich widerstehen können, sollte es nötig sein, Userdaten an China rausrücken zu müssen, nur damit dieses sich eines Meinungsäussernden hafthaftig machen kann?

Wie pervertiert die Gier nach Chinas Massenmarkt westliche, ethische Werte? Es wird spannend sein, Microsoft in diesem Minenfeld zu beobachten.

Einige Leute boykottieren Yahoo deswegen. Ok, kann man machen. Mir scheint dieser Fall eher ein Indiz zu sein, dass man halt wirklich vorsichtig sein soll, welche Daten man welchen Internet-Companies sorglos überlasst.

Zu diesem Thema habe ich mich ja oft schon geäussert. Aus meiner Sicht sage ich: "Wie bescheuert und naiv muss man eignetlich sein, wenn man dereinst Textverarbeitung, Tabellenkalkulationen und Buchhaltungen nur noch auf Internet-Services macht, weil's halt so bequem ist, und seine Daten statt zuhause auf einen Internet-Service backupt?" Kein Wunder kann eine Company wie Yahoo mit all ihren Social Netzwork Geschichten existenzielle Macht über eines Users Leben erhalten.

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