China Bashing provoziert die China-Hackers

Sie mögen's also nicht, dass man ihr Land oder sagen wir besser, ihre Regierung andauernd bemäkelt, der Menschenrechte wegen, des Umweltschutzes wegen, weswegen auch immer.

Da wollen sich nun die patriotischen Computer-Freaks nicht mehr gefallen lassen und drohen mit Cyber-Terror gegen die westlichen Websites. CNN haben sie offenbar schon mal gehackt.

Solange es nur mehr oder weniger "spasseshalber" ist, mag das noch nicht so schlimm sein, doch in diesem Fahrwasser werden sich auch ein paar richtige Haie tummeln.

Das hat man halt davon, wenn man andere provoziert. Wie wäre das, wären wir andauernd kritisiert worden anlässlich der EM 2008 wegen irgendwas, wo wir hintendrein sind? Wie würden wir reagieren?

Wenn ich mir so die TV-Übertragung der Olympia anschaue, sehe ich viele freudige Chinesen, die diesen grössten Anlass eines Jahres geniessen, finde ich es richtig und gar wichtig, dass die Chinesen diesen Anlass, der europäische Werte transportiert, durchführen kann und konnte.

Wären die Spiele boykottiert worden, hätte das das Unverständnis der Bevölkerung hervorgerufen, die ja wohl von den Machtspielen ihrer Regierung wenig bis nichts weiss. Sehr wohl hätte sie aber aufs Brot geschmiert bekommen, dass das Ausland über sie die Nase rümpfe. Da würden Schweizer wohl gleich wie die Chinesen reagieren.

Mit dem Einzug der über 10'000 Athleten und ihren Spielen, den Werten, die sie vertreten, kommt auch die Schwingung der "edlen Vergleichs" als olympische Idee ins Land, an die Bevölkerung. Selbst wenn diese für ihre eigenen Leute schwärmt, so spüren sie den Spass der Anspannung, der Emotion, beispielsweise bei den Beach Volleyballerinnen.

Jedes Land putzt sich heraus, wenn die Welt zu Gast kommt. Kann man wissen, was dies China brachte? Der Idee, wie China die anderen Länder sieht? Was bleibt haften? Ich hoffe, sehr viel. Für die Bevölkerung, nicht für die Bürokraten. Können sich die olympischen Werte halten? Auch wenn die Athleten alle wieder weg sind? Das ist das Spannende, was mich interessiert zu erfahren.

Südafrika wird sich auch herausputzen, um die Fussball-WM durchzuführen. Obwohl diese Mentalität überhaupt nicht der chinesischen entspricht, werden auch die sich einen stecken, um das Ziel zu erreichen.

Wozu das alles? Wohl, weil jeder doch schon irgendwie einen Funken Stolz für das eigene Land hat. Egal, wie schlecht es einem geht. Und wenn man diesen kleinen Funken Feuer mit Kritik ausbläst oder zerstört, so zerstört man all die Funken der "kleinen" Leute. Sie werden eventuell patriotisch, nationalistisch, fremdenfeindlich. Sobald Menschen in diesen Bahnen zu denken beginnen, schaden sie dann auch dem eigenen Land, der eigenen Bevölkerung - unwissentlich anfänglich, auf jeden Fall denken sie negativ. Und diese Negativität schadet ihnen auch selbst.

Ich lasse den Chinesen gerne die Freude, den Stolz auf ihr Land, das diese Spiele durchführt. Denn lieber einen selbstbewussten, sich gut fühlenden Chinesen als einen, der mich für einen arroganten kapitalistischen Besserwisser hält. Und wenn ich die Gabe habe, mit an der Freude der anderen zu freuen, gönne ich ihnen diese Anerkennung um so mehr. So sollte es doch sein, freuen wir uns über die Freude der anderen. Denn nur im gelösten Umfeld kann man anderen überhaupt neue Blickwinkel auf Herausforderungen zur Beleuchtung anbieten.

Oder kann jeder von Euch Rat"schläge" nachvollziehen, nachdem ihm/ihr zuvor die moralischen Leviten gelesen wurden? Na also ...

Jean Ziegler - ein Vulkan voller Informationen

Ich liebe ihn, den Jean Ziegler. Weil er ein Vulkan mit scheinbar unbegrenzter Energie ist. Allerdings ist er auch genau deswegen etwas mühsam, denn sein Informationsdruck ist gewaltig, da kommen nur gute Info-Grabber mit. Er will soviel loswerden, den Leuten einbleuen, dass der Durchschnitt sich wohl doch etwas gedrängt fühlen dürfte.

Zudem ist seine Botschaft meist sehr niederschmetternd. Im TV hat er heute zum Thema Spekulation um Nahrungsmittel dargelegt, dass für einen 50 Liter Tank eines "modernen" Ethanolautos 385 kg Mais verbrannt werden müssen - eine Menge, mit der ein Kind in den ärmsten Ländern dieser Welt ein Jahr lang leben kann. Gemäss Ziegler sei an der Preisexplosion der Nahrungsmitteln zu 52% die Spekulation mit ihnen verantwortlich.

Kein Wunder, so habe doch die UBS selbst in ihren Anlegerdokumentationen offengelegt, dass man seit Januar bis Mitte diesen Jahres 35% Profit machen konnte, wenn man in Nahrungsmittelgeschäften anlegte. Tja, trifft's halt derzeit doch die Richtigen?

Tja, Jean will einem diese Zusammenhänge alle regelrecht in die Ohren stopfen ... an sich zurecht, denn der grosse Blick fehlt den meisten Leuten. Wobei das kein Wunder ist, denn wie agiert man in seinem kleinen täglichen Aktionsradius angesichts dieser grossen Spiele? In Anbetracht der eigenen Ohnmacht ist es dann für den einzelnen etwas entmutigend, all die Fakten von Jean zu integrieren. Das schlechte Gewissen nagt wohl ...

Dabei kann natürlich schon jeder etwas machen, aber dann muss er wohl den emotionalen Druck dieser Themen erstmals akzeptieren und dann Strategien entwickeln, wie er im Alltag diesen kapitalistischen und natürlich menschenunwürdigen Taktiken der multinationalen Konzerne und Finanzjongleure entgegenwirken oder zumindest nicht verschlimmernd handeln kann.

Und natürlich ist es so, dass des einzelnen Reichweite halt nur bis zum Kopf und Herz des nächsten langt. Doch auch der reicht ja weiter ... und so weiter. Jedesmal sollte es halt gelingen, Gewohnheiten zu wandeln, denn nur dadurch entstehen beobachtbare Änderungen.

Überlege ich mir beim Einkauf, beim Meeting mit Geschäftsleuten, beim Umgang mit der Familie, was ich vermitteln will, dann geschieht die Änderung. Im Kleinen, doch vielleicht merken die Beteiligten ja, dass ich mich ändere, worauf ich achte, sodass auch sein Wesen merkt, dass Dinge auch anders gemacht und gesehen werden können. Denn es ist klar, alles beginnt im Kleinen. Jeder Körper entstand aus dem Kleinsten. Ohne das Kleine gibt es kein Grosses. Man darf also rückwärtsrechnen ... all das, was jetzt gross wirkt, musste zuerst einmal in ganz kleinen Strukturen, Gewohnheiten, Gedanken entwickelt worden sein. Dies beobachtend, sollte es einem klar sein, dass die nächsten Änderungen auch wieder nur aus dem Kleinen kommen können. So sind wir wieder bei uns Kleinen. Da, wo jeder für sich ändern kann.

Und damit die Gewohnheitsänderungen Informtionen bekommen, dafür ist Jean Ziegler immer gern willkommen.

China habe die Olympia-Eröffnungsshow gefaked

Das ging offenbar heute durch die Presse. China habe das Feuerwerk und einige andere Showteile vorproduziert, mit digitaler Bildtechnink bereinigt und uns Zuschauern am 8.8.2008 also eine Video-Produktion statt einer Live-Show geboten.

Auf so eine Idee wäre ich gar nicht gekommen, wäre ich Veranstalter. Die Fassade ums Verrecken hochglanzpoliert aufrecht erhalten, wäre mir also den Aufwand nicht wert, wenn ich schon spüre, dass dies ja nur noch kontraproduktiv wirkt, wenn es auskäme. Weil das meinem Ruf noch mehr schadet ...

So soll es also geschehen sein, die Rauchschwaden von Teilen des Feuerwerks sollen Tage zuvor aufgenommen und dann digital von Bild entfernt worden sein.

Auch die famose Papierrolle soll eine digitale Videotechnik-Produktion gewesen sein.

Nun, die Effekte waren ja wirklich toll, mein Verstand war schon während der Ausstrahlung am Zweifeln oder einfacher Wundern, wie die das machten.

Egal, wie auch immer, wir sind ja aus den Fussballübertragungen gewohnt, dass Hilfslinien und auch Bandenwerbung ins TV-Bild reinprojiziert werden.

Es ist schade, dass dieser Medienmix nicht als solcher deklariert werden konnte, so diese Story denn wahr ist.

Das Regime von China will also ev. die unbefleckte Weste zeigen - in die Welt hinaus, obwohl es doch schon lange weiss, dass ihm das niemand mehr abnimmt und dass genug andere Informationen über wahrere Zustände im Reich der Mitte nach draussen gelangen.

Schade, denn so implementierte es den Zweifel in alles Übertragene, in alles, was wir nicht selbst erleben können. Und das "wir" sind ja wohl 99.9% aller Menschen.

Inwiefern könnten wir wirklich glauben, dass die sich abzeichnenden, chinesischen Medaillengewinne rechtschaffen erreicht wurden?

Schade, ich finde es aus eigener Erfahrung besser, ehrlich zu sein, denn Ehrlichkeit entspannt und macht das Leben leicht, denn das Gegenüber darf sich dann auch ehrlich geben ... und was magst Du lieber, eine ehrliche, gelassene Atmosphäre oder eine, in der diffuse Spannungen die Offenheit der Gegenüber beeinträchtigt, wenn nicht sogar total verhindert?

Savants - oder wie die männliche Art in extremis Autismus sei

Die geniale Serie Universum der ORF brachte letztens eine Spezialsendung zum Thema Savants. Dank TV kennt wohl heute jeder solche Begabungsphänomene: Menschen, die etwas enorm bis wunderbar gut können, Dinge eben, die wir nicht können. Wie zum Beispiel mit grossen Zahlen rechnen, wie ein Deutscher, dem man Fragen wie 2342 hoch 17 stellen kann, der nach Stellung der Frage schon mit dem Sprechen der Lösung beginnt, selbst wenn die 24-stellig ist.

Den Savants, die teilweise unvorstellbare Dinge können, scheint allen gemeinsam, dass sie gewisse Filter nicht haben, bzw. diese im Gehirn abgeschaltet sind. Ein Gehirn habe nach Aussage eines Experten eine halbe Trillion Synapsen, das reicht völlig, um alles, was so ein Mensch erlebt, komplett zu speichern.

Das lebendige Vorbild von The Rainman heisst Kim Peek und hat die Fähigkeit mit beiden Augen je eine andere Seite eines aufgeschlagenen Buches in 8 Sekunden zu lesen. Er kennt das gesamte Auto- und Bahnnetz der USA auswendig. Er hat bisher 12'000 Bücher gelesen, jedes einmal, und kann sie auswendig. Er kennt 2000 Jahre Geschichte auswendig (das, was in den Büchern dazu steht).

Aber er kann sich nicht selbst anziehen, ist völlig überlastet im Umgang mit Menschen, kann nicht alleine durch die Strassen gehen. Er geht allerdings seit dem Film mit Dustin Hoffman in die Schulen und erstaunt dort die Studierenden mit seinem lexikalischen Wissen.

Die Forscher in dieser Spezialsendung entdeckten, dass diese Leute erst noch viel weniger Gehirnaktivität haben als Normale, bei denen im Gehirn schon viel los ist, wenn sie an schwierige Aufgaben geraten. Man weiss ja schon länger, dass die Gehirne von Hochbegabten tatsächlich kühler bleiben als die von Normalos. Bei den Savants ist es noch extremer: Bei Kim sind sind nur wenige Zentren aktiv, selbst wenn er mit komplizierten Zahlen oder den Primzahlen hantiert. Bei Normalos glüht das Gehirn dann schon.

Die Forscher entdeckten, dass diese Menschen alle Details der Welt, wie sie ist, speichern. Wir Normalen hingegen bewerten andauernd und markieren so gewisse Speicherungen. Nur an diese können wir dann leicht gelangen, anderes Gespeichertes ist uns unerreichbar. Genau dies machen offenbar Savants nicht, sie laden nicht emotional auf, sie speichern nur. Und weil sie keinen emotionalen Filter über ihrer Speicherung haben, können sie an alle Daten herankommen.

Alle diese Savant haben aber enorme Probleme mit dem sozialen Umgang mit anderen Personen. Spannend ist, dass einige dieser Savants, die den Umgang mit uns Chaoten lernten, sagten, dass sie Menschen unklar, unscharf, vage finden. Die amerikanische Autistin Dr. Temple Grandin hat die Gabe, die Welt durch die Augen von Tieren zu sehen. Sie sprach kein Wort bis sie fast vier Jahre alt war. Dann lernte sie langsam die Sprache sprechen, nota bene, die menschliche, aber wie eine Fremdsprache. Sie lernte sie auswendig, so dass sie heute besser sprechen kann als die meisten Amerikaner, weil sie mehr Sätze gelernt hat. Doch Dinge wie Verlieben, Romantik, das wird sie nach eigener Aussage weder je verstehen, begreifen noch erleben können.

Sie ist das Paradebeispiel, dass ein Autist nicht immer Autist bleibt, sondern sich durchaus hinaus in diese Realität wagen und in der sogar Preise abräumen kann. Denn Dr. Grandin soll in der USA schon die Hälfte aller Tierfabriken so umgebaut haben, dass sie die Tiere nicht mehr stressen, dass keine Panik entsteht etc. Dies konnte sie alles erreichen, weil sie wie die Tiere sehen kann. So gestaltet sie Koppeln, Gänge, Rampen, Schlachthöfe so, dass die Tiere ruhig und gelassen bleiben. Diese Fähigkeit machte sie berühmt.

Den Experten zufolge haben viele dieser Autisten einen geänderten Gehirnaufbau, oft ist auch die Verbindung der beiden Hemisphären verkümmert. Es scheint so, dass diese Verbindung wichtig ist, um einen Ausgleich zwischen rein sachlicher, fotografisch präziser Aufnahmefuntkion und menschlicher Unschärfe, Schwammigkeit, Unzuverlässigkeit, Lügerei herzustellen.

Savants, die lernten, mit normalen Menschen umzugehen, verlören teilweise ihre Fähigkeiten.

Eine wirklich spannende Sache, denn offenbar sind Savants diejeningen, die die Welt so sehen, wie sie wirklich ist, und das jeden Tag neu. Wir Normalen hingegen sehen nur, was wir wollen, weil der Emotionalfilter nur das ins Tagesbewusstsein steigen lässt, was er als wichtig bewertet hat. So erscheint uns die Welt doch immer gleich, der Alltag eben. Doch sie ist es nicht, worauf man durch etwas eigenes Überlegen auch hätte kommen können. Dieser konstant grosse, sich stetig ändernde Datenstrom ist das, was die Autisten ja auch überlastet, wir Normalen aber gar nicht (mehr) wahrnehmen.

Doch alle Menschen haben nach den Experten diese Speicherfähigkeit. Wie sonst könnten wir im Halbschalf mit dem Auto heil durch den grössten Verkehrstrubel durchkommen? Der Filter sorgt automatisch dafür, dass der Eingabestrom einsortiert wird, aber nicht mehr ins Tagesbewusstsein kommt und uns stört.

Da es hinlänglich bekannt sein dürfte, dass Frauen kommunikativ und sozial den Männern überlegen sind, hatte der Experte dann noch einen anregenden Satz zu bieten: In Konsequenz sei die männliche Denkstruktur autistisch.

Der Mann ist doch der, der weniger kommuniziert, egoistisch, unkooperativ wird. Frauen sorgen sich mehr für die Gruppe, haben weniger Profilierungstendenzen und sprechen mehr untereinander. Gemäss Experten hätten Männer und Autisten offenbar ein S-Gehirn, Frauen ein E-Gehirn.

Der Mann habe diese Intorvertiertheit, dieses Grübeln, dieses Schema-Finden .... ohne dies, so der Experte, wir noch weiter hinter der Erfindung des Rades wären.

Das Asperger-Syndrom ist eine mildere Art des Autismus. Diese haben ebenfalls Schwierigkeiten mit vielen "normalen" Menschen. Ich hatte mal Kontakt zu einem Mann, der hatte einen IQ von 164. Er lebt sehr zurückgezogen und wählerisch, hat einige Macken, die sich mir schon schnell eröffneten, als ich ihn besuchen durfte. Dieser Mann sagte mir damals auf den Kopf zu, ich hätte auch das Asperger-Syndrom (gehabt). Damals konnte ich gar nichts damit anfangen, aber nachdem ich diese Spezialsendung gesehen habe, könnte er recht gehabt haben, wenn ich aus heutiger Zeit zurückschaue auf meine eigene Entwicklung.

Dass sich in der gesamten Sendung die Experten klar die Frage stellten, ob wir überhaupt irgendwas selbst entscheiden, also ob das Tagesbewusstsein, das, was Ich sagt, wirklich nur eine einzige Entscheidung aus sich heraus tätigen kann, ist nur die logische Konsequenz aus der Beobachtung der Savants.

Sie deuteten an, dass dem nicht so ist. Das Ich ist fast niemals Herr im Haus. Deshalb hat das Ich ja auch nichts mit Realität, sondern nur mit Verhaftung und Festhalten von emotional fixierten Bildern zu tun.

Dafür scheinen Savants keine Egoisten zu sein, denn sie setzen ihre Fähigkeiten nicht für eigene Ziele ein. Der eingangs erwähnte Deutsche machte einen Black-Jack-Test. Nach zwei Stunden habe er bereits das Spiel durchschaut und alle gespielten Karten abgezählt, so dass er auf die Gewinnstrasse kam. Man sollte vielleicht wissen, dass man durch Abzählen der Karten Black-Jack vom Glücks- zum Rechenspiel mit voraussagbarem Ausgang wandeln kann, wenn man bloss zählen kann. Gegenüber bekannten Spielern, die sich damit in den Saloons unbeliebt machten, interessiert das Savants nicht, der Deutsche sagte jedenfalls, es wäre im danach schon langweilig geworden.

Ich finde alle Informationen über Savants sehr bereichernd, denn sie zeigen Menschen, die direkten Zugriff auf etwas haben, was jeder Mensch mich sich herumträgt, seine Erinnerugnen. Wieso sie das können und wir nicht, das ist die Ausgangslage einer spannenden Reise ... schliesslich ist ja wohl noch lange nicht klar, ob die Gedanken das Gehirn formen oder das Gehirn die Gedanken ...

Die Gefahr des hohen Erdölpreises fürs Klima und die Gemeinschaft

Eigentlich denkt man ja, dass der hohe Preis gut für die Welt ist, denn so wird endlich gespart. Alternative Energiekonzepte bekommen eine Chance, ihre Investitionsaufwände bezahlt zu bekommen, neue Energiesparmassnahmen werden (sich) verordnet, mehr Gehirnschmalz wird endlich in die Energiegewinnung und/oder -wiederverwendung gesteckt etc. etc.

Dass einige negative Auswirkungen dieser Suche bereits hier sind, dürfte allen klar sein: Die sozial extrem gefährliche Konkurrenz von Nahrungsmitteln, die zu Biotreibstoffen verarbeitet werden könnten.

Aber auch dies: Weil die Klimaerwärmung die Polkappen abschmilzt, buhlen die Nordpol-Anrainer bereits um die Ressourcen, die sich darunter voraussichtlich in grossem Ausmass befinden, darunter auch geschätzt 25% der noch unentdeckten Erdolreserven.

Groteskerweise erlaubt der hohe Olpreis auch, bisher als unrentabel deklarierte Erdölvorkommen auszubeuten. Wieso? Weil der hohe Preis auch die Balance von Aufwand und Ertrag solcher Projekte zugunsten des Ertrags verschiebt. Das heisst, dass bisher unberührte, aber als ölreich bekannte Landstriche bald zerstört werden. Und so lohnt sich auch bald der Aufwand für polare Ölgewinnung.

So wird die idiotische Spirale immer enger: Obwohl die Erwärmung wegen des CO2-Ausstosses zunimmt und man ja nicht mehr Öl nutzen sollte, sorgt der hohe Ölpreis dafür, dass noch mehr Öl geholt wird - was die Erwärmung weiter erhöht, was die Polarkappen noch dünner werden lässt, was es noch leichter macht, dort Öl zu fördern, was es ebenfalls erleichtert zu argumentieren, dass man jenen Wald oder jenes Wattenmeer doch auch noch für die paar Liter Öl erschöpfen kann.

Der hohe Ölpreis ist nur dann ein Segen, wenn die Einsicht sich bei Politkern, Wirtschaftlern und Geldgeilen breit macht, dass man die dannzumalig erschwingliche und machbare Ölförderung links liegen lässt und die Investitionen wirklich in neue Energien steckt.

Wie ich andernorts schon mal schrieb, könnten alle Staaten Geld an die Saharastaaten liefern, zweckgebunden, damit die dort die gigantische Sonnenfläche der Wüste in Energie umsetzen, elektrische, saubere.

Dies wäre so einfach, und die armen Staaten kämen wie ehemals die Saudis zu einem enormen Einkommen und könnten sich dabei grad auch noch entwickeln, denn plötzlich hätten sie die begehrteste Ressource: elektrischen Strom.

Ich habe derzeit keine Ahnung, wieso diese gigantischen Potentiale der Sonnenenergie in diesen Ländern nicht genutzt werden, und zwar in grossem Massstab.

Wollen wir lieber das Geld in politisch genehmen Ländern und Technologien verlochen, nur weil diese nordafrikantischen Staaten uns nicht koscher sind? Oder, weil wir (den ev. berechtigten) Schiss haben, dass diese dann zu den Goldgräberstaaten werden, und wir zu den Absteigern?

Die Staatengemeinschaft könnte natürlich auch den Spekulanten gesetzlich den Riegel schieben, aber bevor jemand wohl wirklich ernsthaft gegen dieses Kapitalismus-Schema einschreitet, geht wohl ein Kamel durchs Nadelöhr.

Die mir unverständliche, regionale Verkaufspolitik von Dell

Es ist ja schon erschaunlich, wie Dell die Welt aufteilt und wie merkwürdig die Resultate dessen sind.

Ich hatte mir im März einen neuen Laptop von Dell, das aktuelle XPS-Flaggschiff mit allem Schnickschnack gekauft, aber leider ohne internes WWAN-Modul, also kein GSM, GPRS, EDGE, UMTS, HDSPA etc. Nicht weil ich das nicht bräuchte, sondern nur, weil man das im dell.ch nicht konfigurieren konnte.

Verwunderlich war es ja eh schon, dass man bei Dell zumindest jeden Laptop in den verschiedenen Länder-Sites verschieden konfigurieren kann bzw. muss. So war es lange nicht möglich, die beiden Harddisks als RAID-1 konfigurieren zu lassen auf dell.ch, auf dell.de ging das aber. Weiterhin konnte man auf dell.com die Physik-Beschleunigungskarte abbestellen, auf allen anderen Dell-Sites nicht. Auf dell.com konnte man auch eine TV-Karte bestellen, auf den europäischen Dell-Sites nicht.

Nun, TV wollte ich zwar optional, gab's aber nicht. War nicht so ärgerlich, weil auch Dell da eh nur Steckkarten für den PC-Express-Slot anbietet. Dass ich auch das interne WWAN-Minimodul nicht bestellen konnte, ärgerte mich schon sehr. Also rief ich bei Dell an. Der langen und mühsamen Rede kurzer Sinn: Die Sales-Force wollte mir ums Verrecken kein WWAN-Modul verkaufen, weil sie da ja Verträge mit Vodafone hätten in Deutschland. Auf den Einwand, dass ich den Laptop ja auch vor allem in Deutschland benutze, reagierte mann/frau mit "geht trotzdem nicht".

Es war offenschtlich, dass die Salesforce sich hinter den Vorgaben versteckt. Ich erhielt da dann die Eingebung, mich des Unverständnisses der Salesforce wegen an die speziellen XPS-Supporter weiterleiten zu lassen. Dort gelangte ich der Eingebung entsprechend an einen sehr hilfsbereiten und technisch versierten Menschen, der zwar neu bei Dell zu sein schien, sich aber wirklich um mein Problem kümmerte: Denn ich wollte ja absichtlich keine Einsteckkarte, die mir den externen Slot verbaute, sondern das von Dell anderswo verkaufte, interne WWAN-Minimodul.

Da die Dell-Supporter seit neuestem direkt an Kunden verkaufen dürfen, konnte ich mir als Schweizer eine nur auf dell.de verkaufte WWAN-Karte beschaffen, dem netten Techniker sei Dank. Ein kleines Hindernis hätte diesen Erfolg fast noch torpediert: Da ich sowohl als Privater als auch als Firma schon bei Dell einkaufte, ich den Laptop als Firma kaufte, wurde es mir fast zum Verhängnis, dass selbst der nette Supporter mir das Teil nicht hätte liefern dürfen, wenn er es mir als Firma schicken müsse. Das gehe nur, wenn ich es als Privater bestelle. Oder so ähnlich.

Ich hielt auch am Telefon ihm gegenüber nicht hinterm Berg und äusserte mein basses Unverständnis über diesen Blödsinn. Ich wagte dass, weil es mittlerweile klar war, dass er Verständnis für meinen Wunsch hatte.

Obwohl ich persönlich schon viel mit Dell zu tun und dabei keinerlei offene oder ungelöste Probleme hatte, wundere ich mich schon, was die da machen. Dank des Supporters habe ich nun diese WWAN-Karte, die zugehörige Software kannte ja sogar auch alle Schweizer Provider und siehe da, unsere von sunrise gesponserte SIM-Karte wurde sofort akzeptiert und so habe ich im Büro hier immerhin schöne EDGE-Connection mit bis zu 256 kbps. In Zürich hätte ich dann wohl sogar UMTS.

Ich halte nichts von geographischen Limiten, denn sie werden erstens umgangen und erzeugen nur illegale Geldflüsse und Betrügereien.

Zum Glück gibt es immer irgendwo Leute, die einem wirklich helfen wollen und können. Ich danke diesem Supporter, dass er sich bemühte und Dells Weste zumindest bei mir weiss halten konnte.

Günter Wallraff undercover bei Weinzheimer, LIDL Brötchenbäcker

Günter Wallraff hat wieder zugeschlagen ... oder andersrum, er hat aufgechlagen, wie andere niederschlagen.

Er hat sich als Mitarbeiter bei Weinzheimer beworben und hat den Job bekommen. Der Grund sei gewesen, dass es seinem Verstand nicht erklärlich war, wie man 10 Aufbackbrötchen herstellen kann, die dann für EUR 1.05 im LIDL verkauft werden. Also wollte er es herausfinden.

Es sei eine schwere und harte Arbeit gewesen, sogar junge Mitarbeiter seien an ihre Grenzen gelangt, weil sie teilweise 30 Tage ohne Unterbruch arbeiten mussten. Nach Wallraff habe ein Mitarbeiter zynisch geklagt "er arbeite doch bei einer Firma und nicht im Konzentrationslager".

Nun, LIDL habe diese Bäckerei immer weiter runtergedrückt im Preis. Weil Weinzheimer offenbar abhängig war von LIDL, drückte der die Löhne, quetschte seine Leute aus, nur um den Grossabnehmer nicht zu verlieren.

"Geiz ist geil", so hiess es doch immer noch. Wir alle rennen zu den Billigjakobs. Will niemand wissen, was für einen Junk er frisst. Ist ja wohl nicht nur die Arbeitskraft, deren Qualität vermindert ist, sondern auch die Rohstoffe. Vielleicht ist aufgeblähte Watte bald nahrhafter als solcher Billigjunk.

Oder wie stellt man sich denn vor, werde qualitativ hochwertige(re) Ware produziert?

In Amerika gebe es die meisten Massivübergewichtigen, die sich von all diesen nahrungstechnischen Verirrungen jahrelang ernährten. Es ist heute erwiesen, dass diese modernen Nahrungsmittel kontraproduktiv wirken. Gescheite Leute wie Udo Pollmer haben sich schon weit und breit darüber ausgelassen.

Was bedeutet denn Lebensqualität, nach der alle schreien? Mit dem Flieger für saubillig überall hin zu reisen, dort seine nicht der Gegend angepassten Launen auszulassen, sich unbeliebt zu machen, dann nach hause zu reisen und rumzunölen, wie Scheisse es zuhause sei?

Heute habe ich im Radio gehört, dass da doch einer meinte "man habe nun endlich den Graben zwischen Wohlstandsvermehrung und Resourcenübernutzung endlich überwunden und verstehe nun, dass Wohlstandsvermehrung nicht zulasten der Umwelt gehen müsse".

Ja Herrgottnochmal, konnte man jemals mit gesundem Verstand und/oder Einfühlungsvermögen vertreten, dass der Wohlstand zu vermehren sei und dass dadurch halt die Umwelt den Bach runter gehen soll? Wusste gar nicht, dass wir schon in der Lage wären, auf einen erdähnlichen, schönen Planeten auszuwandern - zu eigenen Lebzeiten wohlgemerkt.

Wallraff zeigte wieder mal, dass man nicht nach China etc. schauen muss, um Misstände zu finden. Die sind mitten unter uns. Weil wir es so wollen und weil wir nicht oder zumindest nur selten den Mut haben, diese machiavellistischen Zyklen zu durchbrechen. Ok, dieser Job wird üblicherweise den Gewerkschaften zugeschanzt. Und wenn die motzen, dann überlegen wir mal wieder, wie das eigentlich alles funktioniert und erkennen, wie es ausgeglichener sein kann.

Nur, daran sollten wir uns auch wieder erinnern, wenn wir Schweizer lieber teures Benzin verbraten, um jenseits der Grenze kofferraumweise Billigware bei Aldi und LIDL reinzuholen. Dann nämlich scheint mir das alles schon wieder vergessen zu sein.

Früher hiess das "nach uns die Sintflut". Heute ist das werbetechnisch natürlich "besser" verpackt.

Des Dalai Lama liebstes Gebet

Das Schweizer TV brachte heute einen Film über den Dalai Lama, "Ein Leben für Tibet". Es ist immer wieder faszinierend, wie der Dalai Lama über seine Erlebnisse und die seiner Volksgenossen erzählen kann, erheitert, gelassen, obwohl die Einzelschicksale teilweise sehr dramatisch sind, wie auch der im Film erscheinende Richard Gere aus eigener Beobachtung bestätigt.

Aufgrund meiner geistigen Ausbildung kann ich ais Erkenntnis mitlächeln, es erscheint mir schon lange nicht mehr als Widerspruch, wie der Dalai Lama sich äussert. Wenn die Interviewer fragen, wie es mit dem Leiden der Tibeter stehe und der Dalai Lama dann so lachend darüber mit einem Einstiegssatz zu antworten beginnt, finde ich das immer wieder erheiternd und befreiend. Nach dem ersten Lacher wird er meistens umgehend konkret und gleichzeitig philosophisch. Er hat die Gabe, sein Einfühlungsvermögen jederzeit zu aktivieren, ja, ihm eigentlich die Hauptzeit seines physischen Lebens zu geben.

So argumentiert er gerne auch immer aus der Sicht seines Opponenten, indem er sich eben in diesen einfühlt. So ist er auch zeitlich voran, er sieht, was in China passieren wird in den nächsten Dekaden. Nicht das, was aktuell in der Zeitung steht, sondern das, was man ja schon auch beobachten kann. China scheint zwar sehr mächtig zu sein, doch im Vergleich zur Welt ist es der kleinere der beiden. Also wird nicht nur der Einfluss von China auf die Welt (Merkwort "Sog als wirtschaftliches Eldorado") grösser, sondern natürlich auch umgekehrt. Letzteres scheint die aktuelle Regierung von China noch nicht begriffen zu haben, bzw. sie muss lernen, sich auf der Ebene der Internationalität zu bewegen, nicht mehr nur als absolutistische Herrscherschicht gegenüber dem untergebenen Volk.

Aus dieser Sicht heraus meinte der Dalai Lama, werde sich China in vielen Bereichen zum Förderlichen entwickeln.

Richard Gere meinte, es sei doch mittlerweile so, dass sich alle hoch anrechnen lassen und sich geehrt fühlen, den Dalai Lama einmal umarmt zu haben. Er, der die auch unter den Tibetern vorhandenen Heisssporne im Griff hat, der Gewaltlosigkeit ausstrahlt, er ist der wohl meist geachtetste Führer in der Welt, nur die chinesische Regierung sieht ihn als den Teufel. Richard lächelte bei der Aussage "he's the best friend the Chinese can have". Und sie merken's nicht.

Der Dalai Lama hält ja auch Kontakt mit den westlichen Wissenschaftlern. Nicht gerade er selbst, aber er ermutigt, dass geistige Fähigkeiten mit modernster Technik untersucht werden. So wird der tibetische Mönch und Philosoph Matthieu Richard auch direkt am EEG angeschlossen, um seine Gehirnaktivität messen zu lassen, wenn er in bestimmte geistige Zustände wechselt.

Matthieu sagte, man wisse heute, dass ein Pianist ca. 10'000 Stunden Klavier spiele. Dabei könne man sehr schön die Region des Gehirns beobachten, die fürs Klavierspielen benutzt wird. Wenn Matthieu sich selbst beobachten lässt, wie er in dsa Gefühl des Einfühlens einsteigt, dann werden Regionen in seinem Gehirn angeregt und aktiv und zwar in einem enormen Masse, wie es sich die aktuelle Wissenschaft nicht erklären kann. Wie werben da die Scientologen immer "Sie benutzen nur 10% ihres Gehirns" - wie wahr, aber vielleicht doch anders als die Scientologen meinen.

Matthieu meint, wieso soll man eigentlich nur Klavier und anderes so intensiv trainieren? Man könne doch auch den Geist trainieren, denn was macht er denn, wenn sein Gehirn diese grosse Aktivität zeigt? Er bestimmt sein Denken. Das hat der Mönch trainiert und verinnerlicht. Der Dalai Lama sagte dazu auch, dass er sich selbst nicht als der Lama sehe, sondern als normaler Mönch. Die Lamas zeichne es eventuell gegenüber anderen Mönchen aus, dass sie bereits mit der absolut zweifelsfreien Intention, der Menschlichkeit zu dienen, in diese Ebene kamen.

So sagte der Dalai Lama am Schluss des Filmes: "Mein Lieblingsgebet ist dies: Solange der Raum besteht, in dem menschliche Wesen fühlen, ist mein Ziel zu dienen."

Wer in dieser Welt sagt aus innerster Sicherheit genau auch dies und handelt auch so? Das ist Menschlichkeit. Nur ganz wenige tun es, jeder jedoch merkt es, wenn sie ihm/ihr widerfährt. Siehe oben, Richard Geres Aussage.

Einbürgerung per Urne?

Diese Frage wird ja demnächst geklärt. Per Urne. Die 27'000 Einwohner Stadt Emmen hat diese Frage mittelbar aufgeworfen.

Es ist klar, dass Einbürgerung nicht per Urne durchgeführt werden darf. Wieso? Ganz einfach: Welche Leute gehen an die Urne? Die, die meistens gegen oder für etwas sind, die grosse Mehrheit bleibt zuhause.

Wer einem Einbürgerungsgesuch wohlwollend gegenüber steht, müsste sich aus dem Sessel erheben. Macht Ihr das? Wenn Ihr ablehnend seid, macht Ihr das?

Ich denke, dass die zustimmende bis gleichgültige Mehrheit ihre Stimme eben an der Urne nicht geltend macht. So können ablehnende Minderheiten über Gedeih und Verderb der Antragsteller entscheiden. Wohl eben eher mehr Verderb. An die Utopie, dass die Wohlwollenden sich erheben, glaube ich nicht.

Aus diesem Grunde empfinde ich den Entscheid über ein Gesuch als willkürlich bzw. sogar fremdenfeindlich.

Als der Lärm der Flugzeuge früher jedesmal beim Ausbau des Flugplatzes diesen durch den Aufstand der Anwohner in Frage stellte und er deshalb jeweils zur Abstimmung kam, hatten die Anwohner nie eine Chance, denn es war schlichtweg allen anderen Einwohner des Kantons Zürich egal, weil sie nicht betroffen waren. Jeder aber wollte den bestmöglichen Flugplatz in seiner Reichweite.

Erst seit die Flugzeuge mit ihrem Lärm den bevölkerungs- und geldreichen Südanflug bestrahlen, gibt es grösseren und potenteren Widerstand. Obwohl auch der nichts fruchtete bisher.

Wenn eine ganze Gemeinschaft über etwas abstimmen muss, das nur die allerwenigesten kennen, mit dem sich nur wenige beschäftigen müssen/wollen, können Vorurteile leicht und locker das Zepter schwingen. Da meist nur Negatives Energie zur Stimmabgabe liefert, ist die Tendenz eines Resultats festgelegt. Aus diesem Grunde möchte ich nicht, dass über Einbürgerungen per Urne entschieden wird.

Ceterum censeo: Think globally, act locally.

Der weise Profiler, Thomas Müller, zum Fall Amstetten

In der Rundschau erschien heute der österreichische Spezialermittler und Profiler Thomas Müller. Er habe schon Tausende von komplexen Fällen in vielen Ländern dieser Welt analysiert.

Was ich spannend fand, ist, wie die Moderatorin Frau Hasler ihm öfters ins Wort fiel, immer dann, wenn er etwas ausholen wollte oder etwas eben anders beleuchtete als es "normal" ist.

Der emotionale Druck, offenbar auch bei ihr, einer erprobten Medienarbeiterin, liess sie ihn unterbrechen oder vorschnell Worte in den Mund legen, die er dann aber nicht bestätigte.

Es ist offenbar für viele Menschen nicht fassbar, dass es keine Schuldigen gibt, dass man im Unverständnis, der Empörung über einen Fall, keinen Sündenbock finden kann. Den Täter natürlich mal ausgeschlossen, der diese Ideen realisierte.

Es nützt nichts, den Behörden eine Schuld zuweisen zu wollen, oder den Nachbarn, oder dem Land Österreich. Wozu wollen das die Menschen denn immer? Wieso können sie es nicht endlich sein lassen?

Damit sie mit ihrer eigenen Emotion klar kommen, dass sie eine Projektionsfläche haben, auf die sie ihre eigene Emotion richten können. Es ist immer so. Nur wenige Menschen auf der Welt erkennen, dass ihre Emotionen niemals von anderen verursacht, sondern nur getriggert werden, weil sie in ihnen selbst schlummern. Es ist sogar so, dass diese anstossenden Personen nur deshalb in der Aussenwelt erscheinen, weil in der inneren Welt diese Gedanken, ungeklärte Situationen, angestaute Emotionen vorhanden sind.

Thomas Müller weiss das, und seine Antworten passten der Frau Hasler offenbar schon nicht so ganz. Er sagte, dass man von sehr intelligenten Menschen nicht einfach erwarten kann, dass sie ein gutes Buch schreiben oder ihre Intelligenz zum Wohle der Umgebung einsetzen, sondern halt damit auch ihre eigenen Emotionen durchsetzen können. Und zwar so, dass die weniger Intelligenten oder weniger Mutigen halt einfach keinen Verdacht schöpfen oder wenn doch, keinen Mut haben, gegen die Dominanz der Intelligenz des Täters anzugehen. Intelligenz kann ein Mensch ja schliesslich einsetzen wie jedes andere seiner Talente. Förderlich für die Umgebung oder für eigene, egoistische, anderen schadende Ziele.

Was Thomas Müller auch sagte, ist die Tatsache, dass es immer Anzeichen gibt - selbst bei komplexesten Verbrechen -, die man aber erst im Rückblick in der Bedeutung richtig einordnen kann. So haben ja offenbar genug Leute bemerkt, wie Fritzl die Ernährung der Eingeschlossenen abhandelte, wie er den Zugang zum Keller Mitbewohnern des Hauses verbot, wie dominant sein Umgangston mit der oberirdischen Familie war.

Weiterhin - und das fand ich einen bemerkensweten Satz - sei es seine Erfahrung, dass die Umgebung eine unbegründete Arroganz als unbeteiligten Beobachter an den Tag lege, zu wissen, wie ein Mensch sei - nur aufgrund seines Äusseren und seines Verhaltens. Das alltägliche Schubladisieren halt.

Auch die Fragen nach dem "Hätte man vorbeugen können" sagte Müller einfach, nein. Der Fall ist eben so gross geworden, weil der Täter halt äusserst überlegt und zielgerichtet ist und vor allem die Gabe hat zu antizipieren, also vorwegzunehmen, welche Situationen sich ergeben werden und wie man dann die beteiligten Personen im eigenen Sinne beeinflussen kann. Das alles konnte Fritzl offenbar. Er ist sicherlich ein hervorragender Taktiker und Stratege.

Auch hier wieder meinte Müller die Arroganz der Unbeteiligten zu erkennen, denn durch die Empörung können sie nicht erkennen, dass es viel kleverere, intelligentere Menschen gibt als man selbst einer ist. Und man sie nie entlarvt, ihnen das nie zugetraut hätte. Man sich also eingestehen muss, dass man halt einfach nichts über die allermeisten anderen Menschen weiss - sicher aber selbstverständlich erlaubt, ein Urteil, eine Vorstellung über den anderen aufzubauen und erbost zu sein, wenn der dieses irgendwann zerstört.

Und das diese Konfrontation (oder sagen wir mal ehrliche Erkenntnis) meistens zu Wut auf andere statt zur eigenen Klärung führt, hat wohl schon jeder erlebt - selbstverständlich nur bei den anderen.

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