Mike Forbes trotzt Donald Trump

In Schottland will der Milliardär Donald Trump in grossem Stile anrichten: 1500 Hotelzimmer und zwei erstklassige Golfplätze. Da freut sich das Land natürlich, wenn da nicht Mike Forbes wäre.

Wie war das noch bei Asterix? Alles ist befriedet, ausser ein kleines Dorf ...

Mike Forbes ist ein Fischer, der mitten in der von Trump begehrten Landschaft ein Grundstück hat, das er einfach nicht verkaufen will. Kein Schmuckstück-Bauernhof, aber halt sein Zuhause.

Trump habe ihm bisher nebst einem neuen Haus bis zu CHF 1 Million geboten, der sture Kerl aber lasse sich bisher davon nicht locken. Das Interview mit ihm war recht deutlich, er will da halt nicht weg, er habe dafür geschwitzt und gerackert. Kein Geld könne ihn da weglocken.

Nun ist es aber so, dass der Staat Schottland Trumps Investionsgesuch zur Chefsache, sprich nationaler Bedeutung, erhoben hat. Das heisst, dass wohl Dinge wie Enteignung am Horizont erscheinen.

Eine spannende Situation, denn im Prinzip haben die ja wohl auch das Primat des Eigentumsschutzes. Also dürfte der Forbes seinen Grund behalten. Aber wenn der Staat abwägt, ob das Wohl eines einzelnen mehr wert sei als das Wohl einer ganzen Region, so wird's dann ja wohl kritisch.

Diese Güterabwägung ist wohl immer sehr herausfordernd. Ab wann ist es erlaubt zu enteigenen? Und wofür? Rechtfertigt ein Resort für die Wohlbetuchteren das Vertreiben eines Einzelnen?

In Moskau und vielen anderen Orten fackelt der Staat gar nicht lange, da werden Gesetze so gebogen, so dass alteingesessene Familien, die dummerweise in der Stadt wohnen, vertrieben werden, damit der Baugrund spekulativen oder lukrativen Vorhaben zugeschanzt werden kann.

Es bleibt fast nichts als zu beobachten, denn machtlos sind die Kleinen da immer. Jean Ziegler sagt dem so treffend Raubtier-Kapitalismus.

Und hier in der Schweiz sieht man, dass dies auch passiert, vielleicht weniger öffentlich, aber mit genau denselben krassen Konsequenzen für die Betroffenen.

Hier sind es Angestellte in wenig qualifizierten Berufen wie Verkäufer oder Kioskbetreiber. Sogenannte Änderungskündigungen versetzen sie in den Status modernder Leibeigener: Arbeiten auf Abruf, weniger Lohn, keine Planbarkeit mehr, schamloses Ausreizen der Leidensfähigkeit der Leute. Derweil die Teppichetage derselben grossen Konzerne sich jedes Jahr immer 2-stellige Salärerhöhungen zugestehen. Oftmals nur schon für eine Person so viel, dass man die vielen Angestellten problemlos hätte zum vorherigen Lohn weiterarbeiten lassen können.

Ekliges Volk da oben.

Wohl dem, der sich solchem Zitronenquetschen entziehen und seine Würde bewahren kann, indem er einen anderen Job findet.

Wie lange soll solche strukturelle Gewalt eigentlich noch geduldet werden? Wollen wir wirklich solche Egoistengesellschaften? Ellbögeln? Rücksichtslos? Alle Errungenschaften der solidarischen Gemeinschaft verlierend?

Mike Forbes ist im TV und es wird spannend sein, wie Trump mit Hilfe des Staates und eventuellen Winkelzügen einen Kleinen, der sein Land verbrieft besitzt, platt macht. Oder auch nicht, denn es gibt Widerstand. Wir werden es ja sehen ...

Die Egozentriker verschaffen sich ihre Macht

Man sieht wieder mal, die selbstverliebten Mächtigen erliegen ihrer Macht, bzw. dem Gefühl, sie zu haben. Drum setzen sie alles in Bewegung, um sich auf der Welle zu halten.

Heute hat Putins Partei wohl über 80% der Duma eingeheimst. Er darf ja kein drittes Mal per Staatspräsident werden, aber wenn er die Partei unangefochten führen kann, ist er de facto immer noch Chef im Land.

Ditto der Javez. Obwohl mal sehr gut in der Volksstimmung gelegen - wie ja auch Puttin -, ist er offenbar ebenfalls der Glorie erlegen, wie sonst will er eine Verfassung durchboxen, die ihm in ultimo totalitäre Machtbefugnisse in die Hand gibt.

Heute sah ich einen Film über ein tolles Experiment: Primarschüler einer chinesischen Schule hatten die Aufgabe, sich mit demoktratischen Mitteln einen Klassensprecher zu wählen. Das Besondere daran ist im Adjektiv "chinesisch" begründet: Nach Jahren der Planwirtschaft, der Bevormundung, sind das immer noch Experimente, der Umgang mit demokratischen Mitteln, mit der Frage, wen würdest du wählen.

Die Kinder hatten zuhause natürlich auch darüber gesprochen, so dass einige davon vom Papa aufgetragene Reden hielten. Politische Sprüche im Alter von 8 Jahren ...

Der im Schlussgang Unterlegene konnte die Tränen nicht an sich halten. Er nahm's sehr persönlich, wenn man auch nicht erkennen konnte, ob er des Drucks von Papa wegen heulte oder weil er die Niederlage persönlich nahm.

Der Sieger als Klassensprecher hat allerdings auch einiges an Macht, wie man dann sehen konnte: Wie ein Drillsergeant ging er beim Morgenturnen durch die Reihen und wies diejeningen harsch an, Füsse oder Hände gefälligst ordnungsgemäss zu halten.

Putin, Javez - sie sind natürlich weder die ersten noch die letzten, die meinen, sie seien wichtig. Das Dumme an diesem Verhalten ist eben nur, dass die Macht dann diese Personen übernommen hat, sie also die Macht nicht mehr zum Nutzen der Allgemeinheit einsetzen, denn immerhin kommt Macht von machen, sondern nur noch zu ihrer Erhaltung. Die Macht übernimmt die Person und macht diese zu ihrer Sklavin, um sich selbst zu erhalten. Man kann das jeweils gut erkennen, wenn man ihre Darsteller zu Beginn und gegen Ende ihrer Karriere beobachten kann.

So wird Macht zur Unterdrückung. Es ist schade, dass viele der politischen Führer so wenig spirituelle Ausbildung haben.

Die Schweizer Männer - Zwangsbewaffnet und ewig gestrig?

Die Rundschau von heute zeigte es deutlich: Wenn es um die Waffe im Haus geht, kommen sehr merkwürdige, wenn nicht gar völlig irrationale Argumente auf den Tisch.

SVP-ler Roland Borer sagte, man dürfe nicht 120'000 Milizmilitärs zu Verbrechern machen. Macht ja niemand. Dennoch kommt dieses schwache Argument mangels besserem immer wieder.

This Jenny, ebenfalls SVP, aber irgendwie präsenter, sagte vor Ort bei der Bushaltestelle, dass er die Initiative gegen Waffen zuhause, obwohl von links, sofort unterschreiben würde.

Auf die ganz konkrete Frage, ob die nicht vorhandene Waffe einen konkreten Tod verhindert hätte, was man eigentlich logischerweise mit Ja beantworten müsste, kommt die Antwort, man müsse an der Basis arbeiten, die sei halt brutal oder die Eingewanderten hätten Gewaltindoktrinationen. Da müsse man ansetzen. Stimmt. Aber die zurückgehaltene Waffe hätte einen Tod verhindert. Ob, wann und wie ein Täter sich dann doch noch eine Distanzwaffe besrgt hätte, kann niemand, weder Gegner noch Befürworter wissen. Und beiden ist doch klar, dass sie niemals voraussagen können, wie ein Mensch seinen emotionalen Druck ablassen und was er dazu benutzen wird. Ist die Waffe da, wird sie fast mit Sicherheit benutzt, wenn alle Dämme brechen.

Die Frage reduziert sich eigentlich ganz einfach auf dies: Was ist so gewichtig und rechtfertigend, Waffen zu hause zu lassen, als Missbrauch mit Todesausgang zu verhindern? Dies wurde schlüssig noch von keinem Befürworter beantwortet.

Bundesrat Blocher sagte, dass man ja die Autos auch nicht verbiete nur aufgrund eines schweren Unfalles. Hinkt meines Erachtens, denn das Auto ist nicht primär Tötungsinstrument und vor allem auch nicht so portabal, und der Umgang mit Autos ist allen mittlerweile geläufig, sowohl Fahrern als auch Fussgängern. Die Waffe hingegen ist wohl mindestens der Hälfte der Bevölkerung unbekannt oder zumindest nicht alltäglich, so dass sie sich nicht schützen muss vor einer andauernden Konfrontation mit ihnen.

Natürlich, die Waffe ist neutral. Aber ihre Verfügbarkeit ist das Problem, und um nichts anderes sollte diskutiert werden, nicht um Traditionen, nicht um Bereitstellungszeit.

Was soll die Waffe zuhause, die Munition im Zeughaus, der Arbeitsplatz weil pendelnd 30-50 km weiter weg? Kommt der einzige - gemäss Argumentation der Befürworter noch halbwegs nachvollziehbare - sofortige Einsatzbedarf, so müssen also Credit Suisse City und UBS Dorf ihre 5-stellige Bevölkerungen zuerst ins Zeughaus und dann nach Hause und dann an den Einsatzort schicken? Meines Erachtens eine klassische Schildbürgergeschichte. Soll das effizient sein? Wo dann womöglich die Wege zu all diesen Depots ja des Einsatzgrundes wegen nicht mehr benutzbar sind?

Krass dann noch die Erfahrung von Prof. Jositsch, der seine Waffe freiwillig ins Zeughaus bringen wollte, etwas, das gemäss Borer gehen sollte: Ihm wurde nach vorerst erfolgreicher Abgabe ein Brief geschickt mit der ausdrücklichen und unmissverständlichen Forderung, seine Waffe wiede rabzuholen und zuhause zu lagern - er sei dazu von Gesetzes wegen verpflichtet.

Braucht es Traditionen, die von stilisierten Heldenkämpfen herrühren, die so stark sind, heutige Realitäten zu ignorieren?

Höngger Mörder ist ein Rekrut

Fast wie in einem Ami-CSI Filmchen ... der Mörder der jungen Azubi in Höngg ist ein Rekrut, der gerade aus der Rekrutenschule kam.

Er sei im Tarnanzug mit seinem Sturmgewehr von einem Zeugen gesehen worden. Der Mann wurde verhaftet und gestand.

Es gebe keine bisher erkennbare Beziehung zwischen ihm und der jungen Frau. Das nährt natürlich die Spekulation, weshalb er auf sie schoss.

Könnte es einfach sein, dass er im Überschwang der Emotionen seine Fähigkeiten als Scharfschütze üben wollte? War er sich überhaupt klar, dass ein getöteter Mensch nicht durch einen Neustart des Games wieder aufersteht?

Wie fühlt er sich eigentlich selbst, dass ihm jegliches Einfühlungsvermögen zu fehlen scheint, sollte er wirklich absichtlich auf Francesca geschossen haben?

Natürlich sieht man einem Menschen zwar seinen aktuellen Zustand an, aber man weiss nicht, wie es dazu kam. So ist spekulieren über wieso oder warum Zeitverschwendung und sinnlos, da dabei meistens nur die Neigungen des Spekulierenden zum Zuge kommen denn echte Wahrnehmungen.

Was aber sicher gesagt werden kann: die Leute, die Waffen und Munition nicht zuhause sehen wollen, kriegen dadurch Auftrieb - und ich finde das gut. Distanzwaffen gehören einfach nicht zu jedem nach Hause.

Denn es ist genau die Distanz, die wahrscheinlich auch dem jungen Mann seine Tat erleichterte.

Es ist zu hoffen, dass der Tod seiner "Schiessbudenfigur" oder seines "Spielgegners" ihm doch nahe kommen wird.

Mir scheint, als ob diesem Mann die Abgrenzung von der körperlichen Realität zu derjeningen, in der er sich wohl aufhält, abhanden gekommen ist.

Von der Gefahr der Entsolidarisierung

Die Manager haben sich wie fast alle Jahre wieder kräftig Lohnerhöhungen genehmigt. Ich habe anderswo schon darüber geschrieben, dass ich das überhaupt nicht gutheisse.

Was mir jedoch viel wichtiger ist, ist der Verlust der Solidarisierung, der schleichend einhergeht damit.

Die Schweiz hatte einen fast garantierten Arbeitsfrieden, wohl auch deshalb, weil die Schere zwischen Arbeitern und Chefs sich auftut, und weil die Chefs auch mittlerweile nicht mehr unbedingt aus der Linie der aufgestiegenen Arbeiter stammen, sondern teilweise völlig branchenfremde KAderleute sind. Oder noch schlimmer, ganz einfach Investoren, Hasardeure, Ruhmsüchtige.

Schon Marx sagte, dass die Entfremdung von der Arbeit ein Problem sei. Damit hatte er wohl recht, siehe den Zustand von (Ex-)Russland und China.

Die Sorgfalt für das Objekt der Arbeit ist halt nur dann gegeben, wenn irgendetwas da ist, an dem das Herz hängen kann. Wenn ich in einer Firma arbeitete, die zu einem reinen Gewinnmaximierungsobjekt eines Gamblers geworden ist, die die Wertschätzung der Mitarbeiter zwar in den Hochglanz-Broschüren anpreist, in der Realität aber nicht beweist, dann fliesst keine Energie mehr von mir in das, was ich während der Präsenzzeit bei der Firma tue.

Und wenn das geschieht, kann die Identifikation mit der Firma nicht mehr die Geringschätzung meiner Arbeitskraft aufwiegen. Da setzt manch einer die rosa Brille ab und schaut sich die Oberen und ihr Tun mal genauer an.

Dies wird fast sicher zu Unzufriedenheit führen, aus welchen Emotionen auch immer. Und im Feedback auf sich selbst dann auch zu grösser werdenden Egoismen, Ellbögeleien, Frust, eben wieder Emotionen. Dies ist dann eine klassische Mitkoppelung.

Ich finde es bedenkenswert, ob unsere Gesellschaft diesen Weg gehen soll. Ich möchte persönlich viel eher, dass das Bewusstsein der abgehobenen Manager sich auch mal dieser Problematik annähert, denn die Unteren sind die Leute, die in der Gesamtheit dann für ein rauheres, alltäglich erfahrbares Klima sorgen werden.

Und am schnellsten werden das wohl die zugewanderten Leute spüren und auch wieder ausleben, denn bis wir angepasste Schweizer trotz oberster Markierung unseres emotionalen Dampfkochtopfes mal explodieren, geht es wohl schon noch recht lange. Aber das wird sich auch ändern - wenn die Entsolidarisierung so weiter geht. Auch wenn wir geradezu da hineingetrieben werden, auch unter "hehren" Absichten wie Geboten, Geld zu sparen durch Krankenkassenprämienvergleiche etc.

Ceterum censeo: Think globally, act locally.

Von der Freude, Geschichten zu hören ...

Letzthin war ich mit einem Kollegen verabredet, der sich eine 3-wöchige Trecking-Fahrt von Chengdu über Lhasa nach Indien leistete. Eine bis dato touristisch unbefahrene Strecke, die lange zuvor geplant und schliesslich doch der Planung entsprechend erlebt wurde.

Ich hatte zuvor schon die gut 600 Fotos angeschaut und mich gefreut auf einen Geschäftstermin mit ihm. Wir trafen uns dann im Heidiland und haben dort 3.5 Stunden nur erzählt, vielmehr er mir, ich durfte hinhören, was er alles erlebt hat. So wurden seine Fotos lebendig, ich erkannte den Faden durch die Geschichte und durch die vielen Erlebnisse, Anekdoten und Emotionen wurde aus den Standbildern fast Filme.

Es ist für mich wunderbar Zeit zu haben, solche "Meetings" möglich zu machen. Es waren tolle Stunden, ich konnte immerhin etwas beisteuern, weil ich mal eine chinesische Freundin hatte. So kamen mir einige Dinge seiner Erfahrungen bekannt vor, Verhaltensweisen der Chinesen, pauschal oder als Einzelpersonen ...

So hat er mir gesagt, hätten sie eine Strassenbaustelle erlebt, nichts Ungehwöhnliches, aber diese war 150 km lang und auf ihr wurde auf der ganzen Länge gearbeitet. Menschen ganz weiss vor Betonstaub, kein Mundschutz, all den Staub einatmend, eine Ressource halt, von der man in China schier unendlich viel hat. Gesundheitsschutz? Nie gehört ...

Oder vom Unterschied der im Tibet lebenden Chinesen zu den Tibetern, oder vom Autofahren auf 5200 Metern über Meer bei Nacht und Regen, oder über die Scheu der Benutzer, bei den Toyota-Landcruizern den 4x4 Antrieb präventiv einzuschalten, bevor die Karre unverrückbar festsass, oder von der Übersättigung an Farben und Formen in den tibetischen Klöstern, oder den interviewten Pilgern, die 6 und mehr Monate lang auf dem Weg nach Lhasa waren ...

Ich bin dankbar, dass es mir möglich ist, solche befruchtenden und erheiternden Stunden erleben zu dürfen.

Mark Knopfler - Ausgebrannt?

Gestern war ich mit einem Freund zusammen an einem Showcase Konzert von Mark Knopfler an der AVO-Session.

Er hat vor geladenem Publikum nur eine genaue Stunde gespielt, liess sich nicht zu Zugaben bewegen trotz gutem Beifall.

Gespielt hat er Songs aus seinem neuesten Album. Aber die Wirkung, die er ausstrahlte ... mein Freund sagte, er hätte das Gefühl gehabt, da spiele eine mittelmässige Gitarrenkombo.

Es war gestuhlt, so dass wir alle sassen, und ich beobachtete mich, wie ich vom sicherlich schönen eingängigen Sound eingelullt fast einschlief. Hatte ein Freund recht? Ich überlegte mir das erst nach dem Konzert. Er spielte zum Vergleich nur ein Dire Straits Song, den allerdings genialen Brothers in Arms. Da bekam er den lautesten Applaus.

Vielleicht spielte er deshalb nur ne Stunde, weil seine eigenen Songs weniger gut anzukommen schienen. Diese waren ja auch von einer gewissen Genügsamkeit, Beschaulichkeit, Anspruchslosigkeit. Nett, stimmungsvoll, Marks Alter entsprechend?

Das Schweizer TV hat die Session aufgezeichnet und wird sie irgendwann bringen. Knopfler selbst spielt im April 2008 in Zürich ein öffentliches Konzert.

Wenn er so spielt wie heute, dann ginge ich dort nur hin, wenn ich grad eine relaxte Chillout Session brauche. Es scheint, als ob der 58-jährige Schotte irgendwie sein Pulver verschossen hat. Natürlich alles gemessen an dem, was er früher produzierte.

Es war schön, aber nicht genial - und hoffentlich nicht repräsentativ für ihn oder seinen Zustand.

Von der Scheinheiligkeit ...

Die Deutschen regen sich nun über unsere Dignitas auf. Ja, sie finden es entwürdigend, was die Dignitas macht.

Ok, die Dignitas macht das ja derzeit nur so, weil sie es auch hierzulande mit der Scheinheiligkeit der Moralwächter zu tun hat. Die Geographie spielt ja nur insofern eine Rolle, als mit ihren Grenzen auch die Gesetze ändern.

Dass aber gerade Deutsche sich darüber ereifern, ist merkwürdig. Im eigenen Land ist es verboten, Sterbehilfe zu leisten, also motzt man dann die anderen an, wo das halt geht. Und als Aufhänger benutzt man eine zugegebenermassen derzeit etwas aussergewöhnliche Vorgehensweise von Dignitas.

Der Tod, das mysteriöse Ding. Jeder Mensch hat ihn vor sich, und 99% weigert sich im Leben, sich damit zu beschäftigen. Und zwar so, dass er erkennt, was Leben und Tod sind. Das Leben, das ist halt scheinbar das, was der Körper erlebt, er begibt sich morgens von der Horizontalen in die Vertikale und abends umgekehrt. Soll diese Routine das Leben sein? Naja, wir sind ja mittendrin, kennen's halt nicht anders. Doch hat das was mit irgendeiner Wahrheit zu tun, die die Nörgler aufbringen, so von wegen Würde und so. All das kennt der Körper nicht.

Da zeigen sich dann die eigenen Ängste im Gemotze über den Tod von anderen - nota bene ja ihnen unbekannten Mitmenschen. So mischen sie sich schon wieder in das Leben anderer ein, weil sie die eigene Geschichte nicht geklärt haben. Wie gut ist es da, dass es einen Sündenbock gibt.

Gleiches passiert derzeit ja in Rom, wo einige selbstherrliche Italiener Rumänen mit Eisenstangen malträtieren, nur weil aus deren Land ein Roma eine Römerin vergewaltigt und getötet habe. Schon wieder kann man Scheinheiligkeit demonstrieren, indem man im scheinheiligen Zorn andere Leute zusammenschlägt, nur um mit den eigenen geistigen Konflikten nicht aufräumen zu müssen.

Cassis de Dijon - Günstigere Preise und dennoch gute Deklaration?

18 Ausnahmen gewähre der Bund der allgemeinen Akzeptanz des Cassis de Dijon Prinzips. Dieses klärt, dass ein in einem EU-Land den dortigen Gesetzen genügendes Produkt in einem anderen EU-Land auch ohne weitere Anpassungen oder Vorbehalte verkaufbar sei.

In der Schweiz soll das demnächst auch gelten, jedoch mit Ausnahmen: So sollen Waschmittel bei uns nach wie vor phosphatfrei sein, Eier nach Art der Haltung deklariert werden.

Dieses Prinzip hat Fans, die Konsumenten, die billigere Preise wollen. Und Gegner, die Konkurrenz oder Qualitätsverluste befürchten.

Klar, ich bin kein Wirtschaftsspezialist, aber ich frage mich dennoch, wieso da ein Problem sein soll. Ich hoffe, dass Deklarationen ja nicht verschwinden, sondern dass ich einfach einige Produkte aus dem Ausland in den lokalen Läden finde. Diese tragen ja auch irgendwelche Deklarationen.

Ich möchte einfach jederzeit in der Lage sein, anhand der Daten zu entscheiden, was ich kaufe - egal, woher das kommt. Dazu braucht es von mir nur den Willen, wirklich hinzuschauen und zu entscheiden.

Ich mache das ja auch schon bei Produkten der hiesigen Anbieter: Als ich zum ersten Mal las, dass der Kaffeerahm beim COOP 3 E-Stoffe drin hat, beim Migros jedoch nur 1, fragte ich mich, wieso das denn so sei. So kaufe ich aufgrund dessen den Rahm vom Migros.

Solange bei Gemüse und Früchten ebenfalls deklariert ist, woher das Zeug kommt, oder ob Kakao und Kaffee fair gehandelt und ökologisch sinnvoll angebaut wurde, solange kann ich selbst entscheiden.

Und das ist das Wichtigste. Es ist ja klar, dass die Konsumenten es im Griff haben, was produziert wird. Ob Aldi- und Lidl-Gänger darauf achten, wage ich zu bezweifeln, aber das würden sie wohl auch nicht, wenn sie in Grossbuchstaben geschrieben stünden. Einfach, weil es ihnen egal ist. Mir ist Herstellung und Vertrieb eines Produktes nicht egal. Ich schaue eben hin und entscheide, ob ich das unterstützen will.

Dies muss die Akzeptanz dieses Prinzips mir erlauben: Nach wie vor anhand guter Deklarationen zu entscheiden, ob ich das Produkt so will. Wenn's günstiger wird, habe ich nichts dagegen, aber nicht ums Verrecken. Deklarationen, sie müssen da sein, das verlange ich. Aber dies ist ja kein Thema von Cassis de Dijon.

Die schleichende Dressur der Internet-Benutzer

Ich bin nun schon seit knapp 15 Jahren im Internet-Business tätig. In den letzten paar wenigen Jahren ist eine schleichende Anpassung des nachlässigen Umganges mit seinen Daten erkennbar.

Ich bin Entwickler einer Website, auf der Surfer Tickets bestellen können. Man braucht sich nicht im voraus zu registrieren, sondern kann einfach mal buchen. Die Registration folgt danach, erste dann, wenn man definitiv zahlen will. Es ist bei uns nicht nötig, seine Daten im voraus anzuegeben, nur um eine Dienstleistung zu erhalten.

Heute bekam ich einen Anruf, in dem mich eine Frau anschnauzte, wo man sich den registrieren könne, sie wolle bestellen.

Die Vorstellung, die sie buchen wollte, sind noch gar nicht öffentlich buchbar. Obwohl da steht, wann der Verkauf startet - und das ist halt noch nicht heute -, bestand sie darauf, dass wir ja nicht draus kämen, sie sei eine gewohnte Ticketbestellerin.

Kein Gedanke mehr daran, was es eigentlich für eine Unsitte ist, sich im voraus registrieren zu müssen. Seine Daten für eventuell gar nichts zu hinterlassen. Kein Bewusstsein (mehr dafür, wem man weshalb seine Adressdaten gibt.

Diese Vernachlässigung konnte ich über die letzten paar Jahre beobachten. Wir sind seit 2001 auf dem Markt. In der letzten Zeit häufen sich die Anfragen wie die von heute.

"Häufen" heisst einfach, ca. eine Anfrage pro Monat. Wenn ich dann erkläre, wieso das bei uns so ist, nehme ich nur noch eine gewisse Gleichgültigkeit wahr.

Nun, es kam ja schon im Radio und im TV, was man alles über eine Person herausfinden kann mittels einschlägigen Websites. Nicht immer nur das, was der auch gefällt. Die Profilierungstechniken sind heute recht ausgefeilt. Datamining lässt grüssen.

Natürlich setzte ich diese Websites auch mal auf mich an. Zu meiner zufriedenen Erwartung kam die Bestätigung, dass diese Websites nichts über mich fanden. Was natürlich nicht ausschliesst, dass es umherschwadronierende Informationen geben könnte, die so leicht halt nicht gefunden werden können.

So bin ich zufrieden.

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