Ab 2009 keine Autobahnvignette mehr - sondern Big Brother

Die Vignette fürs 2008 soll die letzte sein, danach kommt die Kennzeichenerkennung von Überwachungsbrücken aus, die wohl schon jedem aufgefallen sind.

Nun soll elektronisch vorgegangen werden, es gebe immerhin pro Jahr einen Verlust von ca. 30 Mio. Franken wegen Fälschung und anderem Vignetten-Beschiss.

Dafür will der Staat nun ebenfalls 30 Mio. Franken ausgeben für ein System, das die Autokennzeichen erkennt und so dem Besitzer Rechnung stellen kann.

Also Massendaten. Ich bin dagegegen wie auch der Datenschutz und der TCS. Es geht den Staat nichts an, wo ich hinfahre. Und schon gar nicht will ich, dass er Daten sammelt, die eine Profilierung machen lassen. Natürlich wird da erzählt von Datensicherheit, Anonymisierung etc. Doch wenn Daten fliessen, gibt es auch immer Interessenten der dunklen Seite der Macht, die sowas gerne in die Finger kriegen. Dann wenn es gelingt, eine Man-In-The-Middle Attacke zu fahren, so kann eventuell ein Hacker sich wunderbar einen Überblick verschaffen, wann und wo das Opfer des bevorstehenden Einbruchs grad ist, oder wo man es am besten überfallen kann.

Zuviel Fantasie? Tja, in Deutschland haben Leute des CCC auch die als nicht manipulierbar bezeichneten Wählcomputer geradezu läppisch einfach zum Schach spielen gebracht.

Und will mir da einer sagen, dass die Kameras auf den Überwachungsbrücken manipulations- undd abhörsicher sind? Da wird schon mal einer kommen, und so ne Kamera auf der Brücke ab- und zuhause aufschrauben, um herauszufinden, wie der Video-Stream verpackt und versandt wird.

Selbst dann, wenn die Daten abhörsicher und unversehrt im Grossrechner angekommen sind, sind sie da nicht in sicherheit. Gerade früher haben die Hacker genau solche angegriffen. Heute mag das anders sein, aber den absolut sicheren Computer gibt es bekanntlich nicht. Wer's glaubt, mag den Artikel über das Blue-Pill Projekt lesen.

Und dann natürlich noch mein Lieblingsthema: Wenn Daten da sind, werden sie auch gebraucht. Die Begehrlichkeiten kommen da ganz automatisch auf. Denn in der Privatwirtschaft ist das Datamining ein grosses Buzzword, und in der Politik wird es auch eins werden, wenn allerorts gemeint wird, dass Sozialmissbrauch, der Mörder von Höngg etc. nicht möglich wäre, könnten die verschiedenen Staatsorgane Daten austauschen.

Dies wird ihnen halt noch verboten. Doch eben, der öffentliche Unmut über Systembetrüger, die man mittels Datamining hätte erkennen können, wird dafür sorgen, dass die Hemmschwelle davor immer niedriger wird. Und wenn das erst einmal begonnen hat, ist der Präzedenzfall geschaffen.

Darf man dann auch präventiv schon - ohne richterlichen Beschluss - ein Profil erstellen, so wird das auch gemacht. Aus welchen Gründen auch immer. Unter welcher Ausrede auch immer. Ein Autofahrer wird dann unausweichlich sein Profil hinterlassen.

Natürlich wird man uns das schmackhaft machen mit vielen "guten" Absichten: Beschissreduktion, Gerechtigkeit, schnellere Fahndung, Betriebssicherheit, Schutz for Langfahrern (Lastwagenfahrer, die mehr als die erlaubten Stunden fahren) etc. etc.

Dass wir Gewohnheitstiere sind, wissen wir ja schon, diese Feststellung muss nicht mit Hightech gemacht werden - und die Beweisbarkeit dessen wird wohl auch keinen Hund hinterm Ofen hervorlocken. Aber, es könnte interessant sein, eine konkrete Gewohnheitenkette eines ganz bestimmten Menschen zu erhalten. Und das ist dann eben möglich, wenn die elektronische Kennzeichen-Erfassung möglich ist. Möglicherweise zum Schaden eines völlig unbescholtenen Bürgers. Der Machbarkeitswahn muss gerade auch beim Staat an die Kandarre genommen werden.

Ich will die Vignette behalten, die Kennzeichenerfassung sollen sie in die Tone treten. Ginge es nämlich nur um die Bekämpfung des Vignettenmissbrauchs, so könnte man diese ja anonymisiert Maschinen-erkennbar machen. Vielleicht sind sie es ja schon. Die Polizei könnte so der Betrüger schon habhaft werden.

Es geht also wieder einfach ums Geld. Und wenn man Geld will von uns Endbenutzern, werden da auch Sicherheitsprobleme zu Hauf auftauchen. Etwas mehr Kilometer in Rechnung stellen und den Betrag absaugen. Wer einnert sich noch, wielange sich die Telefongesellschaften weigerten anzuerkennen, dass ihre Rechnungsstellung manipulierbar war? Und wer erinnert sich noch an ihre Arroganz, Zweifel daran und Klagen dagegen überhaupt ernst zu nehmen? Ehrliche Leute wurden damals unter der Knute des Gesetzes in die Knie gezwungen, derweil die Hacker nicht mal wahrgenommen wurden, weil "man ja fehlerfrei sei".

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