Squeezebox Boom - ein mächtiger und weitreichender Radiowecker

In meinem Schlafzimmer habe ich seit Urzeiten eine kleine Radio-/Tape-/CD-Kombination von Sony für den Genuss von Musik. Da das Ding nach wie vor sexy und funktional zugleich ist, habe ich es nicht ersetzt, obwohl bei mir Musik mittlerweile nur noch digital gespeichert ist. Für den Weckdienst, habe ich einen batteriebetriebenen Chinesen-Wecker. Das Sony hätte natürlich auch einen Wecker, aber den zu stellen für meine variierenden Termine ist aufwendig. Und das Tape brauche ich eh nicht mehr und das CD-Laufwerk - immer eine CD brennen, nur um die gewünschte Musik im Schlafzimmer zu haben, bringt's auch nicht.

Aus diesen Gründen habe ich schon seit Erscheinen des Angebots von Logitech auf die Squeezebox Geräte geschielt. Bis Herbst letzten Jahres waren diese Geräte jedoch dafür geplant, digitale Audio-Daten über WLAN oder LAN zu bekommen und an vorhandene analoge Wiedergabegeräte auszuliefern. Ideal, um vorhandene Stereoanalagen zu füttern. Hätte ich auch mit meinem Sony tun können, aber ich mag nicht mehrere Geräte haben für denselben Job.

Drum habe ich mir vor Tagen die Squeezebox Boom gekauft, das erste Gerät von Logitech, das die gesamte Squeezebox Funktionalitäten mit einem rekorderähnlichen Gerät verheiratet.

Beim Auspacken der Boom merkt man, dass die Lautsprecher gewichtig und massiv sind, die ganze Box fühlt sich sehr wertig an, vor allem auch schwer für diese Grösse. Da dachte ich doch "Aha, gute Akkus". Denkste, die Boom hat keine Akkus, auch keine Batterien, sie läuft nur am Stromnetz. Damit ist es also nicht so leicht, wie der Youtube-Video meinen lässt, sie überall zu nutzen, vor allem draussen. Ohne Dose tote Hose.

Die Installation geht enorm leicht von sich. Die Box spuckt einen PIN-Code aus, mit dem man sich beim SqueezeNetwork kostenlos anmelden kann. Dies ist abe nicht nötig, wenn die Musikquellen im Hause als Medien-Server vorhanden sind. Die Boom beginnt dann mit dem Einrichten des Netzwerks. Bei mir ist im Schlafzimmer kein Ethernet-Anschluss, so dass die Boom sich einige Dinge übers WLAN von mir abholen muss, darunter natürlich die SSID.

Danach ist die Boom bereit. Aber eben, die Software SqueezeCenter muss noch irgendwo installiert werden, wo sie Zugriff auf die Musikquellen hat. Bei mir gibt es ein NAS, auf dem ich alle Musik gespeichert habe. Und einen allgemeinen Server, der Zugriff auf das NAS hat. So installierte ich SqueezeCenter also auf dem Server und mappte den Share vom NAS auf einen logischen Laufwerksbuchstaben, da der SqueezeCenter offenbar mit UNC-Namen nicht klarkommt.

Die Software SqueezeCenter ist im Wesentlichen ein MySQL-Datenbankserver mit einem Webserver-Service, so dass sich SqueezeCenter komplett über einen Browser von überall auf der Welt bedienen lässt. Nach der Installation und der Einrichtung der Zugriffe auf die Musikquellen durchsucht die Squeezebox die Musikquellen und erzeugt eine Liste der Songs, wobei es alle Metatags der vielen Audio-Formate ausliest, um die Songs zu kategorisieren über die üblichen Attribute wie Artist, Album, Jahr, Genre.

Sobald Squeezebox läuft, finden sich Server und Boom, so dass man nun sowohl im Browser wie auch an der Box die Musik zusammenstellen kann. Rein von der Übersicht her ist es natürlich im Browser am einfachsten. Doch auch am Menü der Boom lassen sich wirklich alle Aspekte und Einstellungen sehr flüssig mit den Tasten am Gerät, einfacher noch über die Mini-Fernbedienung, erledigen. Diese hat bei der Boom keine Zifferntasten, so dass die Eingabe von Titeln, Benennungen relaitv langwierig ist. Mit einer Zifferntastatur gäbe es ein Plugin für den SqueezeCenter, mit dem man wie auf dem Handy Text eingeben kann, vor allem gut, wenn man einen Titel direkt an der Box suchen möchte.

Wer aufmerksam gelesen hat, stutzte wohl beim Satz "Plugin für den SqueezeCenter" wenn man doch an der Box hantiert? Das ist schon richtig so, die Boom ist bezüglich Steuerung eigentlich nur ein Empfänger, der alle Kommandos zum SqueezeCenter durchreicht. Es macht mit den Eingaben schlichtweg gar nichts. Das geht soweit, dass die Bedienung am Gerät wie ab und an unter Windows einfach nicht reagiert, weil SqueezeCenter oder sein gastgebender Computer gerade überlastet ist.

Alles, was man an der Boom einstellt, geht also an den SqueezeCenter - so sind Boom und Server immer synchron, egal, wie ich das System bediene. Und das erlaubt auch, den SqueezeCenter erweiternde Software zu installieren, eben diese Plugins. Da gibt es mittlerweile schon fast Hunderte. Darunter auch recht sinnvolle, zum Beispiel das Plugin SQL-Playlist, mit dem man sich über sein Frontend indiviuelle Playlisten zusammenstellen lassen kann.

Die Boom kann wie gesagt auch als Wecker dienen. Pardon, der SqueezeCenter tut das. Deshalb kann man praktisch beliebig viele Wecker einrichten, die zudem noch nur an bestimmten Tagen aktiv sein können. Einen Count-Down-Wecker gibt es allerdings nicht - ein Plugin rüstet das nach. Mit welcher Musik, Radiostation geweckt werden soll, kann man ebenfalls für jeden Wecker einstellen.

Auch Radio klappt, denn bekanntlich ist Radio aus aller Welt im Internet zu hören. Drum kann man alle Arten von Radio auch auf die Favoritenliste des SqueezeCenters legen. Die Server-Software ist ohnehin das Herz des Systems. Eine Squeezebox Boom ist für ihn nur eines von beliebig vielen Player-Geräten. Er kann mehrere handhaben und all die hübschen erwähnten Dinge wie Favoritenliste und Einstellungen für alle Player separat verwalten. So kann man in verschiedenen Räumen verschiedene Programme hören - aber auch das Gegenteil, in allen Räumen dasselbe Programm.

Das alles wusste ich beim ersten Auspacken natürlich noch nicht, da ging es mir zuerst mal um den Klang. Und der ist beeindruckend für dieses kleine Gerät. Der Bass ist hörbar und dank des massiven Aufbaus scherbelt nichts, auch wenn man die Lautstärke mal voll aufdreht - Gehäuseresonanzen stellen sich nur beim maximaler Lautstärke und in den Bässen dar. Doch soviel Lautstärke will man der Boom kaum je zumuten. Denn für solche Zwecke sollte man andere Geräte der Squeezebox-Linie mit Audio-Systemen kombinieren.

Klanglich hat mich die Box überzeugt, den wie gesagt, ich setze sie im Schlafzimmer ein, nicht als analytischen Abhörmonitor. Und ich hatte noch nie einen Radiowecker, der mir die ganze hörbare Welt ins Schlafzimmer bringt. Ein Radiowecker, der auch sinnvolle Einschlafautomatiken hat. So kann ich mir vor dem Ins-Bett-Gehen eine Playlist am Browser zusammenstellen und dem Player zuteilen und starten. Dann kann ich gemütlich ins Bett schlendern, wo mich der gewünschte Sound schon zur Nacht begrüsst.

Der einzige kleine Wermutstropfen ist der hohe Stromverbrauch der Boom, die auch im Off-Modus (nur z.b. Datum und Zeit sichtbar, ohen Soudn-wiedergabe) knappe 6 Watt verbrät. Wohl ein Zugeständnis ans WLAN, das noch nie als sparsam galt. Wie gesagt, die Boom ist nur ein Durchreicher, von Kommandos wie auch von Musik - so ist sie immer auf Standby für Aktionen, die der SqueezeCenter von ihr verlangt. Mein altes Sony-Teil schluckte an der Stelle nur 0.5 Watt. Das WLAN ist wohl auch der Grund, wieso die Boom keine Akkus hat - die wären wohl einfach zu schnell leergehört.

Mich hat das ganze System soweit überzeugt. Es klingt gut, ist funktional sehr mächtig, spielt so ziemlich alle Musikformate ab, vor allem auch das für mich wichtige Open-Source Ogg Vorbis, hat wirklich brauchbare Wecker-Funktionalitäten, eine differenziert einstellbare Anzeigehelligkeit (wichtig im eher dunklen Schlafzimmer), und ist erweiterbar, da die Software SqueezeCenter die eigentliche Arbeit übernimmt. Der SqueezeCenter ist sogar auf einigen NAS direkt installierbar, so dass kein zusätzlicher Computer extra für ihn rund um die Uhr laufen muss.

Kommentare (Kommentar-Moderation ist aktiv. Ihr Kommentar erscheint erst nach Prüfung.)
Hausi's Gravatar Cool, habe die Squeezebox Duet und überlege mir vielleicht eine Boom für den Sommer um draussen sitzen können zu kaufen...
# Erfasst von Hausi | 01.12.09 14:54
Socko's Gravatar Ich hab das Teil auch noch, aber es liegt nur noch herum. Ohne Akku ist einfach blöd.
# Erfasst von Socko | 07.06.10 21:43
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