BP-Bashing ist ungerecht

BP schafft es kaum, der Erdölflut Herr zu werden. Es spielt eigentlich keine Rolle, wie unfähig oder nicht diese sind. Es lässt mich schon die Stirn runzeln, dass die eine Glocke runterliessen und sich keine Gedanken machten, ob der Druck der Quelle diese Glocke überhaupt installieren lässt. Das erinnert mich an die Szene in Armageddon, wo ein erhitzter Militärkopf sich sagen lassen muss, dass es wohl volldoof sei, eine Atomrakete auf der Oberfläche des Kometen explodieren zu lassen, wenn man ihn zerstören will. Da müsse man doch ein Loch bohren ... Im Film siegte die sofort einleuchtende Logik des Wissenschaflters gegenüber dem Militär.

In diesem Sinne und wohl gute 10'000 km weg vom Tatort erlaube ich mir, die im TV rapportierten Bereinigungstechniken von BP zu kommentieren. Sie scheinen unbeholfen zu sein. Ob's so generell stimmt, weiss ich natürlich wie alle anderen wohl nicht. Aber motzen, das tun wir.

Dabei: BP reflektiert doch genau in ihrer möglichen Naivität die gesamte Situation und Haltung rund ums Erdöl: Seit Jahrzehnten wissen wir, dass Erdöl ausgehen wird. Das alleine sollte ja schon reichen, um ebenfalls seit Jahrzehnten die Exitszenarien zu planen und vor allem, endlich ernsthaft voranzutreiben. Es ist doch jedem klar, dass die meiste Energie uns auf den Kopf scheint. Wir können dank der Sonne kochen, Wasser destillieren, und Sauerstoff produzieren ... also, letzteres noch nicht wir, aber die Natur.

Der Prozess der Photosynthese ist doch bekannt, gibt es denn daraus keine zur Energiegewinnung nutzbare Prozesse? Ist die Voltaik wirklich das einzige, was daraus entstand bisher? Ich bin hier nicht belesen, drum frage ich mich das. Wieso haben wir immer noch keine Techniken, um elektrischen Strom besser als über Staudämme und Akkus zu speichern? Was gäbe es denn da überhaupt für Möglichkeiten? Strom kennen wir doch immerhin genau so lange wie den Ottomotor. Beide Techniken entstanden so Mitte 19. Jahrhundert. Ausser des Dynamos zur Stromerzeugung ist da doch noch nicht viel gelaufen ... denn die AKWs sind ja keine Strom-, sondern Dampferzeuger, um Dynamos anzutreiben.

Beim Motor gab es immerhin dramatische Einsparungen, alternative Treibstoffe, Energieeffizienz-Massnahmen etc.

Mein Fazit also: Wir haben es wie üblich einfach so leicht wie möglich gemacht. Das, was da ist, das Erdöl, wird ausgebeutet, nach uns die Sintflut. Man muss ja nur bohren. Das machte einige Leute milliardenschwer, verdreckte lokal die Umwelt, doch eigentlich ist es schon der einfachste Weg, wenn man bei Verbrennungstechniken bleiben will. Dass wir technisch mit der noch einfacher zu gestehenden Energie der Sonne bisher nichts anfingen, ist wohl einfach Zufall oder Geldgier.

Drum ist meiner Meinung nach die Stromtechnik ein Jahrhundert verzögert. Wohlgemerkt, die Erzeugungstechnik. Und weil das so ist, jammern die Stromerzeuger hierzulande, dass es zwei AKWs mehr brauche in der Schweiz, damit keine Versorgungslücke entstehe. Zudem, die Exitszenarien fürs Erdöl zielen ja auf Strom. Nur müssen wir da nun das erwähnte Jahrhundert nachholen. Sowohl bei Effizienz wie auch bei der Speicherung und dem Verbrauch. Denn was die Autos einsparten in nur schon 10 Jahren, zeigt, dass auch in der Stromtechnik ein weites Feld der Optimierungen auf klevere Leute wartet.

Das Gute an der Erdölverschmutzung ist, dass es im Schosse der Amis passiert, dass es die Naivität und de facto Unfähigkeit der Geldverdiener offenbart, kurz, das es einfach keine billige und schnelle Lösung gibt. Und dass es dem Obama passiert, der die Bohrverbote an den Küsten Amerikas zwecks Kompromiss den Anti-Umweltschützern opferte, um wenigstens andere alternative Regulatve durchzubringen. So muss der Energieverschwender Nr. 1 der Welt die nun ebenfalls Nr 1. der Naturverschmutzungen erdulden.

Denn es muss ja irgendwas passieren, dass endlich mal mehr Leute sich mit der Energiepolitik auseinandersetzen. Veilleicht reicht das den Amis ja, dass sich eine kritische Masse von Menschen mit ihren Gedanken einer neuen Technik zuwenden, denn die Trägheit der grossen Masse wird's nicht machen. Das ist nicht nur in der USA so.

Dass BP nun den schwarzen Peter gezogen hat, ist völlig unbedeutend. Und es ist völlig ungerechtfertigt, auf denen voller Wut rumzuhacken. Der Volk braucht halt den Prügelknaben. Ich könnte ja sagen: Der, der keine moderne Resourcen braucht wie Werkstoffe, Plastik, Medikamente, Heizung, Transport, der darf von mir aus einen Stein werfen. Wir alle haben mehr oder weniger ignorant weggeschaut, was Erdöltechnik an Nebeneffekten hervorbringt. Und wir wollen immer mehr. Dass man das Zeug auch mit immer mehr Risiken hervorholen muss, ist uns egal. Hauptsache, wir haben noch genug. Grad heute hat die Fluggesellschaft Swiss eine neue Direktfluglinie nach San Franzisco eingeweiht. Nach uns die Sintflut. Amen.

PS:

Sagte ich schon irgendwo, dass einige Leute aus der spirituellen Szene ansagten, dass die Menschen es nun zum ersten Mal wirklich selbst in der Hand hätten, dieses Ökosystem, also die Erde mit allem drauf, vollständig zu zerstören? Und dass es noch nicht raus ist, ob es passieren wird oder nicht?

Ceterum censeo: Think globally, act locally.

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carlo's Gravatar Ob ich mit meinem Benzinkocher mit einem Liter 2 Wochen lang für warmes Essen und Getränke für die ganze Familie zubereite oder beim sonntäglichen Gipfeliholen aus den Auspuff rausblase macht schon einen gravierenden Unterschied.

Ausser bei PET-Getränkeflaschen und den immer seltener zu findenden PE-Milchflaschen gibt es in der Schweiz nicht mal ein nennenswertes Kunstoffrecycling. Oder wie "entsorgt" man zB. einen Plastik-Kinder-Bob?
Schliesslich brauchen unsere überdimensionierten Kehrrichtverbrennungsanlage kostenlosen Betriebsstoff.

Würden wir im Handel mit anderen Ländern unsere ökologischen, sozialen oder rechtsstaatlichen Massstäbe, auf die wir Schweizer ja so stolz sind, anwenden (fair trade), würden wir wohl kaum noch uns genehme Handelspartner finden.
Hauptsache fair-trade-Exotenblumen, die per Luftfracht in die Schweiz fürs gute Gewissen geliefert werden. Ob das Erdöl zum Betrieb dieses Flugzeugs auch fair trade ist, interessiert aber nicht.

Die Schweiz ist so reich, weil sie Weltmeister im Abzocken ärmerer Länder ist.
Das hier über Boni-Banker und Abzockerinitiative diskutiert wird, erscheint daher geradzu pervers.
# Erfasst von carlo | 07.06.10 23:59
Martin's Gravatar Das mit dem Plastikrecycling ist genau ein Punkt, der mich auch schon zu oft aufgestossen ist. Das allerdings der Schweiz anzulasten, ist m.E. ebenfalls etwas kurz. Vielmehr müssten doch wohl die Produzenten von Verpackung auf der ganzen Welt angegangen werden. Wenn ich jeweils Filme über ärmste Gegenden in Afrika sehe, fällt mir doch im kliensten Dorfladen auf, dass die auch schon Plastikverpackungen unserer "modernen" Nahrungsmittel in ihre Umwelt raushauen ... wo, bitteschön, sollen die ihren Abfall loswerden? Oder die Platikflaschenschwemme in den karibischen Trauminselresorts ... etc. etc. Jeder muss halt mitdenken, erst recht Touristen und andere Botschafter der "modernen" Welt.
# Erfasst von Martin | 09.06.10 13:28
Steve's Gravatar Natürlich ist BP nicht der alleinige Bösewicht und an aller Umweltverschmutzung Schuld, trotzdem sollten derartige Konzerne mehr im Fokus der Betrachtung stehen. Mir ist bewusst, dass sich vieles geändert hat, seit meiner Jugend, in der Umwelttehmen kaum relevant waren und große Firmen tun konnten, was sie wollten.

Interressant und unterhaltsam ist folgende Doku http://www.spotting.at/humorvoll-gegen-bp
# Erfasst von Steve | 24.06.10 16:46
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