Forschung, Durchsetzung, "Fehler", Einstein - und Dadaismus

Meine Mutter selig kam aus dem Kanton Schaffhausen - und mir als Kleinem sagte sie oft diesen Spruch vor: "Da da da dar, dar da da, da dar da". Wer's erkennt, versteht's ... :-) Dadaismus

Was heute im Wissenschaftsmagazin Einstein im grossen TV-Thema Dadaismus aufgriff, brachte dem interessierten Zuschauer wieder mal in Erinnerung, dass grösste "wissenschaftliche Errungenschaften" auf reinstem Zufall basieren: Penicillin, LSD, Einsteins Relativitätstheorie, vulkanisierter Gummi etc.

Klar, die waren alle grundsätzlich an ihrem Thema dran, aber den Durchbruch brachte jeweils eine "Fehler", ein Versehen, ein Zufall, ein kindliches Denken. Was also hinzukam, was Abweichung, Unerwartetes, damit Unvorhersehbares. Also genau das, was Dadaismus ist: Spielen mit Vorhandenem.

Der Forschungsbetrieb ist mittlerweile kein Spielplatz mehr, sondern ein Haifischteich. Konkurrenz bestimmt und definiert Erfolg. Aber wie erwähnt, Erfolg ist nicht planbar - siehe Musikindustrie, wo es sogar nur ganz weniges zum Spielen gibt: 12 Noten, etwas Rhythmus und verschiedene Klangtimbres, sprich Instrumente. Da könnte man doch meinen, dass die Strategie für einen Hit klar ist ... dem ist aber nicht so.

Ab Zeitindex 14:00 sagt der Präsident des Schweizer Wissenschaftsrates Gert Folkers, dass echte Forschung sich gegen (Allzu)Wohlbekanntes auflehnen, ja sich um diese sogar futieren soll. Bei 29:30 geht er auch noch auf die Sprache ein, wobei er natürlich klar sagt, schon Einstein habe gesagt "man soll Dinge so einfach wie möglich darstellen, aber nicht einfacher, sonst werden sie falsch". Genau dieser Satz bewog mich zu diesem Blog, denn mir sprang der Zusammenhang zur Flüchtlingsherausforderung und die sinnlose Durchsetzungsinitiative, über die ich ja grad gestern bloggte, in die Augen. Und dann kam im 10vor10 noch ein Text zu den knapp 6 Millionen Autos, die mittlerweile in der Schweiz herumkriechen - weil alle immer noch nur im Althergebrachten - also in Gewohnheiten - denken. So muss man halt die Staus in den Rushhours aushalten.

Seit ich erwachsen bin, wollte ich nie in den Rushhours zu einer Arbeit gehen müssen. Weil es einfach im Stau Lebenszeitverschwendung ist. Und dabei fahre ich ja gerne Auto, erst recht mit dem Cabriolet. Aber ich musste mir halt mein Leben zu zurechtlegen, dass ich dann Freizeit habe, wenn fast alle anderen in der Arbeit stecken.

Zurück: Also, die Realität der Flüchtlingsherausforderung wird sogenannt "bekämpft" mit althergebrachten Rezepten. Das kann ja nicht funktionieren, weil es in der bekannten Historie für Europa noch nie so eine Situation gab - ergo gibt es keine Rezepte. Aber die Politiker meinen, für ihre Kundschaft solche herunterbeten zu können. Wieviele derer dabei bewusst lügen, lasse ich mal aussen vor - wahrscheinlich alle.

Dadaismus, der vor 100 Jahren in Zürich gestartet wurde, ermuntert zu Experimenten, "Fehlern" ... oder ich als Trekkie würde sagen "wagen wir uns in Regionen, wo noch nie ein Mensch gewesen ist". Dies muss vor allem zuerst mal gedanklich erlaubt werden. Also bye bye Karrieren - die Internet-Heros zeigen es eigentlich. Google, Youtube, Facekook, die haben einfach mal was gemacht, scheiss drauf, was andere dazu sagten. Und wenigstens diese haben einen gigantischen Erfolg.

Ich bin ja älter als diese Internet-Errungenschaften und ich habe Google erlebt, als man es langsam in der Schweiz kannte. Und bei Facebook dachte ich: HTML ist doch so trivial einfach, wer braucht schon Facebook. Tja.

Wie auch immer: Ich weiss, dass ich nicht der glückliche Opportuniy-Finder bin, aber ich weiss, dass meine Stärken darin liegen, Startern die geistige Sicherheit zu vermitteln, dass das, was sie vorhaben, machbar und vor allem erreichbar sein kann - und ich sie dabei berate, dass ihr Feuer brennen darf und soll - denn es gibt kein Falsch. Und wenn ich kann, helfe ich mit meinen Fähigkeiten mit, dass für das Ziel gearbeitet werden kann. Darin bin ich dann gut.

Wie auch der von mir öfters schon zitierte Sir Ken Robinson sagte: Wir müssen wieder fördern, ohne Erwartungen, ohne dünkelhaftes Vorverurteilen. Also auch Leute inspirieren, die Unerhörtes zur Bewältung der Völkerwanderung zu sagenund vorzuschlagen haben. Denn dass nicht nur Rassismus und Autostaus Resultate breitgetretener, althergebrachter Denke ist, sollte einem flexiblen Geist ja klar sein ...

Äh ja, SRF 1 Einstein von heute sehen ... es ist es wert!

Ceterum censeo: Think globally, act locally

Nein zur Durchsetzungsinitiative und zwar darum:

Der langen folgenden Rede bereits kurzer Sinn: Wenn Ermessensspielraum zugunsten Robotern ersetzt wird, dann Gnade uns Gott.

Jetzt die Rede. Im Kanton Zürich erinnere man sich bitte mal an die Fälle jener Steuerpflichtigen, die vom Staat einfach gemäss der Einschätzungsrichtlinie immer höher besteuert wurden, nur weil diese Leute nie Steuererklärungen einreichten - warum auch immer, wo gibt es fehlerfreie Menschen. Natürlich haben sie Fehler gemacht, natürlich sieht das Steuergesetz dafür automatische Regelungen vor. So kommt der Staat zu der Kohle, wenn seine Leute ihre Pflichten vergessen. Doch gerade im Fall von Dürnten, wo sogar der Gemeindepräsident öfters mit rein legalistischen, bürokratischen Texten im TV agierte, zeigte sich dann doch, dass die sogenannte Menschlichkeit ihn zum Glück korrigierte: Peinlich seine Argumentation, dass der andere sich ja halt an die Gesetze halten müsse - in Quintessenz also ein Bürokrat erster Güte: Es interessierte ihn einen Dreck, warum es zu diesem Fall kam - Hauptsache, es verläuft alles nach den Buchstaben des Gesetzes.

Die Gemeindeversammlung verpasste ihm aber einen Nasenstüber, indem sie verlangte, dass dem Mitbürger bereits im Übermass bezahlte Steuern rückerstattet werden - und zwar so, dass andere oberschlaue Bürokraten nicht darauf grad wieder eine Schenkungssteuer eintreiben können. Nun, der Gemeindepräsident ist natürlich nicht der Verursacher, die Kette hatte der Bürger schon selbst angestossen. Aber in der ganzen Kette ab Steuerbüro aufwärts schien es keine Sau interessiert zu haben, wie es denn sein könne, dass ein Mitbürger, den wohl schon einige kannten und dessen Lebensstil schon in etwa auch von aussen einschätzbar gewesen sein sollte, mit der Zeit immer mehr Steuern wie ein Einkommensmillionär zahlen müsse. Ist ja egal, wir haben ja die Regeln des Gesetzes. Und dennoch, eine Gemeindeversammlung hat sich zugunsten eines Mitbürgers gegen das Steuergesetz aufgelehnt - und gewonnen.

Genau darum geht es: Roboter und die Industrie 4.0 werden gemäss Prognosen die Hälfte aller Jobs eliminieren. Wieso geht das denn überhaupt? Weil immer mehr Aspekte unseres sog. zivilisierten Lebens von reinster mechanischer Logik bestimmt werden - also Computern. Diese haben keinen Ermessensspielraum, haben keine Empathie, kennen keine Härtefälle. Nun, bis heute schreiben zwar immer noch Menschen Programme, aber das wird auch an Computer abwandern, denn Programmieren ist teilweise ein sehr einfach zu automatisierender Prozess - viele sogenannte Frameworks machen das, damit sich der Programmierer mit dem Wichtigen beschäftigen kann - aber was ist denn wichtig? Das Framework erledigt dann die niederen Arbeiten mechanistisch genau - geht was daneben, notiert es das hoffentlich in Logfiles, die ebenso hoffentlich mal angeschaut werden - von den höheren Wirbeltieren - also Menschen.

Ein Freund von mir arbeitet für eine internationale Firma, die nichts anderes macht, als Logfiles verschiedenster Anwendungen aufzuarbeiten, um - auch maschinell - Fakten herauszufinden, die man in isolierter Betrachtung eben *nicht* sieht, oder zumindest übersieht. Da erfahre ich oft krasse Insiderinfos, die mich öfters am Einsatz von IT-Technologien zweifeln lässt. Aber eben.

Ähja, Banker, zieht Euch warm an - denn Euer Job ist nicht mehr sicher. Bitcoin ist zwar wohl tot, aber die Kryptografie dahinter interessiert nun die Banken sehr. Diese wissen nämlich, dass ein dezentralisiertes Beglaubigungsverfahren ihre Dienste mittelfristig überflüssig machen kann.

Eben, die lange Rede: Wenn ein Kampfroboter von Bonston Dynamics - gehört übrigens zum Gigant "Don't be evil" Google - vor einem steht und aufgrund einer falschen automatisierten Kategorisierung oder eines Programmfehlers einen als Selbstmordattentäter einschätzt und über den Haufen schiesst - tja, wäre es einem da nicht lieber, ein Mensch mit Empathie würde noch kurz anhören, was man als letzte Worte sagen möchte. PS: Im Uraltfilm Robocop wurde das bereits mal als "Gag" thematisiert. Tot war der Schauspieler dennoch.

Ich hatte mich auch schon über legalistisches Gesülze vom Köppel geäussert - ich kann sowas nicht mehr hören, denn: Alle diese Leute haben keine Antwort auf die Frage, ja, was ist denn, wenn es dennoch geschieht. Sie wissen es nicht, sie haben keine Strategie. Und wohl darum - weil publikumswirksam - malen sie nur Schwarzweiss.

Automatisierte Prozesse machen oft ja Sinn, aber wenn sie auf die humanistischen Werte zielen, die uns ja wohl zurecht wichtig sein sollten, ist die Frage erlaubt: Ist Schwarzweiss wirklich ein erstrebenswertes Ziel? Ist Automatisierung wirklich eine Lösung für Dinge, auf die wir eben einfach keine Antworten haben? Automatisierung also, aus Angst, sich mit dem Unerwünschten, Ungeliebten herumschlagen zu müssen?

Zum Titel: Und das erst noch von der Partei, die immer auf den mündigen Bürger zählt, damit weniger Gesetze erlassen werden müssen (was ich ja auch gut finde)? Irrationaler geht es ja gar nicht. Die Mündigkeit zu entscheiden, genau diese wollen sie den Staat und seinen Organen absprechen. Schon sehr, sehr unlogisch ...

Ich als Bürger dieses Staates will, dass er seinen Ermessensspielraum behält. Auch wenn er viele harte Urteile fällen muss, er soll sich die Institutionen leisten, damit Menschen innerhalb hoffentlich nur hüfthoher gesetzlicher Richtlinien nach Ermessen in Härtefällen diese Leitplanken übersteigen können - gerade *weil* sie sich Zeit nehmen können, dürfen und auch sollen, sich ins Gegenüber wenigstens für eine kurze Zeit einzufühlen - und erst dann zu entscheiden.

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