Rassismus - so lächerlich auf diesem kleinen Planeten

Der Titel soll nicht insinuieren, dass ich Rassismus lächerlich finde ... bzw. ich finde ihn schon lächerlich im Sinne, dass ich nicht im geringsten verstehen kann, wie mensch sich abgrenzen will von anderen Menschen. Hätte er nicht so unakzeptable Auswirkungen, könnte ich nur mitleidig lächeln über Typen, die rassistisches Zeug aus dem Maul kotzen.

Auch das rassistische Ranking ist total lächerlich. Dass Minderheiten - obwohl sich schon subjektiv unten fühlend - sich doch auch noch anderen Minderheiten gegenüber genau so rassistisch benehmen können, ist ein schlechter Witz in sich selbst.

Meiner Meinung nach sollte jeder Mensch sich mal mit dem All beschäftigen. Um zu sehen, wie lachhaft ein Ringen um - ja worum denn? - Ansehen oder persönlicher Wichtigkeit oder Zugehörigkeit ist. Welche Bedeutung hat ein Sandkorn in der Wüste? Keine. Die Wüste als solche ist eindrücklich und versetzt Leute ins Nachdenken. Sie wirkt als Vereinigung aller Sandkörner. Kein einzelnes Korn hat eine Individualität. Und doch, es ist Teil der Wüste. Dasselbe kann man ja auch mit dem Tropfen Wasser und dem Ozean illustrieren. Oder Heuschrecken, oder Ameisen oder Grashalme.

Das Sandkorn, der Wassertropfen, die Heuschrecke, die Ameise kommen nicht auf die Idee, sich anders als andere Sandkörner, Wassertropfen, Heuschrecken, Ameisen zu fühlen. Können sie fühlen, können sie sich als Ego wahrnehmen? Das ist natürlich die Schlüsselfrage, wenn man annehmen will, dass wir Menschen anders als die Genannten sind.

Ich sage, wir sind nichts anderes als die Genannten. Das eigenständige Ausstattungsmerkmal des Menschen ist eventuell nur, dass er einen Verstand und die Planungsfähigkeit hat. Und doch, auch dieses Wesen kann nicht weg von der kleinen blauen Kugel - er gehört dazu.

Der reife Mensch sollte sich daher als Teil der Kugel sehen. Er sollte nicht um Vorherrschaft um einen Teil der Kugel kämpfen mit anderen, die auch auf der Kugel sind. Denn es gibt nichts zu gewinnen. Er sollte mit allen anderen Wesenheiten auf der Kugel sorgen, dass diese ihnen eine angenehme Lebenszeit schenken kann. Denn wenn man von aussen schaut, diese Kugel im leeren All ist für alle Wesenheiten hier wie auch für die nächsten paar dutzend Generationen der einzige Lebensraum, den sie haben und haben werden.

Die Lebensform Corona hat nun mal kurz die Menschen betroffen. Und schnell ging's. Auch die Reaktion der Spezies Mensch auf der Kugel. Weil es jeden Menschen betrifft, ging's schnell. Weil Corona jeden einzelnen mit der Endlichkeit und Bedeutungslosigkeit seines Lebens konfrontiert. Der Kugel, also dem Lebensraum aller, droht ja die Verschlechterung unseres Lebensraums. Wie kann es sein, dass uns, die wir von ihr leben, egal ist, wie es ihr geht? Wir wissen doch, dass es uns schaden wird. Und wir könnten nicht weg ... die Kugel nimmt's nicht persönlich. Ihr Ende beginnt in einer Milliarde Jahren. Unseres hat schon begonnen und wir meinen, es sei nicht ernst. Es geht halt schleichend und in grösserem Rahmen vor sich, der Klimawandel. Doch da pressiert es nicht so. Offenbar.

Amerika ist derzeit wie die Kugel im Kleinen auf dieser Kugel. Wir schauen hin und schütteln den Kopf "wie kann man nur so sein". Und vergessen, dass wir auch so sind, hier im eigenen Land. Wir haben es immer noch nicht gelernt. Wozu soll man sich bekämpfen? Was gibt es zu gewinnen? Wie lange hätte man etwas vom Gewinn? Wie müsste man den Gewinn schützen? Was müsste man dazu einsetzen? Geht es mir dann wirklich besser, wenn's den anderen schlechter geht? Geht es mir besser, wenn ich nur noch einer klimatisierten Wohnung leben kann, weil es draussen zu heiss, zu giftig, zu gefährlich, zu ungesund, zu leblos für meinen Körper geworden ist? WOZU DAS ALLES?

Denn: Unsere blaue Kugel ist winzig im All. Und nur sie erlaubt uns, diese bescheuerten Spiele überhaupt zu machen. Sollte es einen Gott für dieses Universum geben, wieso sollte der sich überhaupt noch erinnern, dass es unsere Kugel gibt.

Und wir auf dieser eventuell gottvergessenen Kugel machen uns das Leben schwer. Es ist sooooo lächerlich. Wir wissen doch, dass wir sterben werden. Wir enden als Lebensform auf dieser Kugel, Jeder, alle. Und da will man sich gegenseitig die Lebenszeit madig machen?

Hier in einem Video, den ich auf Youtube entdeckte, sollte man sich mal etwas auf die Grössenverhältnisse einlassen. Es geht darum, wo die Sonde Voyager jetzt ist und wie sie die Erde (noch) sieht.

Voyager I 1977-2020 untermalt mit der einlullenden Musik von Interstellar zeigt, wie weit die Sonde schon gekommen ist. Und wie winzig diese für uns gigantische Distanz doch ist nur schon im Vergleich zur Stecke nach Alpha Centauri, dem nächsten Sonnensystem.

Ab Minute 2:07 hat Voyager die Plutobahn erreicht - und die NASA liess Voyager mal nach hinten schauen. Von dort aus ist unsere blaue Kugel nur 1 Pixel eines Fotos, fast nicht von anderen Pixeln zu unterscheiden, nur seine Helligkeit lässt diesen Pixel herausstechen.

Dieser als Blue Pale Dot bekannter Pixel ist die Erde. Dieses Bild - Dank gebühre der Person, die diese Idee der Sicht nach Achtern hatte - erschütterte das Selbstverständnis manches Menschen - da ist nichts, fast nichts.

Und auf diesem Nichts, da leben alle und alles, was wir als Menschen kennen. Und nur dort, auf dem kleinen Pixel.

Ab Minute 9:45 trägt der Sprecher einen Text von Carl Sagan vor. Bewegend, eindrücklich, erschlagend, demütig machend.

Ab Minute 5.26 liest und hört man den von Jimmy Carter verfassten Text auf der Goldenen Schallplatte, die mit Voyager I reist. Etwas später Hallos von verschiedenen Sprachen, auch einem Kind. Und das aus dem Land Amerika. Vereint und nicht mal den gesamten blauen Pixel einnehmend ... of a fraction ... of a dot

Der Video endet mit Voyager, der noch Millionen Jahre reisen kann - und mit sich die Schallplatte trägt, die einem Finder nur bezeugen kann We existed ... wir existierten. Vergangenheitsform. Egal, was wir waren, wie wir uns benahmen. In jenen Zeiten und Räumen interessiert das dann nur Kosmologen von eventuellen fremden Intelligenzen. Alles, war wir taten, ist bedeutungslos, so weit aus der Ferne.

Alles, was wir tun, ist hier scheinbar voller Bedeutung. Und wenn's der andere nicht anerkennt, bin ich beleidigt oder will ihm meine Bedeutung einbläuen. Wozu? Ich möchte mit dem anderen respektvoll austauschen, wie er seine winzig kurze Lebenszeit gestaltet, was ihn zum Weinen bringt, aus Angst, Schmerz, Trauer. Ich fühle mit ihm, wenn er davon erzählt, um sich davon zu erleichtern. Und ich freue mich mit ihm, wenn er von grosser Freude erzählt, anderen Menschen, mit denen er gemeinsam Freude empfinden konnte.

Ich möchte so mit meinen anderen Sandkörnern umgehen dürfen. Denn Freude ist wohl all das, was wir wünschen. Unsere jungen Sandkörner zeigen uns das in ihren frühen Lebensjahren - jederzeit. Bilder von spielenden Kindern aller Farben und Formen, die lachend die gemeinsame Zeit ihn ihren Leben verbringen.

Wie wollen wir winzige Sandkörner denn auf diesem kleinen blauen Pixel leben? Der uns dennoch so viel Schönes zeigen kann und uns am Leben hält? Wollen wir uns nicht mit allen anderen Körnern dafür einsetzen, dass diese Kugel uns weiterhin mit all der Pracht mit viel Freude am Leben erhalten kann?

Kann sich ein Rassist wirklich diesen Zusammenhängen entziehen? Kann er sie leugnen? Deshalb hoffe ich, dass Weltraum-Tourismus bald jedem erschwinglich werden solle ... nicht für die Bucket List, sondern für die Einsicht ... dass sich bekriegen und bekämpfen auf dieser schönen blauen Kugel nichts wert ist ... angesichts der grossen Leere, wenn man wie ehedem Voyager nach vorne schaut. Oder wie er ganz weit weg mal aus dem Heckfenster schaut, wo gleich er doch her gekommen sei ... ist es da nicht lächerlich, das Getue auf dem Pale Blue Dot?

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