Gut, dass CETA und TTIP es nicht schafften ...

... denn die übliche Frage heisst ja immer "Cui bono?", also "Wem dient es?" Den multinationalen Konzernen. Den Banken. Uns? Aus meiner Sicht nicht. Denn worum geht es wohl? Zollbeschränkungen ablegen. Das ist das Ziel all der arrivierten Volkswirtschaften, NACHDEM sie mit Zöllen gross geworden sind.

Dieser Zusammenhang ist gerade mit der USA (TTIP) schon oft dargelegt worden. Und was passiert mit den Nicht-Profitierern solche Abkommen? Waren sie Mittelklasse, werden sie zur Unterklasse zerrieben. Und die Unterklasse hat es noch schwerer als zuvor.

Selbst ein national bedeutender Wirtschaftsplayer kann nicht sooo leicht in anderen Ländern Fuss fassen. Grosse Konzerne, oder solche, deren Geschäftsbereich in einem global nachgefragten Sektor liegen wie IT-, Agrar- und Medizintechnologie, diese profitieren davon, dass dank Abkommen wie TTIP und CETA ihre Schafherde international wird und der Zugang zu deren Goodies, also unser Geld und unsere Arbeitskraft, nicht mehr von lästigen Zäunen erschwert wird.

Wir wissen doch schon längst, wohin das Aussterben von lokalen Läden führt. Tante Emma-Läden gibt es nicht mehr, dafür natürlich Tankstellen in jedem Kaff, denn dort kannibalisiert die Petro-Industrie die lokalen Anbieter. Zum (Fr)essen gibts dann Junk-Food der Aufbacksorten - und diese Dinge gehören dann wieder Kraft, Nestlé und wie sie alle heissen, die grossen Multis.

Dann kann man sich dann eine Wohnung anschauen gehen in einem malerisch gelegenen Ort und bekommt zu hören, dass der letzte Volg-Laden grad seit letztens nicht mehr existiere. Es braucht also wiederum die Energie (=Geld & Zeit) der untersten Glieder der Nahrungskette, sich eben diese zu besorgen. Und dazu braucht es dann wiederum oft Gerätschaften der Grossen.

Autarkie ist die wirtschaftliche Autonomie. Ein Dorf, eine Stadt ist das halt schon lange nicht mehr. Sogar ein Land wie die Schweiz ist das auch schon lange nicht mehr, wie manche sagen. Ich weiss das nicht. Ich denke, das ist nicht ganz richtig: Autark ist eine Gemeinschaft, wenn sie sich einschränken und mit dem Leben kann, was vorhanden ist. Wenn wir halt Ananas und Mandeln rund um die Uhr wollen, tja, dann braucht es Handelspartner. Hoffentlich ebenbürtige.

Wenn Afrikas Länder endlich Zölle für unseren exportierten Junk / Müll erheben würden, könnten sie genau dieselbe Entwicklung durchmachen, wie es die Europäer und die USA und Japan gemacht haben. Doch wir haben sie noch derart im Griff, dass sie das noch nicht wagen.

Könnten sich die sogenannten Dritte-Welt-Staaten ebenbürtig verhalten, wären sie das bald nicht mehr. Natürlich geht das nur, wenn wir sie ebenbürtig ansehen. Das tun wir aber nicht. Stattdessen beruhigen wir unser Gewissen mit "Entwicklungshilfe", eher Betäubungs- Einlullungsgeld. Und statt unsere Hausaufgaben zu machen, suchen die wohlstandsgeplagten Staaten nach noch billiger Produktion, bis auf Türschwellenniveau runtergehandelten Zaunhöhen. Das sind dann eben diese gigantischen und völlig intransparenten Vertragswerke, die eh keine Sau mehr versteht. Note bene: Was natürlich dazu führt, dass die Anwaltskanzleien sich dumm und dämlich verdienen können - und wir als Kleine de facto damit trotz rechtlichen Gehör ohnmächtig totgeschwiegen werden.

Was, wenn CETA und TTIP denn gekommen wären? Wann würde der Pazifikraum und der Atlantikraum sich dann nach den Wünschen der Multis zusammenschliessen müssen, um deren Ausbeutungsfantasien noch mehr zu optimieren? Natürlich alles nur unter dem Titel, dass "Wirtschaftswachstum ja allen diene"?

Ich bin froh, wurde TTIP sicher und nun CETA höchstwahrscheinlich gekippt. Denn entweder werden wir eine Welt und Weltbürger oder wir bleiben Nationalisten. Dann halt auch mit den Einschränkungen von Nationalstaaten. Die sind ja nicht per se schlecht oder unüberwindbar. Es gibt ja Leute, die sagen, dass wir in der sozialen Entwicklung halt immer noch auf Neandertaler-Niveau seien. Die mussten ja wirklich nur für ihren Klan sorgen. Die ökonomische sei der emotionalen und sozialen Entwicklung halt davon galoppiert. Neurowissenschaftler bestätigen das oft - unter Berücksichtigung der realen Lebensumstände eines Menschen in den Wohlstandsländern.

Wie dem auch sei: Ich finde die einzige Frage an solche Sachen ist nach wie vor einfach: Wem nützt es? Und natürlich muss man gedanklich der Kette weiter folgen also nur bis zum "es wird billiger/einfacher zu haben"-Neandertaler-Effekt ... doch wer weiss, vielleicht muss sich die Menschheit ja wieder zu denselbigen rückeinwickeln. Wobei: Wir müssten uns die Frage gefallen lassen: "Ihr habt es doch an sich besser gewusst, damals ... und was habt ihr daraus gemacht ..."

Ceterum censeo: Think globally, act locally.

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Martin's Gravatar Na, nun ist CETA doch durch. Gut, dann schauen wir halt mal, was es bringt. Dem WWF-Report von heute wird das nichts Positives hinzufügen, oder ihm zumindest eine erfreulichere Hoffnung für die Welt bringen ...
# Erfasst von Martin | 27.10.16 22:13
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